[Klage der Jaroslavna]

Klage der Jaroslavna

Klage der Jaroslavna

aus dem altrussischen Igorlied

An der Donau in der Frühe hört man Jaroslavnas Stimme,
die als Kuckucksvogel klagend in das Unbekannte ruft:
    »Fliegen werd' ich als ein Kuckuck an den Donau-Ufern lang,
    diese pelzbesetzten Ärmel netzen im Kajala-Fluss,
    von des Fürsten starkem Körper waschen seiner Wunden Blut.«

Zu Putivl' in der Frühe hört man Jaroslavna weinen,
wie sie, auf dem Söller stehend, diese Klageworte spricht:
    »Warum wehst du, Wind, so heftig, warum trägst du Hunnenpfeile,
    Wind, auf federleichten Flügeln zu den Kriegern meines Liebsten?
    War es nicht genug, hoch oben in der Wolkendrift zu wehen,
    hat es nicht genügt, die Schiffe auf dem blauen Meer zu wiegen?
    Warum hast du meine Freude mit dem Steppengras verweht?«

Zu Putivl' in der Frühe hört man Jaroslavna klagen,
wie sie, auf dem Söller stehend, in der Stadt die Worte spricht:
    »O gerühmter Strom, o Dnepr, du hast Felsgestein durchbrochen,
    bist geflossen über Land, durch die Polovecer Steppe,
    wiegtest Jaroslavs Gefolgschaft zu der Heerschar des Kobjak.
    Wiege, Herr, auch meinen Liebsten hier zurück in meine Arme,
    dass ich übers Meer nicht länger frühe Tränen schicken muss.«

Zu Putivl' in der Frühe hört man Jaroslavna weinen,
wie sie, auf dem Söller stehend, diese Klageworte spricht:
    »Helle, dreimal helle Sonne! Schön bist du, schenkst allen Wärme.
    Warum hat dein heißes Strahlen meines Liebsten Heer verwüstet,
    warum sind im dürren Felde ihre Bögen so vertrocknet,
    dass sie brachen; und der Kummer ihre Köcher fest verschloss?«

Nachdichtung: Eric Boerner

Aleksandr Skrjabin: Symphonie Nr.1

O wundervolles Götterbild, die reine Kunst der Harmonien!
Wir treten voller Lob und Preis vereint gemeinsam vor dich hin.
Du bist der helle Lebenstraum, der Feiertag, schaffst neue Wonnen;
du bringst den Menschen als Geschenk die Zauberkraft deiner Visionen!

Wenn kalt und finster unsre Zeit und voller Zweifel jede Seele,
schenkst du dem Menschen Trost und Freud, er findet in dir neues Leben,
schenkst du dem Menschen Trost und Freud, er findet in dir neues Leben und Erlösung.

Die Mächte, die im Kampfe fieln, sind durch dich wieder auferstanden,
und dem Verstand, der krank und müd, harmonisierst du die Gedanken.
Dem heißen Herzen, uferlos erweckst du Meere von Gefühlen,
das höchste Lied der Lieder singt dein Priester, um dich zu enthüllen.

Dein mächtiger, dein freier Geist, er herrscht allmächtig jetzt auf Erden,
zu Ruhm und großer Heldentat die Menschen nun erhoben werden.

So kommt, ihr Völker dieser Erde, besingen wir den Ruhm der Kunst!

         Ehret die Künste, nie ende ihr Ruhm!
Stets ehret die Künste, nie ende ihr Ruhm!

(1900)


Das Karussell

Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich ein kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen weißen Hand,
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber –

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil –.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel …

Rainer Maria Rilke

Die zwei Raben

 (The Twa Corbies)

Als ich so ging für mich allein,
Hört ich zwei Raben krächzend schrein;
Der eine sprach zum andren Raben:
»Sag, wo werden wir uns laben?«

»Ich sah heut, hinterm alten Damm
Liegt mausetot ein Rittersmann
Und niemand kennt sein Grab im Schlamme,
Nur Falke, Hund und seine Dame.

Sein treuer Hund ging auf die Jagd,
Sein Falke selber Beute macht,
Die Frau nahm schon 'nen Andern weise,
So bleibt für uns die süße Speise.

Ich hock mich auf sein Schädelbein,
Denn blaue Augen schmecken fein;
Die goldnen Haare, die sich wellten,
Die wärmen's Nest in Winters Kälte.

Gar viele trauern sehr um ihn,
Doch keiner weiß, wohin er ging,
Bald über Knochen, weiß und bar,
Bläst kalt der Wind für immerdar.«


Wandrers Nachtlied

Ein Gleiches

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe


Gestern war's

Gestern war's,
Als das Glück in meinen Armen lag;
Nun, da es mich ganz verlassen hat,
Denk ich nur noch, wie's gestern war.

Schnell passiert's,
Dass man nur ein halbes Leben führt;
Dunkle Schatten hängen über mir,
Was gestern war, ist schnell passiert.

