[Andrej Belyj]

Andrej Belyj (1880 – 1934)

Allein

          Sergej Lvovič
          Kobylinskij
          gewidmet

Die Scheiben sind beschlagen.
Der Mond erscheint im Hof.
Am Fenster stehst du zagend
Und ziellos.

Ein Wehen. Es halten im Streite
Die Birken den Graukopf gesenkt.
Der Kummer hat sich vor Zeiten
Mit vielen Tränen vermengt …
Und unwillkürlich erheben
Sich Jahre zu faden Reihn.
Mein Herz führt ein kränkliches Leben …
Ich bin allein.

Dezember 1900
Moskau


Versenkung

          Dem Andenken Vl. S. Solov'evs
          gewidmet

Nächtliches Dunkel. Wir sind allein.
Kälte. Der Wind in der Nacht
Rauscht in den Bäumen. Löscht im Felde den feurigen Schein.
Ein Ruf wird hörbar: »Seid unbeirrt … Bin mit euch … Folgt nach!«

Und du stehst verlassen.
Und weißt nicht, wer dort ist.
Und fürchtest, die freudigen Träume zu fassen.
Und hoffnungsvoll folgst du der Röte im Osten.

Durchs Feld schallt ein Ruf: »Es naht sich der Tag.
Entbrenne im sehenden Scheinen!«
Rasch flieht in den Westen ein Schatten, verzagt.
Und näher rückt, heller, des Morgenlichts Leuchten.

Die Bäume, sie rascheln:
»Kein Traum ist's, wirst nicht getäuscht …«
Verlöschend: die Sterne, die zärtlichen, strahlen …
Es ruft der Prophet, der den Nebel durchstreift.

Februar 1901


Abendliches Opfer

Ich stand herum, ich Narr, –
als Heilgenschein: ein Lüster –
im goldenen Talar,
bestickt mit Amethysten, –
wie Säulen stehn, allein
in weit entfernten Wüsten, –
auf dass das Volk erscheint,
die Füße mir zu küssen …
Hab lange ausgeharrt
ganz selbstverliebt im Träumen …
Der Westen sandte zart,
smaragdgrün an den Säumen
mir einen Gruß von gelblich
teerosengleicher Sieche.
Mein flackergrelles Licht:
es lockte wilde Ziegen.
Auf meinen Ruf erscholl
Geheul feiger Schakale …
Der Kerzen Tränen quolln,
derweil ich bitter klagte:
»Baal-Sebub, sei verdammt –
du Falscher, du Verführer, –
hast Christus mich genannt,
war es nicht dein Geflüster? …
Verflucht seist du, verflucht! …
Nicht einer will mir lauschen …«
In schwindsüchtiger Brust
die Lungenflügel rauschen.
Im Westen leuchtet blass
smaragdengrünes Prangen …
Päonienrot erfasst
die marmorweißen Wangen …
Wie die zerrissnen Ketten
von Perlen, Tränen fließen …

Schnell flohen in die Steppe
die angstverschreckten Ziegen.

August 1903
Serebrjanyj Kolodes'


Alles vergessen

          für J. v. Günther

Wortlos bin ich: kann nicht mehr.
Worte brauch ich nicht.

Sah am Ufer, öd und leer,
Jenes Traumgesicht.

Nicht die Worte, Bruder, fang –
Hör auf das, was schweigt.

Wir sind Licht und Untergang,
Der aus der Erde steigt.

Leichte Lüfte wirbeln hier
Die Meere, leicht und fein.

Tag und Finsternis sind wir,
Morgenschön vereint.

Mit den Wellen plätscher ich's,
Mit dem Wind im Blaun.

Was im Andern lachend spricht,
Hab's dir zugeraunt.

Ich trink Untergang und Schmerz –
Den tiefroten Wein.

Wusste alles – hab verscherzt,
Was ich wusste einst.

März 1906
Moskau

Den Freunden

            für Nina Petrovskaja

Er glaubte dem goldenen Leuchten
Und starb, weil die Sonne ihn stach.
Gedanklich durchschritt er die Zeiten,
Im Leben hat er versagt.

Verlacht nicht den toten Dichter:
Tragt ihm ein Blümchen heran.
Am Grabkreuz schlägt sommers wie winters
Mein Kranz aus Porzellan.

Die Blumen daran sind zerschlagen.
Das Bildchen ausgebleicht.
Schwer lasten die Platten.
Nehmt sie hinweg. Macht's mir leichter.

Ich liebte das Klingen der Glocken
Und auch den Untergang.
Warum muss ich traurig hier hocken!
Ich trage nicht Schuld daran.

Beklagt mich, kommt näher gerückt;
Mein Kranz: er schlägt euch entgegen.
So habt mich doch, habt mich doch lieb –
Wer weiß, wenn ich nicht gestorben bin, werde ich wieder geweckt
Und kehre zurück!

Januar 1907
Paris


Mein Freund

Seit einem Jahr von Marburg her
Wird mir ein Philosoph zur Plage.
Des Nachts ertränkt mein Denken er
In metaphysisch-tiefen Fragen.

Wenn über der wachsbleichen Stirn
Des Haars kastanienbraune Mähne
Die wunderlichen Winde wirrn,
Den Kamm ihm zauseln wie bei Hähnen,

Gibt er auf Schicksalsfragen bang
Die Antwort philosopher Moden, –
Erst kratzt er sich die Nase lang, –
Das Wahre und das Echte sind … Methoden.

Vom frühen Abend licht umspült,
Wo Frühling junges Buschwerk setzte,
Von seinem Umhang schwarz umhüllt,
Geht er als dunkle Silhouette;

Des Gummiumhangs Fledermaus
Schlägt schlackernd mit den schwarzen Schwingen,
Vom Jungfernkloster, geradeaus,
Die Kreuze klaren Lichtschein bringen: –

Hier treffen wir uns … Sitzen auch
Im Lädchen, wo wir Blicke werfen
Auf den vom Feld durchgrünten Rauch
Und schauen auf die Sperlingsberge.

»Das Leben«, flüstert er, gebannt
Auf die bemoosten Gräber deutend,
»Ist metaphysisch nur ein Band
Transzendentaler Vorbedeutung,

So wie der Rauch zerstreut es sich,
Das Urteil kann's zu nichts verwischen …«
Dann beugt er tief das Angesicht
In violette Fliederbüsche.

Ich schaue mir das Tote an,
Bedrücktes Zittern läuft in Wellen
Und von den Kränzen klirrt der Klang
Vergissmeinnicht in Porzellan.

Mir ist, als ob durchs grüne Gras
Die Leichen auferstandner Kreuze
Erhobnen Arms zum grausen Spaß
Mit gelben Augen zwinkernd schreiten.

1908


Heimat

          Für V. P. Sventickij

Selbige Tautropfen, Böschungen, Nebel,
Die Sonne steigt über die Steppe rot-gold,
Erkaltendes Rascheln von Feldern und Ebnen,
Und ein hungerndes, ärmliches Volk;

In ungezwungener Freiheit: Erzwungnes;
Und unser grausames, bleiernes Land
Wirft kühl uns zu aus grünenden Lungen:
»Du musst sterben«, herrscht es uns an,

»Wie alle ersterben …« