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Anleitung für russische Geschäftsleute

von Semën Al'tov

 

 

 Inhalt: 

  1. Anleitung für russische Geschäftsleute
  2. Das Büro
  3. Das Gedächtnis
  4. Der Schreibtisch des arbeitsamen Menschen
  5. Ernährung
  6. Damenbesuch
  7. Das Wort eines Geschäftsmannes
  8. Die Augen
  9. Cocktails
  10. Die Sekretärin
  11. Geschäftsessen, Soupers, Bankette
  12. Freuden bei Tisch
  13. SauNa
  14. Manieren
  15. Antworten auf Fragen
  16. Taktgefühl
  17. Das Händeschütteln
  18. Der Kampf ums Rauchen
  19. Das Hobby
  20. Geschäftsgeheimnisse
  21. Schluss


 

 

Verehrte Leser!

Das Original dieser vertraulichen Instruktion wurde uns im Jahre 1991 von der amerikanischen Spionage gestohlen und unter großen Mühen ins Englische übersetzt. Im Jahre 1992 stahl unsere Spionage diese englische Übersetzung und übersetzte sie zurück ins Russische. Der Vollständigkeit halber muss man noch anmerken, dass das Dokument auf dem Wege zurück in die Heimat von der japanischen Spionage entwendet wurde, doch es erwies sich als unmöglich, die »Geheimnisse unseres Business« ins Japanische zu übertragen, weshalb die japanische Spionage unserer Spionage den Vorschlag machte, die Instruktion innerhalb von 24 Stunden zurückzustehlen, was auch dankbar vollzogen wurde. In Folge der doppelten Übersetzung aus dem Russischen, unter Umgehung des Japanischen, ins Englische und umgekehrt, wurde der Text einem größeren Kreis von Lesern verständlich, und wird mit großer Wahrscheinlichkeit jene interessieren, die das Risiko auf sich nehmen wollen, in Russland Geschäfte zu betreiben.

 

 

Anleitung für russische Geschäftsleute

Unsere Art der Geschäftsführung kennt nichts vergleichbares in der Weltgeschichte. Wir sind immer unseren Weg gegangen, wohin er uns auch geführt hat. Hochtrabende Zielvorstellungen, im Verbund mit dem völligen Fehlen jeglicher Erfahrung, erzeugen eine erstaunliche Wirkung. Gerade darin besteht unsere Stärke. Denn im Grunde ist hier vom sogenannten Antibusiness die Rede, bei dem der Ausländer niemals richtig verstehen wird, weshalb ihn etwas so schnell und planmäßig in den Wahnsinn treibt, das so ganz natürlich scheint. Deshalb besitzen wir heute, angesichts vielfältiger Geschäftsbeziehungen, die historische Chance, die hochentwickelten Länder zu ruinieren und auf diese Weise, endlich, Weltniveau zu erreichen, indem wir es auf unsere Stufe herabziehen.

Unsere Väter haben versucht, Amerika einzuholen und zu überholen. Unsere Aufgabe gestaltet sich einfacher: Wir müssen lediglich Sansibar einholen und überholen, wenn es dieses Land überhaupt gibt. Was Amerika betrifft, warum sollten wir ihm mit heraushängender Zunge hinterherhetzen, wenn wir den Gejagten einfach ausbremsen können und ihn auf diese Weise umgehen, ohne uns von der Stelle zu rühren!

Das Joint-venture-Business birgt ungeahnte Möglichkeiten. Gebt uns etwas Zeit, und die gemeinsamen Unternehmungen verwandeln Amerika in genau so ein ewig sich entwickelndes Land, wie das unsere.

Wie man die Sache mit dem ausländischen Partner in Angriff nimmt, wie Verhandlungen schneller abzubrechen sind, wie man sich einen Geschäftsmann leichter vom Halse schafft, wie man seinen Verstand verwirrt, ihn in den Ruin treibt – diese und viele andere nützliche Ratschläge finden Sie in der Instruktion 472/91.

Die vorliegende Anleitung ist in solchem Maße geheim, dass niemand ihre Existenz auch nur geahnt hätte. Und doch gibt es diese Instruktion, wie Sie sehen.

Das Büro

Ohne Büro gibt es keinen Geschäftsmann! Wie sich dieses Wort ins Russische übersetzen lässt, bleibt ebenso unklar, wie die Frage, ob es überhaupt ins Russische zu übersetzen ist. Offensichtlich handelt es sich bei einem Büro um einen Ort, an dem der westliche Geschäftsmann sofort erkennen können muss, dass hier kein Unsinn getrieben wird, genauer gesagt, er soll an diesem Ort nicht erkennen dürfen, dass hier Unsinn getrieben wird.

Das Niveau der modernen Wissenschaft und Technik erlaubt es, den Anschein hitziger Tätigkeit zu erwecken, obwohl diese nicht vorhanden ist. Die Technik muss dem Menschen dienen, aber nicht der Mensch der Technik. In keinem Fall darf sichtbar werden, dass Ihre Mitarbeiter nichts zu tun haben und sich in der Nase bohren. Heute kann man sich mit Hilfe von Faxen, Telexen, Computern, Fotokopierern und anderen Dingen in der Nase bohren, von denen noch nicht einmal die Bezeichnung bekannt ist, die aber toll aussehen! Diese Apparate müssen die ganze Zeit tätig sein, ohne die kürzeste Unterbrechung! Alles muss mit ganzer Kraft rascheln, schwirren, piepen. Ihr Büro muss jederzeit an einen Generalsstab während eines Feldzuges erinnern.

Die westliche Technik hat nur einen einzigen Fehler: sie kann nicht von ganz allein arbeiten. Kein Fax wird Sie erreichen, wenn Ihnen keines geschickt wurde. Glauben Sie mir, das ist so! Viele warteten – doch, oh weh, nichts passierte! Damit das Telefon klingelt, muss Sie jemand anrufen. Die Lage scheint hoffnungslos. Wer sollte Sie anrufen, Ihnen Telexe schicken, wenn Sie mit niemandem etwas zu tun haben? Es gibt einen Ausweg! Stellen Sie im Nachbarzimmer eine Dublette des jeweiligen Apparates auf, setzen Sie Leute daran, und diese werden Sie anrufen, Ihnen Faxe und Telexe schicken! Das ist so einfach, wie es genial ist!

Ihre Mitarbeiter müssen sich ihr Geld ehrlich verdienen, so schwer es ihnen auch fallen möge, alle müssen ständig hereinkommen und kurz hinausgehen, am besten schwer atmend. Die Männer müssen pünktlich zur Arbeit erscheinen, ein bisschen unrasiert, die Frauen teilweise ungeschminkt. Es ist wünschenswert, dass sie Ringe unter den Augen haben. Dies erweckt beim Besucher den Anschein einer wilden »Tätigkeit«, denn die Mitarbeiter dürfen sich auch niemals zurecht machen. Verständlich, warum ihm das gegen den Strich geht.

Diese Anstrengungen werden sich auszahlen. Der Geschäftsmann wird begreifen müssen, dass es taktlos wäre, tätige Menschen mit eigenen Vorschlägen zu belästigen! Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden hier, dem Durcheinander nach zu urteilen, weitaus größere Geschäfte getätigt, als um irgendwelche lumpigen ein-zweihundert Millionen Dollars. Er setzt sich auf die Vorderkante des Sessels, in der Hoffnung, dass irgendwann eine kurze Pause eintreten wird. Aber diese Pause darf es nicht geben!

Die Telefongespräche werden nur schreiend durchgeführt, mit hochrotem Gesicht, am besten mit Flüchen durchmischt, damit der Ausländer wenigstens etwas versteht.

Die Statistik beweist: jeder zweite Geschäftsmann, der in eine solche Situation des Wahnsinns gerät, gibt nach fünf Minuten auf. Für jeden ersten muss die »Erste Hilfe«  gerufen werden, damit sie ihn abholt. Das liegt daran, dass kein normaler Mensch auf die Reihe bekommt, wie das gehen soll: alles ist in Bewegung, zischt, raschelt, läuft, brüllt, und trotzdem kommt nicht das geringste dabei heraus!

Dies ist eines der Hauptgeheimnisse unseres Geschäftslebens.

Bedenken Sie: das alles ist nicht so einfach, wie es ausschauen mag. Auch kein Resultat erfordert die Mobilisierung sämtlicher Kräfte. Aber, so heißt es doch so schön: ohne Fleiß kein Preis!

Das Gedächtnis

Trainieren Sie Ihr Gedächtnis, und es wird Sie niemals im Stich lassen. Jeder findet es angenehm, wenn man sich seinen Namen schon beim ersten Mal einprägt. Deshalb stehen Sie vor einer Aufgabe, die nicht ganz leicht ist. Sie müssen nicht nur ein für alle Mal vergessen, wie Ihr Gesprächspartner heißt, sondern auch jedes Mal seinen Namen in anderer Weise durcheinanderbringen. Sagen wir mal, der Geschäftsmann stellte sich Ihnen so vor: »Mister Turman«. Daraufhin schütteln Sie ihm lange die Hand: »Sehr angenehm, sie kennenzulernen, Mister Fuhrmann! Sind sie gut angekommen, Mister Hurmann? Da haben wir uns ein einträgliches Geschäftchen einfallen lassen, nicht wahr, Mister Pacman? Wie wär's mit einem Tässchen Kaffee, Mister Sturmmann?« Über welche Selbstbeherrschung dieser Mann auch verfügt, wie gut er auch erzogen sein mag, er wird, bei so einer Art des Umgangs mit ihm, kaum in der Lage sein, das Gespräch lange aufrecht zu erhalten. Wenn der Geschäftsmann, mit Mühe seine Empörung verbergend, sich verabschiedet, schreien Sie ihm aus dem Fenster hinterher: »Bei uns sind sie immer willkommen, Mister Zuberbühler!« Danach streichen Sie den Namen dieses Geschäftsmannes aus Ihrem Notizbuch. Diesen Menschen werden Sie nie wieder zu Gesicht bekommen.

Es scheint sich dabei nur um eine Kleinigkeit zu handeln – aber der erste Schritt ist getan, Sie haben angefangen, den Brunnen zu vergiften! Sehen Sie es in einem größeren Zusammenhang: hier ein bisschen Gift, da ein bisschen, dort noch etwas. Und braucht es denn viel Gift, um einen einzelnen Geschäftsmann zu beseitigen?!

Der Schreibtisch des arbeitsamen Menschen

Der Arbeitstisch erfordert besondere Aufmerksamkeit und sorgfältige Vorbereitung, damit ein plötzlicher Besucher Sie nicht auf dem falschen Fuß erwischen kann. Die Kugelschreiber sollten sich im rechten Halter befinden, die Stifte im linken. Es ist wünschenswert, dass Sie vielfarbige Buntstifte besitzen, wenn auch nicht ausschließlich. Beim Bemalen von Geschäftspapieren wirken verschiedene Farben einfach hübscher.

Natürlich müssen die Minen der Kugelschreiber immer leer sein, die Minen der Bleistifte sorgfältig abgebrochen werden. Während Sie einen Kugelschreiber suchen, der schreiben kann, oder einen Bleistift, der nicht abgebrochen ist, vergeht viel Zeit. Sie brauchen nicht daran zu zweifeln, dass dies bei einem vielbeschäftigten Menschen Empörung hervorrufen wird, was eine gute Grundlage für Verhandlungen darstellt, die zur gegeben Zeit abgebrochen werden sollen.

Wie entleert man die Minen der Kugelschreiber, wenn man die Schreibpaste nicht gerade herausquetschen will? Ihre gesamte Freizeit, und davon werden Sie jede Menge haben, verbringen Sie damit, Papiere mit Dingen vollzukritzeln, die sich in Ihrer Seele aufgestaut haben. Man kann auch einfach Tic-Tac-Toe spielen – wie Sie wollen. Eine Mine reicht ungefähr für 35 – 40 Blatt Papier im Format DIN A3.

Bringen Sie Ihre Geschäftspapiere rechtzeitig in Unordnung. Verteilen Sie alle Blätter, die zu einem Kontrakt gehören, auf verschiedene Ordner! Und so müssen Sie mit allen Dokumenten verfahren! Als Resultat müssen in einem Hefter Blätter aus den verschiedensten Vorgängen erscheinen, die miteinander nicht das geringste zu tun haben dürfen. Alle Ordner werden mit ein und derselben Ziffer durchnumeriert (sagen wir mal mit der »84«). Dies erlaubt es uns, mehrmals in ein und demselben Hefter zu wühlen. Außerdem wird unser Geschäftspartner, nachdem er zum fünften Mal den Ordner »84« gesehen hat, anfangen, den Verstand zu verlieren.

Jeder Aktenordner bekommt eine eigene Schublade, deren Schlüssel an einem entfernten Ort gelagert wird. Im Beisein des Geschäftsmannes müssen Sie dann alles nötige zusammensuchen. Während Sie den Kater Mursik verteufeln und verfluchen, der »alles ständig durcheinanderbringt«, vergeht wieder eine Menge Zeit. Beim Suchen sagen Sie immer wieder: »Aha, da ist er ja! Ach nein, doch nicht! Ja, wo ist er denn? Ach ja, hier! Oder doch nicht? Nein, hier muss er sein. Da ist er ja!«

Sie werden zustimmen, dass es sich hierbei um eine scheinbar nicht geplante Prozedur handelt, die aber einem normalen Geschäftsmann innerhalb einer halben Stunde einen Schlag versetzen kann, von dem er sich lange nicht erholen wird.