Warum ging sie fort, da sie schweigt, weiß ich es nicht.
Ich hab sie gekränkt; wie dreht man die Uhr zurück?

Gestern, da
Bot die Liebe sich so einfach dar;
Nun versteck ich mich wie'n feiger Narr
Und denk nur noch, wie's gestern war,
Mm mm mm mm mm.

(1965)


Liebe brauchst du nur

Lieb, Lieb Lieb, Lieb, Lieb, Lieb, Lieb, Lieb, Lieb.

Nichts, was du machen kannst, ist leerer Wahn,
Nichts, wovon du singst, noch nie erklang,
Du kannst nichts mehr sagen, doch eingreifen kannst du ins Spiel.
's ist einfach.

Denn nichts, was du machst, hat etwas bewiesen,
Hast dem nur, der rettbar war, Hilfe erwiesen,
Kannst nichts weiter tun, als zu lernen du selber zu sein.
's ist einfach.

Liebe brauchst du nur,
Liebe brauchst du nur.
Liebe brauchst du nur, nur
Das ist was du brauchst.

Nichts, was du wissen kannst, noch keiner weiß,
Nichts, was man dir zeigt, war nie gezeigt,
Der Ort hier, wo du stehst, war dir auch vorherbestimmt.
's ist einfach.

Liebe brauchst du nur,
Liebe brauchst du nur.
Liebe brauchst du nur, nur
Das ist was du brauchst.

(1967)


Amsel

Amsel singt im Tod der Nacht,
Mit gebrochnen Flügeln sei's gewagt.
Jeden Tag
Hast du nur an diesen einen Augenblick gedacht.

Amsel singt im Tod der Nacht,
Lerne mit gebrochnen Augen sehn.
Jeden Tag
Hast du dich nach dieser einen Freiheit so gesehnt.

Schlag auf Schlag,
Schlag auf Schlag,
Fliege, Amsel, hoch ins Licht der dunkelschwarzen Nacht.

(1968)


Satellit

    Musik: Julie Frost & John Gordon
    Gesungen von Lena (Meyer-Landrut)
    Eurovision Song Contest - Gewinnerin 2010

Ich war schon überall für dich
Ich machte gar mein Haar für dich
Ich kaufte mir Dessous bläulich
Und trug sie kürzlich froh
Du weißt, mein Schatz, ich kämpf für dich
Am Vordach macht ich Licht für dich
Ob du nun süß bist oder nicht
Ich lieb dich so und so

                REFRAIN:
        Schatz, mein Schatz
        Ich muss dir sagen, wie ich fühle
        Weil ich, oh ich
        Nicht ohne dich sein kann
        Wie ein Satellit kreis ich um dich hier oben
        Und ich stürzte in die Nacht …
        Kann nicht ohne deine Liebe sein
        (Schatz, mein Schatz
        Ich muss dir sagen, wie ich fühle
        Weil ich, oh ich
        Nicht ohne dich sein kann)

Liebe hat mich schwer erwischt
Ich spar mein Bestes auf für dich
Zwar machst du manchmal traurig mich
Doch will ich's grade so
Mein Ziel, mein Schatz, ist wahr und echt
Drum träfe Amors Pfeil dich recht
Die Zehnägel bemalt ich frech
Erst neulich für dich froh

        REFRAIN

Wo du gehst, da folg ich
Du setzt den Schritt
Ob nun langsam oder schnell
Im Windschatten bin ich
Oh oh oh
Du fingst mich, du fingst mich
Als Macht die Schwerkraft übertrifft
Das ist Physik … Kein Ausweg mehr

Mein Ziel, mein Schatz, ist wahr und echt
Drum träfe Amors Pfeil dich recht
Die Zehnägel bemalt ich frech
Erst gestern für dich froh

        REFRAIN

Schatz, mein Schatz
Liebe
Liebe
Liebe


* * *



Александр Скрябин: 1. Симфония

О дивный образ божества, гармоний чистое искусство!
Тебе приносим дружно мы хвала восторженного чувства.
Ты жизни светлая мечта, ты праздник, ты отдохновенье;
как дар приносишь людям ты свои волшебные виденья!

В тот мрачный и холодный час, когда душа полна смятенья,
в тебе находит человек живую радость утешенья,
в тебе находит человек живую радость утешенья и забвенья.

Ты силы, павшие в борьбе, чудесно к жизни призываешь,
в уме усталом и больном ты мыслей новых строй рождаешь.
Ты чувств безбрежный океан рождаешь в сердце восхищенном
и лучших песней песнь поет твой жрец тобою вдохновленный.

Царит всевластно на земле твой дух свободный и могучий;
тобой поднятый человек свершает славно подвиг лучший.

Придите все народы мира, искусству славу воспоем!

       Слава искусству, вовеки слава!
Век слава искусству, вовеки слава!

