[Gawriil Derschawin]

Gavriil Deržavin (1743 – 1816)

* * *

Ein Denkmal der Unsterblichkeit errichtete ich mir
Höher als die Pyramiden und härter als Bronze,
Das nicht der stürmische Aquilon zu zerstören vermag,
Noch die Zahl der Jahrhunderte, jegliche Zeiten.
Nie sterbe ich ganz, noch im Tode verbleibt
Ein Großteil von mir, wenn ich's Leben beendet.
Es wird mein Ruhm stets weiter noch wachsen,
Solang das große Rom die Welt beherrscht.
Wo mit reißenden Strömen der Aufidus rauscht,
Wo Daunus das einfache Volk einst geführt,
Wird's Land meiner Väter niemals verhehlen,
Dass niedrige Abkunft kein Hindernis war,
Den äolischen Vers nach Italien zu tragen,
Mit alkäischer Leier als erster zu tönen.
Rühm stolz, meine Muse, den rechten Verdienst
Und kränze mein Haupt mit dem delphischen Lorbeer.

1747

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Diese erste Übersetzung der horazischen Ode »An Melpomene«
ins Russische zog eine ganze Reihe von ähnlichen Übertragungen und
Bearbeitungen (zum Beipiel durch Deržavin und Puškin) nach sich,
in der russische Dichter ihre eigenen Verdienste besangen. Diese Entwicklung
ist schon in dieser noch vergleichsweise exakten Übersetzung angelegt,
da Lomonosov ebenfalls aus der Provinz stammte und es in Moskau
(dem dritten Rom) zu großem Ansehen als Wissenschaftler und Dichter
gebracht hatte. Auch ist es Lomonosovs großer Verdienst, die klassischen
Versmaße in theoretischen und praktischen Arbeiten für die russische Sprache
verfügbar gemacht zu haben.
Aquilon: eine römische Bezeichnung für den im heißen Italien gefürchteten
Nordwind, der metaphorisch auch für die barbarischen Völker des Nordens stand.
Aufidus, Daunus: Anspielungen auf Horaz' Heimat Apulien, wo der Fluss Aufidus
fließt und Daunus einst herrschte.
Äolischer Vers: von den griechischen Dichtern Sappho und Alkaios begründete
Versform, die Horaz in Italien eingeführt haben will. Die alkäische Leier
bezieht sich gleichfalls auf Alkaios.
meine Muse: bei Horaz Melpomene, die Anfangs noch eine Muse des Gesangs war,
bevor sie hauptsächlich als Muse der Tragödie betrachtet wurde.
delphischer Lorbeer: in Delphi wurde Apollon verehrt, mit dessen Lorbeer
Dichter als Zeichen ihres Ruhms bekränzt wurden.
(E. B.)



* * *

Ein Gott bewegt mit Lippen; ich werd durch sie verkünden.
Ich werde mein Geheimes und auch die Himmel öffnen,
Entdecken die Erkenntnis des Geistes hoch und heilig;
Denn ich besinge Dinge, die keiner vor mir kannte!
Ich habe große Lust, durch's Sternenreich zu wandeln,
Und, mit den Wolken ziehnd, das Erdenjoch zu sehn.

1747


Auf ein Porträt von Michail Vasil'evic Lomonosov

Wie Pindar, Cicero, Vergil ihn Russen rühmen,
Vom einzgen Lomonosov in Ewigkeit noch künden.
Wenn er begeistert nebenbei die Feder schwang,
Ertönt in Feuerbildern noch heute Donnerklang.

1779


Auf einen Singvogel

Einen Singvogel sie fingen,
Quetschen ihn nun in der Hand.
Der Arme zischt anstatt zu singen,
Doch »Sing schon, sing!«, schrein sie ihn an!

1792 oder 1793

Auf den Tod des Hündchens Miluška,
der beim Erhalt der Nachricht
vom Tode Ludwigs XVI. von den Knien
seines Frauchens herabstürzte
und dabei den Tod fand

O weh! An diesem Tag fiel von den Knien Miluška
Und Ludwig von dem Thron. Schau, Sterblicher,
Sind wir denn alle nicht nur Spielzeuge des Schicksals
                        Die Hündchen und die Herrn?