Ernährung

Die Ernährung sollte sich abwechslungs- und kalorienreich gestalten. Ein besonderes Augenmerk sollten Sie auf das Frühstück richten. Schließlich gehen Sie danach zur Arbeit und kommen zur Sache. Zu einem guten Frühstück gehören unbedingt Zwiebeln, besser noch Knoblauch. Zum zweiten ist er sehr vitaminreich, zum ersten entsteht ein hartnäckiger, mit nichts zu vergleichender Geruch. Bei geschäftlichen Gesprächen rücken Sie etwas näher an Ihren Gesprächspartner heran, um eine vertrauliche Atmosphäre zu erzeugen. Noch näher. Genau so. Atmen Sie tief und gleichmäßig. Es wäre gut, wenn dabei der Ventilator eingeschaltet ist, der das Knoblaucharoma Ihres Atems zum Gesprächspartner hinüberpustet. Nach wenigen Minuten werden Sie mit Vergnügen feststellen können, wie sich Ihr zukünftiger Kompagnon abzuwenden beginnt, in Verwirrung gerät, das Gespräch abzukürzen versucht und froh sein wird, sich schnell von Ihnen verabschieden zu dürfen. Nachdem er in einigen unserer Büros gewesen ist, wird der westliche Geschäftsmann die Erkenntnis gewinnen: »Ist es denn wirklich nötig, dass alle hier Knoblauch essen? Offensichtlich erkennen sich in Russland die Geschäftsleute schon am Geruch«. Um nicht als weißer Rabe zu erscheinen, wird er selber Knoblauch probieren, sich an ihn gewöhnen und keinen Schritt mehr ohne Knoblauch tun.

In Amerika zurück, wird sich der Geschäftsmann nicht sofort von dieser schädlichen Gewohnheit verabschieden können. Aber bei denen kommt man mit solchen Sachen nicht durch! Entweder Knoblauch, oder Geschäft! Sehen Sie, und wieder wurde einer ruiniert …

Damenbesuch

Verlieren Sie nicht die Fassung, wenn eine Dame in Ihrem Arbeitszimmer erscheint. Jede beliebige Frau lässt sich leicht entmutigen, wenn man weiß, was sie möchte, und mehr noch, wenn man weiß, was sie auf keinen Fall möchte. Im vorliegenden Falle müssen Sie wie ein richtiger Mann auftreten. Trägt die Gesprächspartnerin einen kurzen Rock, stieren Sie mit den Augen auf Ihre Knie. Versinken Sie immer tiefer im Sessel, als würde es Sie wahnsinnig interessieren, was sich unter dem Rock noch so verbirgt. Ist der Rock lang, besitzt aber auch nur den kleinsten Einschnitt – dann richten Sie Ihre Augen dorthin. Hier empfehlen wir auch eine einfache Vorrichtung. Weisen Sie Ihren Hausmeister an, die Fensterläden so zu präparieren, dass sie ständig wieder aufgehen. Das ist nicht teuer, erlaubt es aber, während des Gesprächs mit einer Dame öfters aufzustehen, um die Fensterläden zu schließen. Während Sie das tun, stellen Sie sich auf die Zehenspitzen, um den Ausschnitt der Bluse besser sehen zu können. Glauben Sie mir, selbst wenn die Geschäftsfrau keine Brüste besitzen sollte, nach diesen Manipulationen wird sie glauben, sie hätte welche.

Die kluge Geschäftsfrau wird sofort begreifen: Sie sind ein Schürzenjäger. Man könnte mit Ihnen schlafen, aber niemals Geschäfte machen! Und insofern Geschäftsfrauen sich auch in Ihrer Freizeit am wenigsten mit Bettgeschichten beschäftigen, sinkt das Interesse für den Geschäftspartner auf den Nullpunkt, und sie wird sich sofort verabschieden.

Während Sie sie hinausbegleiten, vergessen Sie nicht ihr den Ellenbogen zu drücken, damit diese Beine Ihr Büro niemals mehr betreten.

Das Wort eines Geschäftsmannes

Aus Romanen, die noch vor der Revolution spielen, sind Fälle überliefert, in denen russische Kaufleute Ihr Wort gaben und dies für den Abschluss eines Geschäftes auch ausreichte. Sie vertrauten dem Wort. Es ist bekannt, wie das für diese Kaufleute ausging. Jedoch glauben westliche Geschäftsmänner bis heute an mündliche Absprachen. Und nicht nur das: Sie halten Ihr Wort sogar! Nun, so ist das bei denen üblich. Einen solchen Umstand nicht auszunützen, wäre eine Sünde! Was hindert Sie denn, einem westlichen Unternehmer Ihr Wort zu geben?! Das Wort ist kein Spatz, der Mund enthält Tausende davon! Schwören Sie, rufen Sie Gott an, zerren Sie an seinem und Ihrem Hemd, versprechen Sie rechtzeitig zu bezahlen, auszuliefern, auszufüllen, nachzuzählen … Sollte der Ausländer immer noch zögern, geben Sie das heilige Ehrenwort eines russischen Geschäftsmannes, ohne mit der Wimper zu zucken, die rechte Handfläche auf ein Butterbrot mit Käse gelegt. Und Sie werden es nicht glauben, – er wird Ihnen glauben! Nun, so ist das bei denen üblich.

Versuchen Sie einen möglichst großen Vertragsabschluss zustande zu bekommen, damit sich der westliche Kompagnon niemals wieder davon erholen wird. Wenn schon, denn schon! Nach seinem Ruin soll er mal versuchen, den Schuldigen zu finden! In den Weiten unserer Heimat ist das bisher noch keinem gelungen!

Wenn alles normal abläuft, schießt sich der Geschäftsmann eine Kugel in den Kopf! Nun, so ist das bei denen üblich. Und mit Kugeln, unserem kriegsindustriellen Komplex sei dank, werden wir sie überschütten, kein Zweifel! Das Wort eines Geschäftsmannes!

Die Augen

Die Augen sind bekanntermaßen die Spiegel der Seele. Deshalb müssen Sie es vermeiden, Ihrem Gesprächspartner direkt in die Augen zu sehen. Von den Augen lässt sich ein Gedanke ablesen, oder die Abwesenheit des Denkens überhaupt. Die Augen können uns verraten. Aber verbergen dürfen wir sie deshalb nicht. Der Geschäftsmann könnte uns auf die Schliche kommen. Wohin, fragen Sie, sollen wir denn dann unsere Augen richten? Blicken Sie angestrengt auf die Nasenwurzel Ihres Gesprächspartners. So einen Blick kann keiner lange ertragen.

Und schon wird der Geschäftsmann nachdenklich, weil er in keiner Weise verstehen kann, wohin Sie die ganze Zeit schauen! Er reibt sich die Nasenwurzel, weil er dort einen Schmutzfleck vermutet. Warum sollten Sie denn sonst dort hinschauen?! Als Resultat denkt der Geschäftsmann nicht mehr darüber nach, was er sagen soll, sondern darüber, was mit seiner Nasenwurzel sein könnte! Er schielt in einen Spiegel: nichts ist dort, gar nichts! Aber Sie schauen weiter dorthin! Folglich, einer von ihnen beiden muss ein Idiot sein! Selbstzweifel kennt der Geschäftsmann nicht. Das heißt, Sie müssen es sein! Das Gespräch nimmt sehr schnell sinnlosen Charakter an, das heißt, wir haben es dort, wo wir es haben wollen. Und um so selbstsicherer Sie sich fühlen, um so hilfloser wird der Geschäftsmann. Als Folge dieses unablässigen Blicks auf die Nasenwurzel haben Sie Ihren Gegner schon bald auf beide Schulterblätter niedergerungen.