(1900)


Карусель

Jardin du Luxembourg

Кружится с крышей и в ее тени
Недолго то пёстрое поголовье
Бегущих лошадей, все из страны,
Медлящей со своим закатом долго.
Заложенные есть, тащат фургон,
Но и у тех из них на лицах – смелость,
Злой красный лев меж ними там явился,
Время от времени и белый слон.

Даже олень есть там, как бы в лесу,
Ведь только что – седло он носит,
И синяя девчонко оседлан наверху.

И белый мальчик скачет там на льве,
И мальчик осторожно гриву тронет,
А лев язык покажет, зубы своего.

Время от времени явится белый слон.

На лошадях все эти едут мимо,
И девушки из прыжечки коня
Вышедшие почти, а в самой середине
Движении, туда глядят, сюда –

Время от времени явится белый слон.

Всё это ходит так, и поспешит к концу,
Кружится и вращается без цели.
Зеленый, красный, серый цвет блестит вон ту,
Маленький профиль, только виднo еле-еле –.
И иногда улыбка, разложена к нам пусть,
Блаженная, блестящая, утрачена из уст
На слепую-то игру, захватывая дух.

Райнер Мария Рильке
перевод: Эрик Бёрнер



* * *



Song of the Wandrer in the Night

Something Similar

High over hill-tops
Is rest;
In all tree-tops
You feel
No breath;
The small birds are silent in the forest;
Soon you will also find
Peace …

Translation: Eric Boerner


Yesterday

Yesterday,
All my troubles seemed so far away,
Now it looks as though they're here to stay
Oh I believe in yesterday.

Suddenly,
I'm not half the man I used to be,
There's a shadow hanging over me,
Oh yesterday came suddenly.

Why she had to go I don't know, she wouldn't say.
I said something wrong, now I long for yesterday.

Yesterday,
Love was such an easy game to play,
Now I need a place to hide away,
Oh I believe in yesterday,
Mm mm mm mm mm.

(1965)


All You Need Is Love

Love, love, love, love, love, love, love, love, love.

There's nothing you can do that can't be done,
Nothing you can sing that can't be sung,
Nothing you can say, but you can learn how to play the game.
It's easy.

There's nothing you can make that can't be made,
No one you can save that can't be saved,
Nothing you can do, but you can learn how to be you in time.
It' easy.

All you need is love,
All you need is love.
All you need is love, love,
That is all you need, love.

There's nothing you can know that isn't known,
Nothing you can see that isn't shown,
Nowhere you can be that isn't where your meant to be.
It's easy.

All you need is love,
All you need is love.
All you need is love, love,
That is all you need, love.


(1967)


Blackbird

Blackbird singing in the dead of night,
Take these broken wings and learn to fly.
All your life,
You were only waiting for this moment to arise.

Blackbird singing in the dead of night,
Take these sunken eyes and learn to see.
All your life,
You were only waiting for this moment to be free.

Blackbird fly.
Blackbird fly
into the light of a dark, black night.

(1968)


Satellite

    Music: Julie Frost & John Gordon
    Sung by Lena (Meyer-Landrut)
    Eurovision Song Contest - Winner 2010

I went everywhere for you
I even did my hair for you
I bought new underwair that's blue
And I wore it just the other day
Love you know I'd fight for you
I left on the porch light for you
Whether you are sweet or cool
I'm gonna love you either way …

                REFRAIN:
        Love, oh love
        I gotta tell you how I feel about you
        Cause I, oh I
        Can't go a minute without your love
        Like a satellite I'm in an orbit all the way around you
        And I would fall out into the night
        Can't go a minute without your love
        (Love, oh love
        I gotta tell you how I feel about you
        Cause I, oh I
        Can't go a minute without your love)

Love I got it bad for you
I saved the best I have for you
You sometimes make me sad and blue
Wouldn't have it any other way
Love my aim it's straight and true
Cupid's arrow is just for you
I even painted my toenails for you
I did it just the other day …

        REFRAIN

Where you go, I follow
You set the pace
We take it fast or slow
I follow in your wake
Oh oh oh
You got me, you got me
A force more powerful than gravity
It's physics … there's no escape

Love my aim ist straight and true
Cupid's arrow is just for you
I even painted my toenails for you
I did it just the other day …

        REFRAIN

Love Love Love
Love
Love
Love


<<Illeguan

Altrussisch:
    Aus dem Igorlied
Klage der Jaroslavna
 
Russische Musik
Skrjabin: 1. Symphonie
Скрябин: 1. Симфония
 
Deutsch – Russisch
Das Karussell (Rilke)
Карусель (Бёрнер)
 
Altschottisch:
Die zwei Raben
 
Deutsch – Englisch
Wandrers Nachtlied (Goethe)
Song of the Wandrer in the Night
 
John Lennon / Paul McCartney
Gestern war's
Yesterday
Liebe brauchst du nur
All You Need Is Love
Amsel
Blackbird
 
Julie Frost
Satellit
Satellite

>>Aus dem Totenbuch
>>Aus dem Psalter
>>Walther von der Vogelweide

Diverses