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Dmitrij Prigov |
Vorgeschickte BemerkungInmitten all der computrischen Mittel, die die moderne Welt überwältigen und mit dem Ziel angetreten sind, sie zur völligen Erschöpfung zu treiben, sie zu verfeinern, genauer, alle strukturalen Essenzen aus ihr herauszusaugen und sie auf den Stand eines Agar-Agar zu bringen, versuchte ich jenes Ding an sich zu finden, d.h. jenen kleinen und einzigen Punkt, welcher das ganze Extrem der reinen Computerei darstellt. Im allgemeinen ist alles, was an sogenannten Argumenten für die Andersartigkeit der Computerwelt angeführt wird – die Schnelligkeit, der Umfang und die Kompaktheit des Speichers, das Entwickeln einer Vielzahl von Räumen usw. – obwohl es sich (gesehen von den gewaltigen Sphären der traditionellen Kultur) lediglich um eine Intensivierung und Verlängerung der grundlegenden Vektoren des Anthropomorphismus und seiner gewöhnlichen Manifestationen handelt. Denn, der laufende Mensch kam aufs Pferd, darauf – aufs Automobil, darauf auf das Flugzeug, den Telegraphen, darauf auf die Kommunikationskanäle. Dann, natürlich, entsteht die völlig synchrone Gleichzeitigkeit von Senden und Empfangen des Signals, die freie Auswahl des Empfängers, ein geographischer Voluntarismus – doch alles dies stellt sich in Retrospektive als fließende Linie der Folgerichtigkeit und stillschweigenden Abfolge dar. Nein! Gib uns eine neue Anthropologie! Im mindesten Fall – nicht zu begrenzende virtuelle Welten! welche, natürlich, in der kulturellen Praxis Entsprechungen haben, so wie die lange schon virtuellen Vorläufer Meditation, mystische Offenbarung und die Erfahrungen mit veränderten Bewusstseinszuständen. Im Falle von neo-anthropologischen Forschungsarbeiten (des gentechnologischen Typs oder ähnlichem) in den Grenzen der jüdisch-christlichen Kultur treffen wir auf ein fundamentales Tabu, das auf dem »Bild, das uns gleich sei« basiert. Alle diese heuristischen Strategien können als Ausweg aus der totalen postmodernen Atmosphäre allgemeiner Manipulierbarkeit genau so auch heuristisch verbleiben, während sich Lösungen ergeben über irgend einen fünften oder sechsten Weg (des Typs: das Leben besiegte niemanden auf unbekannte Weise). Man muss jedoch, natürlich, auch zugeben, dass die schwer schnaufende Masse des Niegesehenen schon durch die sich verfeinernden Aufnahmen unserer jetzigen kulturellen Äone hindurchblickt, die sich wiederum ihrer Grenze nähert, der Grenze ihrer Variante des Anthropokosmos. So nämlich haben auch die Atomwaffen nicht einfach die menschliche Faust zu unglaublichen Möglichkeiten der Zerstörung geführt, sondern bestimmten die Grenzen seines Umgangs mit sich selbst, bis hin zu seiner völligen Annihilierung (die Faust ist hier zu verstehen in der Art eines prädominanten Phallussymbols). Überhaupt ist alles dies schwierig und wenig beruhigend, oder umgekehrt, schwierig und beruhigend, oder, noch völlig umgekehrter, dermaßen unschwierig wie es auch wenig befriedigend ist, oder sonst irgendwie. Um so mehr als auch in der zeitgenössischen Kunst, zu der ich gehöre, sozusagen, als gewerkschaftliches Geschlechtsmerkmal, und über die zu urteilen ich irgendwie ein größeres offizielles Recht besitze (um so mehr als ich über jegliche Art von Computerei urteile, ohne einen eigenen Computer zu besitzen und mit jeglicher Art von Computerproblemen nur über Dritte vertraut bin) eben so, und die zeitgenössische Kunst, die jeden beliebigen Text diskreditierte und ausschließlich die Geste legitimierte, die Manipulation und das Gebaren (ich habe, natürlich, ausschließlich die sogenannte contemporary art im Blick, die alles übrige zum Kunstgewerbe erklärte, zur geschickten Strategie, sich künstlerisch zu verhalten), aktualisierte sie den operativen Level der Begründung schriftstellerischer Ambition und sogar der künstlerischen Existenz, wodurch sie die Ideologie des neuen kulturellen Gebarens vorbereitete. Übrigens bedeuten all diese vielzähligen Wortstren lediglich, dass ich diese Operation als Einheit computrischen Gebarens bestimmen möchte. Was, eigentlich, auch aus dieser Sammlung selbst hervorgeht. Weil die Niederschrift schon länger zurückliegt, kann ich mich nicht erinnern, was all die Beschreibungen und sogenannten Quasioperationen in diesen Texten bedeuten sollen. Ich erinnere mich nur, dass alles akkurat durchgerechnet und ehrlich aufbereitet wurde. Im übrigen bewegen wir uns, wie beabsichtigt, im verkündeten Geheimnis und Mythos kulturellen Wirkens. Vielleicht tritt ja jemand in meine Fußstapfen und kann diesen Texten folgen und mir erklären, was ich beabsichtigt hatte.
Das, was die erste Zeile enthält,
Man nehme die dritte Position vom Anfang
Heraus mit dem Ausgangsmaterial:
Wir nehmen:
Wir nehmen, beispielsweise:
D erhält den Wert 2, N – den Wert 3,
Der ganze Sinn ist Summe der Sinne –
Du glaubst, man kann mich leicht betrügen
Hier kommt schon das Virtual Moskau 1994 |