Cocktails

Es gilt, der Kunst der Zubereitung von Cocktails ein besonderes Augenmerk zu widmen, weil ein kräftiger Schluck Mixgetränk im Verlauf eines Verhandlungsgesprächs beinahe alles durchkreuzen kann. Wenn der Firmenrepräsentant ein erfahrener Mensch ist, der seinen Cocktail zwar probiert, aber bei klarem Verstand und nüchterner Betrachtung bleibt, dann muss man die Initiative ergreifen. Leeren Sie ein großes Glas, das mit einer Mischung Ihres Vertrauens gefüllt ist (bewährt haben sich 100 g Wodka, 50 g Champagner, 5 g gemahlener Pfeffer und eine Prise Schießpulver). Diese prickelnde Mischung sollte jeden nach etwa fünf Minuten von den Beinen hauen. Ihre Repliken werden zusammenhanglos, Ihr Grinsen immer dämlicher und breiter. Der Geschäftsmann wird Sie immer misstrauischer beargwöhnen. Schnell kippen Sie noch einen Cocktail mit den Worten hinterher: »Auf den Erfolg unseres Unternehmens!«

Nach dem dritten Glas küssen Sie den Geschäftsmann an allen Stellen, derer Sie habhaft werden können. Sie werden staunen, wie schnell ein richtiger Geschäftsmann laufen kann! Vergessen Sie nicht hinterherzurufen, dass man, nach altem russischen Brauch, zum Abschied ein Glas »auf Clinton« trinke!

Die Sekretärin

Bei weitem nicht alle habe eine Vorstellung davon, welch große Rolle die Sekretärin im Leben eines geschäftstüchtigen Mannes spielt. Eine gut gedrillte Sekretärin ist in der Lage, den Besucher schon vor der Begegnung mit Ihnen abzuwimmeln. Am effektvollsten bleibt natürlich eine bezaubernde taubstumme Sekretärin. Doch die kann sich kaum einer leisten. Für angemessenen Lohn lässt sich eine stotternde Sekretärin finden, eine mit krankhaftem Nervenzucken oder zumindest ein nettes hinkendes Mädchen, das zwei-drei Sprachen beherrscht, die außer ihr aber niemand sonst versteht. Während der Besucher sein Anliegen vorträgt, vergehen Unmengen an Zeit, und der erfahrene Unternehmer weiß: wie die Sekretärin, so der Chef. Der eine oder andere mag aber auch denken, dass es sich vielleicht ja nur um ein Missverständnis gehandelt habe? Dann muss man sich im Laufe des Gesprächs wieder auf die Mithilfe seiner Sekretärin verlassen können. Bitten Sie sie, Kaffee oder Tee zu bringen. Hier wird von der Sekretärin eine besondere Gewandtheit verlangt. Es gilt nicht nur, den Inhalt der Tasse über den Gast zu schütten, er muss sich dabei auch verbrühen. Der Kaffee muss stark und sehr heiß sein, da der Besucher ihn nach seiner Wirkung bewertet.

Vorbereitend sollte man sich beim Geschäftsmann erkundigen, wie er seinen Kaffee haben möchte. Mit Milch? Mit Sahne? Abhängig von seinen Wünschen kann man seine Bekleidung dann zusätzlich mit Milch- oder Sahneflecken schmücken.

In den Kaffee gehört unbedingt Zucker, allerdings ohne umzurühren. Dann bilden sich auf der Kleidung um die Flecken herum süße kristalline Krönchen, die schwer zu entfernen sind und einen schmerzlichen Eindruck hinterlassen. Nachdem sie die Flecken erzeugt hat, ist die Sekretärin angewiesen, sich mit einem Bügeleisen auf den Besucher zu stürzen, wobei sie Stühle umstoßen und den Schrei ausstoßen sollte: »Jetzt bügele ich sie durch!«

Wenn sich der Geschäftspartner noch keine tödlichen Verbrennungen zugezogen hat, wird er spätestens jetzt kapitulieren, da er das Leben dem Bügeleisen vorzieht.

Eine unbedingte Anforderung an die Sekretärin ist weiterhin – ein untrügliches Gedächtnis. Sie darf nichts, aber auch gar nichts vergessen, und ist verpflichtet zu jeder Tages- und Nachtzeit anzurufen, um mitzuteilen: »Ich weiß es noch! Vor einer Woche hat Herr N. angerufen und gebeten, irgend etwas zu übermitteln. Ich weiß es noch – ich werde ihn sofort anrufen!« Ohne eine solche Sekretärin werden Sie umkommen, verstrickt in ein undurchdringliches Netz unaufschiebbar wichtiger Angelegenheiten.

Geschäftsessen, Soupers, Bankette

Was darf man, was darf man nicht mit den Händen essen. Natürlich ist es angenehmer, mit den Händen zu essen, wer weiß das nicht, doch, o weh, mit den Händen isst man ausschließlich nur Wild, und nicht jeder weiß, was Wild ist. Deshalb, wenn Sie als Original gelten wollen, versuchen Sie alles mit den Händen zu essen, sagen wir mal, das Fleisch in der Suppe. Machen Sie das elegant, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, schmatzen Sie nicht, knurren Sie nicht, während Sie den Knochen abknabbern. Nachdem Sie ein Stück Fleisch aus der Suppe gefischt haben, nehmen Sie es so in die Hände, dass die linke Hand den Knochen wie den Zeiger einer Uhr hält, wobei Sie den fleischigen Teil mit den Zähnen abnagen, während die freie rechte Hand die ganzen Stücke in den Mund reicht. Wenn Sie dabei genügend ungezwungen erscheinen, werden die Ausländer den Eindruck gewinnen: das sind die hiesigen Gebräuche, es wäre taktlos, sie zu ignorieren, – und Ihrem guten Beispiel folgen. Doch insofern als die Bewegungen der Hände nicht sehr sicher sein werden (hier erweist sich die fehlende Praxis), brauchen Sie keinen Zweifel zu hegen: die Gäste finden sich in einer idiotischen Lage wieder: der eine reißt die Stücken so ab, dass es auf die Hose tropft, der andere bekleckert sich mit dem Fleisch, mit einem Wort, alle machen sich hundertprozentig lächerlich! Auf diese Weise verderben Sie Ihren Gästen den Appetit und den Wunsch, sich mit Ihnen zu treffen. Wenn sie das Schicksal wieder einmal zusammenführen sollte, wird der westliche Geschäftsmann bei Ihrem Anblick einen gewissen Brechreiz verspüren. Und der Brechreiz ist eine gewaltige Macht. Glauben Sie mir, der Geschäftsmann wird nicht gerade scharf darauf sein. Aber Sie liegen auf der Lauer und schwelgen in allen Einzelheiten in Erinnerungen an diesen bemerkenswerten Abend. Sie werden es nicht bereuen!