Anfang 1793


* * *

Wenn die liebenswerten Mädchen
Wie die Vöglein fliegen täten
Und auf Zweiglein setzten sich,
Wär ich gerne solch ein Ästchen,
Dass bald tausend schöne Mädchen
Freudig setzten sich auf mich.
Und sie säßen dort und sängen,
Zwitschernd Nester sie sich wänden,
Zögen ihre Vöglein auf;
Niemals würde ich mich beugen,
Ewig mich an ihnen freuen,
Wäre glücklich stets zuhauf.

1802


Lebensregel

Vorm Stolzen beug dich, dass er friedlich,
Den Streithansel verprügle tüchtig,
Mit Öl quietschende Angeln schmier,
Mit Brot stopf's Maul dem Hundetier, –
Die Wette biet ich gerne an,
Dass alle viere schweigen dann.


* * *

Я знак бессмертия себе воздвигнул
Превыше пирамид и крепче меди,
Что бурный аквилон сотреть не может,
Ни множество веков, ни едка древность.
Не вовсе я умру; но смерть оставит
Велику часть мою, как жизнь скончаю.
Я буду возрастать повсюду славой,
Пока великий Рим владеет светом.
Где быстрыми шумит струями Авфид,
Где Давнус царствовал в простом народе,
Отечество мое молчать не будет,
Что мне беззнатный род препятством не был,
Чтоб внесть в Италию стихи эольски
И первому звенеть Алцейской лирой.
Взгордися праведной заслугой, муза,
И увенчай главу дельфийским лавром.

1747


* * *

Устами движет бог; я с ним начну вещать.
Я тайности свои и небеса отверзу,
Свидения ума священного открою.
Я дело стану петь, несведомое прежним!
Ходить превыше звезд влечет меня охота,
И облаком нестись, презрев земную низкость.

1747

К портрету Михаила Васильевича Ломоносова

Се Пиндар, Цицерон, Вергилий– слава россов,
Неподражаемый, бессмертный Ломоносов.
В восторгах он своих где лишь черкнул пером,
От пламенных картин поныне слышен гром.

1779


На птичку

Поймали птичку голосисту
И ну сжимать ее рукой.
Пищит бедняжка вместо свисту,
А ей твердят: «Пой, птичка, пой!»

1792 или 1793


На смерть собачки Милушки,
которая при получении известия
о смерти Людовика XVI упала с колен
хозяйки и убилась до смерти

Увы! Сей день с колен Милушка
И с трона Людвиг пал. – Смотри,
О смертный! Не все ль судеб игрушка –
                        Собачка и цари?

Начало 1793


* * *

Если б милые девицы
Так могли летать, как птицы,
И садились на сучках,
Я желал бы быть сучочком,
Чтобы тысячам девочкам
На моих сидеть ветвях.
Пусть сидели бы и пели,
Вили гнезда и свистели,
Выводили и птенцов;
Никогда б я не сгибался,
Вечно ими любовался,
Был счастливей всех сучков.

1802


Правило жить

Утешь поклоном горделивца,
Уйми пощечиной сварливца,
Засаль подмазкой скрып ворот,
Заткни собаке хлебом рот, –
Я бьюся об заклад,
Что все четыре замолчат.


Inhalt:  >>

Michail Lomonosov

Ein Denkmal der Unsterblichkeit …
Я знак бессмертия себе …
 
Ein Gott bewegt mit Lippen; ich werd …
Устами движет бог; я с ним …

Gavriil Deržavin

Auf ein Porträt von Michail Lomonosov
К портрету Михаила Ломоносова
 
Auf einen Singvogel
На птичку
 
Auf den Tod des Hündchens Miluška
На смерть собачки Милушки
 
Wenn die liebenswerten Mädchen
Если б милые девицы
 
Lebensregel
Правило жить

>>Ivan Krylov
>>Russische Romantik

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