Freuden bei Tisch

Wenn Sie zu einem Abendessen im engen Kreis von Geschäftsfreunden eingeladen sind, können Sie sich einen harmlosen Scherz mit Hilfe eines netten kleinen Spielzeugs erlauben. Es handelt sich dabei um eine Teleskophand, die sich leicht in der Tasche verbergen lässt. Wenn sich die Geschäftspartner mit ihren Frauen um den Tisch verteilt haben und sich eine ungezwungene Atmosphäre eingestellt hat, ziehen Sie unbemerkt die Hand mit dem Spielzeug unter dem Tisch hervor. Drücken Sie den Knopf, mit dem die Hand ausgefahren wird und berühren Sie mit ihr das Knie irgendeiner Frau. Berühren, berühren! Die Frau in der Ehefrau wird sofort erwachen und sich den Kopf zerbrechen, wer von den Anwesenden so zärtlich unter dem Tisch geworden ist! Desgleichen verfahren Sie mit den Knien der verbleibenden Damen. Wenn die erblühenden Ehefrauen in glückseliger Ungewissheit schwelgen, streicheln Sie die Knie der Männer. Streicheln, streicheln! Schon beginnen sie sich vor den Frauen aufzuplustern! Im Verlaufe des Gespräches bei Tisch werden alle darum besorgt sein, was da unter dem Tisch vor sich geht, wer wem die Knie streichelt und warum! Hier eröffnet sich ein weites Feld für stürmische Phantasien.

Nur wenig später, beim Tanz, werden die Gäste auf den krummen Wegen der Andeutung bei Ihrem jeweiligen Tanzpartner in Erfahrung bringen wollen, ob ihm nicht zufällig die Taktlosigkeit unter dem Tisch unterlaufen sei? Und da niemand eine solche Ungehörigkeit von seinem eigenen Ehepartner erwarten würde, sie aber alle ohne Ausnahme von Ihnen berührt worden sind, wird jeder die Hoffnung hegen, gerade von demjenigen berührt worden zu sein, den er sich wünscht. Hier ergeben sich zwei Varianten: entweder die Vorstellungen aller fallen zusammen, und sie werden glücklich sein, oder sie fallen nicht zusammen, und dann wird ein häuslicher Krach unausweichlich, Szenen, Scheidungen inbegriffen. Vielleicht kommt es bei Herzfehlern der Betroffenen zu Herzrhythmusstörungen, Infarkten, oder aber auch nur zu Tätlichkeiten, Beleidigungen und was es da sonst noch so alles gibt!

Das ist doch nun wirklich ein herrliches Spielzeug, nicht wahr!

SauNa

Nehmen wir eine typische Situation: die Geschäftsverhandlungen sind in eine Sackgasse geraten. Natürlich erfordert das von Ihnen ein Maximum an Anstrengung, insofern als der westliche Geschäftsmann, ein großes und einträgliches Geschäft witternd, sich mit aller Kraft daran setzen wird, die Verhandlungen voranzutreiben. Es scheint ihm, als würde der Abschluss immer näher rücken, weil alles im Grunde so einfach und, in der Hauptsache, so gewinnbringend ist! Der Arme urteilt doch tatsächlich nach den Gesetzen der Logik und wird im Leben nicht darauf kommen, dass in unserem Lande ganz andere Gesetze herrschen.

Wappnen Sie sich mit Geduld, denn es ist in keinem Falle angebracht, unseren amerikanischen Freund offen zu brüskieren und in die Wüste zu schicken. Zurückhaltung, und noch einmal Zurückhaltung! Der Geschäftspartner muss ganz von selbst auf den Gedanken kommen, dass er hier nichts zu suchen hat! Stellen Sie die Sache so dar, dass Sie mit Leib und Seele »dafür« sind, doch dass es Leute gibt, die Ihnen Knüppel zwischen die Beine werfen. Der Geschäftsmann wird sich mit diesen Leuten treffen wollen. Er ist sicher, dass sich schon alles klären wird, wenn er erst einmal erklärt hat, dass zwei mal zwei vier Millionen sind, die man nicht einfach so aus dem Fenster wirft! Schliesslich ist das auch für den Staat einträglich! (Er glaubt, dass das jemanden interessieren würde!)

Der Gast hat einen Wunsch – also bitte! Morgen abend in der Sauna. Natürlich versteht der Geschäftsmann nicht: was soll jetzt bitte die Sauna? Schließlich will er ein Gespräch führen und sich nicht waschen! Erklären Sie ihm, dass bei uns Geschäft und Erholung untrennbar verbunden sind. Insofern als Zeit Geld ist, können wir uns den Luxus nicht leisten, uns einfach nur hängen zu lassen und nichts zu tun, als Ausgleich gäbe es dafür aber ein Recht auf Erholung bei der Arbeit! Natürlich wird beim Geschäftspartner ein Rest des Zweifels bleiben: denn dort sind nur trockene und nüchterne Menschen im Geschäft tätig, hier bei uns nur feuchte und benebelte.

Wo liegen die verborgenen Vorteile der Sauna? Nun, mit einem ausgepumpten Menschen lassen sich sogar die unlösbaren Probleme lösen und gleichzeitig, je nach Standpunkt, die lösbaren Probleme nicht lösen, abhängig davon, wieviel man aufgießt.

In der Sauna wird das volle Programm durchgezogen. Die Liegebank wird auf 120 Grad vorgeheizt, die Geschäftspapiere werden gleichmäßig verteilt, die Brote sind schon aufgeschnitten, der Wodka gut gekühlt, die Bräute heiß. Der ausgekleidete Geschäftspartner wird anfangen zu fragen, wo denn die Menschen sind, mit denen er sich treffen muss? Sind das vielleicht diese netten, sympathischen Mädchen oder etwa diese Monstren, die ständig stören? Beruhigen Sie ihn, sagen Sie ihm, dass die Ungeheuer mit der Zeit verschwinden werden. Zerren Sie den Gast in die Sauna.

Stoßen Sie ihn auf die Liegebank und, sobald er den Mund aufmacht, peitschen Sie ihn mit Birkenreisern, wobei Sie bei den Schultern beginnen, über den Popo fortfahren, bis hinunter zu den Fersen. So, dass ihm der Atem stockt! Der Geschäftspartner will sich herauswinden, versucht irgend etwas zu sagen, aber Sie gießen Bier auf die Steine, Kognak, Minzwasser, damit sein Gehirn vom Dampf umnebelt wird. Er will aufspringen – lassen Sie das nicht zu! Erklären Sie ihm, dass echte Geschäftsmänner eine halbe Stunde durchhalten. Warten Sie den ersten Schweiß ab, den zweiten, den dritten. Der Geschäftspartner, der langsam seine Urteilskraft verliert, versucht noch einmal über die Angelegenheit zu reden, aber schon ohne diese Klarsicht, mit schlaffer Stimme, mit hochroter Grimasse. Tauchen Sie ihn ins Becken mit Eiswasser. Wenn der Geschäftsmann wieder an die Oberfläche kommt, müssen ihm die Augen auf der Stirn stehen. Laden Sie ihn in den Ruheraum ein. Dort sind die Mädchen. Eine mit einem Gläschen, die zweite mit Gürkchen, die dritte ohne alles. Wiederholen Sie diese Prozedur drei Mal: Birkenzweige, Eiswasser, Mädchen. Wenn der Geschäftsmann, der längst vergessen hat, warum er in die Sauna gekommen ist, durch die Übersetzerin vorschlägt »Gib mir einen Kuss, Kiss me«, – geben Sie ihm nach. Küssen Sie sich über die Übersetzerin. Um sich zu versichern, dass alle Fragen jetzt schlussendlich geklärt sind, versuchen Sie etwas vom Geschäft zu stottern. Wenn Ihnen der Geschäftsmann eins auf die Fresse gibt, war der Abend ein voller Erfolg.

Jetzt ist die Übersetzerin schon überflüssig geworden, Sie verstehen sich auch so. Je unzusammenhängender das Gespräch, desto herzlicher ist es. Nach zwei Stunden sollte Ihnen der Geschäftsmann zu verstehen geben, dass er sein Leben umsonst gelebt habe, nach drei Stunden wird er um politisches Asyl bitten. Nach vier Stunden lassen Sie ihn einfach dort liegen, auf einem Sofa. Von diesem Tag an kann unser neuer Freund ohne die Sauna nicht mehr leben und verplempert für diese Annehmlichkeit all sein Geld. Als Resultat gibt es wieder einen westlichen Geschäftsmann weniger.

Manieren

Ein Mensch, der in einer Angelegenheit zu Ihnen kommt, muss eine gemütliche Atmosphäre vorfinden. Denken Sie an einen Aschenbecher, lassen Sie den Gesprächspartner nicht mit der Zigarette in der Hand herumfuchteln. Eine Schale Gebäck, Haselnüsse, Selterswasser. Diese Dinge sind nicht so nebensächlich, wie man denken könnte! Sagen wir mal, der Geschäftsmann zeigt Ihnen die Grundrisse eines Hotels. Sie hören aufmerksam zu, nehmen eine Handvoll Nüsse, schieben sie in den Mund und veranlassen den Gesprächspartner mit einer Geste, sich zu bedienen. Im Eifer der Rede schiebt er sich ein paar Nüsse in den Mund.

Dann, während Sie weiter nachdenklich im Takt der Wort nicken, gießen Sie zwei große Gläser mit Mineralwasser voll, trinken selbst und bieten dem Geschäftsmann an. In einem Zug kippt er sein Glas herunter und redet weiter. Nach dem Verzehr der trockenen Nüsse, dem Nachgießen mit Sprudelwasser und dem ununterbrochenem Reden sollte sich im Organismus ein Schluckauf einstellen. Und er stellt sich sowohl bei Ihnen, als auch bei Ihrem Geschäftspartner ein. Als der Klügere lassen Sie ihn zuerst aufstoßen. Er gerät ein bisschen in Verwirrung. Aber Sie winken mit den Händen ab: »Das macht nichts!« Dann stoßen Sie selbst auf. Der Geschäftsmann denkt, dass Sie sich einen Scherz erlauben, und beginnt zu schweigen. In dieser leicht gereizten Stimmung stößt er in der Stille laut auf. Ohne dem besondere Beachtung zu schenken, sagen Sie: »Ach, Blödsinn! Denken sie nur – ein Schluckauf!« Und jetzt stoßen Sie wieder auf. Der Geschäftsmann ist beleidigt: »Was soll das, machen Sie sich über mich lustig?!« Und rülpst ganz aufgeregt. Sie lächeln: »Wo haben sie den denn noch hergenommen?« Und jetzt rülpsen Sie mit ganzer Kraft. Der Geschäftsmann, der über Sie und Ihre Nächsten rülpst, geht unter Türenschlagen hinaus. Erleichtert rülpsen Sie ihm hinterher.

Man kann Sie beglückwünschen: wieder haben Sie sich von einem Geschäftspartner befreit. Glauben Sie mir, es ist weitaus schwieriger, sich von einem Partner zu befreien, als von einem Konkurrenten. Insofern, als der Konkurrent Ihnen das Leben schwer machen, der Partner es Ihnen aber erleichtern möchte. Dieses Vorhaben ins Nichts zu verkehren, das kann nur der echte Profi.

Antworten auf Fragen

Im Verlauf eines Gesprächs wird das Wesen eines Menschen aufgedeckt. Deshalb müssen Sie vorsichtig sein! Bevor Sie eine Dummheit sagen, – denken Sie darüber nach! Weshalb heißt es wohl: »schlau wie ein Hund«? Eben weil er schweigt! Deshalb ist er klug. Dem Menschen aber ist die Fähigkeit zu sprechen gegeben. Denken Sie daran, dass Ihre Antwort dermaßen ausführlich sein muss, dass dem Wunsch nach einer weiteren Frage der Boden entzogen wird. Aber ohne alle Grobheiten! Zartfühlend, intelligent, so als würde man die an dieser Stelle passenden Worte verwenden. Je mehr Worte fallen, desto weniger Sinn machen sie! Natürlich wird sich Ihr Gesprächspartner für Ihre persönliche Meinung interessieren. Woher sollen Sie die aber nehmen? Aber in Ihrer Antwort darf es keine Verworrenheiten geben. Genau, vernehmlich und vollkommen unverständlich.

Es gibt drei Formen der ausführlichen Antwort.

Erste Form. Die Antwort auf das, was gar nicht gefragt war.

Frage: Was halten sie von der Kakerlakenplage in den Hotels?

Antwort: In München bin ich im Hotel »Orion« abgestiegen. Der Besitzer heißt Helmut. Kennen sie ihn vielleicht?

Soll Ihr Gesprächspartner der Antwort doch entnehmen, was er möchte.

Zweite Form. Stopfen Sie Ihren Satz mit Worten voll, aus denen der Gesprächspartner dann lesen wird, was ihm gerade in den Sinn kommt.

Frage: Was halten sie von der Kakerlakenplage in den Hotels?

Antwort: Sehen sie mal, Verehrtester. Offengestanden und nur unter uns gesagt die Hand wie man so sagt aufs Herz gelegt wie auf die Seele sollte man auf keinen Fall ausschließen dass in besonderen Fällen so etwas vorkommen kann aber seien wir doch ehrlich und lassen wir uns der Wahrheit ins Auge blicken, um so mehr, als das, was die Kakerlaken betrifft wohl kaum eine andere Art der Interpretation zulässt! Oder was denken sie?

Natürlich kann man die Worte auch in einer anderen Reihenfolge verwenden. Es versteht sich von selbst, dass nicht die Reihenfolge den Ausschlag gibt, sondern die Anzahl. Der Gesprächspartner wird sich bedenken, und ziemlich lange. Macht nichts, macht nichts, solange er nur darüber nachdenkt, ob es sich überhaupt lohnt, noch eine Frage zu stellen.

Dritte Form. Diese wird verwendet, wenn jemand um jeden Preis in Erfahrung bringen will, was Sie dazu denken. Es gibt lästige Menschen. Wahrscheinlich haben die keine eigene Meinung, weshalb Sie es unbedingt auf die Ihre abgesehen haben. Bleiben Sie gelassen! Soll man doch in Ihrer Antwort eine Logik zu finden versuchen. Die Suche nach Logik kann bei völliger Abwesenheit von Inhalt zu einer Verknotung der Gehirnwindungen führen.

Frage: Ja, was halten sie denn nun von der Kakerlakenplage in den Hotels?

Antwort: Ganz zweifellos ist die Kakerlakenplage in den Hotels an sich widerwärtig. Aber, von einem anderen Standpunkt aus gesehen, hat auch die Kakerlake, wie jedes beliebige andere Lebewesen auch, ein Recht auf Existenz. Dies besagt auch die Konvention über den Schutz von Gemüsen und Insekten vom 20. Januar 1978, zweiter Abschnitt, Paragraph 3 (hier folgen noch ein paar Angaben und Ziffern, die sich keiner merken kann, weshalb sie immer ehrfurchtsvoll zur Kenntnis genommen werden). Es ist vorstellbar, dass einem Menschen die Anwesenheit von Kakerlaken unangenehm sein könnte. Wie sieht es aber im umgekehrten Falle aus? Wissen wir denn, wie der Kakerlak unsere Anwesenheit empfindet! Dies ist meine persönliche Ansicht, und ich werde sie mit Schaum vor dem Mund von mir weisen, wenn sie nicht mit der Ihren übereinstimmt!

Zweifeln Sie nicht, zwei oder drei ähnliche Antworten lassen auch den tolerantesten Geschäftsmann aus der Rolle fallen.

Taktgefühl

Taktgefühl nennt man die Fähigkeit, zur rechten Zeit das zu sagen, was notwendig ist, oder nicht zu sagen, was gerade nicht notwendig ist. Eine zur falschen Zeit angebrachte Phrase kann über den Ausgang einer erfolgversprechenden Verhandlung entscheiden, eine unpassende Anekdote kann in die Sackgasse führen. Lernen Sie ein paar Anekdoten auswendig. Probieren Sie vor dem Spiegel, wie man sie am besten anbringt. Und seien Sie bereit, im Verlaufe eines geschäftlichen Gesprächs mir nichts dir nichts eine Anekdote herauszulassen.

Jedes Wort, das von Ihrem Gesprächspartner gesagt wird, kann als logischer Anknüpfungspunkt dienen. Nun, zum Beispiel, der Geschäftsmann beginnt den Grundgedanken unseres Joint-venture darzulegen. Setzen wir voraus, dass es um die Produktion von Bier geht. Er erzählt etwas von Stammwürze, Transport, Biersorten. Sobald er aber auch nur das Wort 'Bier' in den Mund nimmt, unterbrechen Sie ihn mit einem freundlichen Klaps auf die Schulter: »Apropos Bier! Da gibt es folgende Anekdote. Im Freudenhaus brennt es. Überall wird geschrien: 'Wasser! Wasser!' Doch aus einem Zimmer schaut ein Mann hervor und brüllt: 'Aber in die Fünf bitte noch eine Flasche Sekt!'« Nach dieser Anekdote lassen Sie ein ansteckendes Lachen ertönen. Der Gesprächspartner ist zunächst verdutzt, lächelt dann aber aus Höflichkeit mit. Um zum eigentlichen Thema des Gesprächs zurückzufinden, wird er Zeit brauchen. Er ist angeknockt, Sie sammeln Punkte.

Wenn er wieder zur Besinnung gekommen ist, wird er sich noch einmal zusammenreißen und Sie von links und rechts mit Vorschlägen attackieren. Sobald seine Sprache wieder zusammenhängend und aussagekräftig wird, gehen Sie in den Clinch mit einer Anekdote von unterhalb der Gürtellinie.

Wenn alles normal vonstatten geht, wird der Geschäftsmann nach der fünften Anekdote vollkommen vergessen haben, warum er überhaupt gekommen ist, und bricht in ein hysterisches Lachen aus, bevor er die Anekdote bis zu Ende gehört hat.

Sie dagegen wird man als fröhlichen Gesprächspartner rühmen, der nicht die geringste Ahnung vom Geschäftlichen hat. Und das ist, wie der Amerikaner sagt, voll OK!

Das Händeschütteln

Denken Sie daran: ein schlaffes Händeschütteln enttäuscht, ein kräftiges erniedrigt, ein feuchtes hinterlässt einen widerwärtigen Eindruck und ein trockenes frottiert. Der zielstrebige Händedruck verfliegt vollkommen unbemerkt. Daraus ergibt sich ganz von selbst: auf keinen Fall sollten Sie jemanden begrüßen! Das wird man sich merken und Sie links liegen lassen!

Wenn Sie mit jemandem brechen wollen, greifen Sie zum Hilfsmittel des Händeschüttelns. Wenn Sie wissen, dass der Geschäftsmann in Kürze zu Ihnen kommen wird, greifen Sie mit der rechten Hand in ein Glas Marmelade (am besten aus Preiselbeeren, die sind etwas säuerlich). Dann gehen Sie dem Eintretenden entgegen und drücken ihm kräftig die Rechte, schütteln sie ordentlich, damit sich die Marmelade gut verteilen kann. Danach lecken Sie Ihre Hand ab und fragen: »Das ist doch eine echte Leckerei, nicht wahr?« Nach diesem Händeschütteln werden Sie diesen Menschen niemals mehr begrüßen müssen. Ihre Bekanntschaft ist nun ein für alle mal geschlossen.

Der Kampf ums Rauchen

Im Westen wird immer weniger geraucht, weil man dort länger leben möchte. Wir stehen vor anderen Aufgaben. Deshalb müssen alle Ihre Mitarbeiter rauchen, es sei denn, sie wollen ihre Stelle verlieren.

Ein Mensch, der tatenlos herumsitzt und die ganze Zeit an die Decke stiert, ist einfach ein Faulpelz. Etwas anderes ist ein Mensch mit einer Zigarette. Er ist ganz bei der Sache. Seine Hände sind mit dem Glimmstengel zugange, der Mund mit dem Herausblasen von Rauch, das Gehirn mit dem Nikotin. Schauen Sie mal, wie klug ein Rauchender aussieht! Die Stirn ist in Falten gezogen, die Augen zusammengekniffen, aus den Ohren steigt Rauch auf. Und der flüchtige Beobachter sieht eher die Gedanken im Gesicht, als die im Kopf.

Auf den ersten Blick erweckt ein Rauchender Ehrfurcht, auf den zweiten – einen widerwärtigen Eindruck, vor dem dritten Blick ist man gegangen. Natürlich kann nicht jeder eine ganze Packung pro Tag vertragen. Nur junge, gesunde und willensstarke Menschen halten im Konkurrenzkampf stand und sterben, nachdem Sie die übrigen weit hinter sich gelassen haben.

Das Rauchen zeitigt noch einen angenehmen Nebeneffekt. Wir dürfen nicht vergessen: unter den westlichen Geschäftsmännern gibt es auch solche mit Durchhaltevermögen, die sich in dichten Rauchwolken aufhalten und dabei noch ein geschäftliches Gespräch führen können. Erst gegen Ende des Arbeitstages fallen diese Menschen in Ohnmacht. Als ehrlicher Geschäftsmann fühlt er sich dazu verpflichtet. Wenn er sein Bewusstsein verliert und zu Boden geht, rufen Sie auf keinen Fall die »Erste Hilfe«. Womöglich kommt die dann auch! Der Geschäftsmann würde wieder zur Besinnung gebracht und finge wieder an, Sie mit Vorschlägen zu traktieren. Leisten Sie die erste Hilfe selbständig. Das ist ganz einfach. Legen Sie Eiswürfel aus dem Kühlschrank auf die Stirn des Ohnmächtigen, öffnen Sie sein Hemd, lockern Sie den Gürtel und gehen Sie zu künstlicher Mund-zu-Mund-Beatmung über. Das sollte natürlich einer jungen, aber schon erfahrenen Mitarbeiterin überlassen bleiben. Wenn er wieder zu sich kommt, spürt der Geschäftsmann sofort, in welche freundlichen Hände und Lippen er da gefallen ist. Lassen Sie ihn nicht zur Besinnung kommen, sondern setzen Sie die künstliche Beatmung fort. Zur Anregung des Blutkreislaufes frottiert die Mitarbeiterin die Arme und die Beine des Geschäftsmannes, dann geht es Mund-zu-Mund weiter. Der Geschäftspartner wechselt vom Zustand »Mir ist schlecht« in den Zustand »Ist mir gut« und verliert, um diesen Zustand zu erhalten, erneut das Bewusstsein.

Wenn der Geschäftsmann am Abend in sein Hotel zurückgebracht worden ist, wird er vollkommen vergessen haben, wo er war und was er gemacht hat. Ein leichter Parfumhauch, die geschwollenen Lippen hinterlassen den verwirrenden Eindruck: die Russen haben nicht die geringste Ahnung vom Geschäft, aber küssen können sie!

Das Hobby

Frische Blumen schmücken das Arbeitszimmer ungemein. Achten Sie darauf, dass das Wasser in der Vase immer frisch ist und die Stiele der Blumen akkurat abgeschnitten sind. Und ständig sollten zwei-drei Fliegen durch das Arbeitszimmer schwirren. Verwundert Sie das? Eine Fliege kann für die Unterschrift eines Vertrages unverzichtbar sein.

Stellen Sie sich vor, wie in dem Moment, in dem Ihr Gesprächspartner die prozentuale Verteilung der Gewinne vorträgt, Sie, wobei Sie weiter interessiert zuhören, damit beginnen, vor seiner Nase eine Fliege zu fangen. Natürlich wird er verstummen und die Fliege mit seinen Augen verfolgen, ohne zu verstehen, was die hier überhaupt zu suchen hat. Unbeirrt sagen Sie: »Ich höre ihnen zu, machen sie weiter!« Sobald der Mann seine Gedanken wieder zusammengesammelt hat, schlagen Sie erneut mit einer scharfen Bewegung der rechten Hand nach der Fliege, lassen Sie aber entkommen. Der zukünftige Geschäftspartner, ganz aus dem Konzept gebracht, wird versuchen, Ihnen beim Einfangen dieser verfluchten Fliege zu helfen, aber Sie trainieren das mehrere Stunden am Tag, und er nicht! Endlich haben Sie das Biest gefangen, halten es in der Faust und sagen mit einem gutmütigen Lächeln zu Ihrem Gesprächspartner: »Wo waren wir stehengeblieben?«

Der Sonderling erkennt, dass der Zwischenfall mit der Fliege beendet ist, und beginnt nachdrücklich seine Gedanken darzulegen. Doch kaum ist er wieder ruhig und klar bei Sinnen, führen Sie mit einer gleichmäßigen Bewegung die Faust mit der Fliege an sein Ohr und fragen: »Da summt der Unhold! Hören sie's?« Hiermit ist das geschäftliche Gespräch quasi beendet. Und Sie zeigen Ihrem Gast ein paar kardinale Kniffe, mit deren Hilfe der Profi Fliegen fängt. Am effektivsten ist eine Bewegung von unten nach oben im Winkel von 45 Grad mit einem Aufwärtsschlenker im letzten Stadium. Der Geschäftsmann wird begeistert sein. »Wie geschickt sie das machen!« – »Hier sind sie völlig falsch! Sie sollten keine Verträge unterzeichnen! An Ihnen ist ein Künstler verlorengegangen!« – und Sie zeigen dem Armen alle Geheimnisse des Fliegenfangens. Als Resultat gibt es vielleicht einen Geschäftsmann weniger, dafür aber einen Fliegenfänger mehr.

Geschäftsgeheimnisse

Denken Sie immer daran: niemand muss wissen, womit Sie sich beschäftigen! Wenn dieses Geheimnis einem zweiten bekannt ist, könnten es alle erfahren. Wenn es nur einer weiß, kann er es einem zweiten mitteilen, und dann wissen es wieder alle. Daraus folgt, dass ein Geheimnis nur dann völlig sicher ist, wenn überhaupt niemand davon weiß.

Prägen Sie sich die Devise des hiesigen Geschäftsmannes ein: Sie müssen nicht wissen, womit Sie sich beschäftigen! Nur dann haben Sie ein garantiertes Geschäftsgeheimnis! Tätigen Sie Ihre Geschäfte, ohne in Erfahrung bringen zu wollen, worin diese eigentlich bestehen.

Schluss

Unsere Aufgabe besteht darin, alle Geschäftsbeziehungen schon im Anfangsstadium zu unterbinden. Je weiter eine Sache gediehen ist, um so schwerer fällt es, sich aus ihr wieder herauszuwinden. Bedenken Sie: tun Sie nie etwas mit Absicht, was man auch aus Verzweiflung tun könnte. Je weniger Sie können, desto mehr hängt von Ihnen ab.

Ein einzelner unprofessioneller Mensch kann mehr anrichten, als hundert Profis nachher auslöffeln können. Tun Sie alles, was in Ihren Kräften steht, um zu keinem Erfolg zu gelangen. Beachten Sie: um nichts zu vollbringen, muss man sehr viel arbeiten. Denken Sie daran: gegen Geschäftsleute gibt es nur ein Mittel: die Unprofessionalität. Um diese bis zur Vollkommenheit zu beherrschen, müssen Sie lernen, lernen und nochmals lernen.

Ein einziger erfahrener Unprofi kann es leicht mit einem Dutzend Profis aufnehmen. Wenn alles so läuft, wie es geplant ist, und die internationale Zusammenarbeit kommt zustande, dann wird es in der nächsten Zukunft den Amerikanern nicht besser gehen als uns. Im Umkehrschluss geht es uns dann auch nicht schlechter als ihnen!

Genossen, ans Werk! In diesem Sinne, viel Erfolg, meine Herren!

 

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© Novyj Gelikon - Verlag, Petersburg – Übersetzung: Eric Boerner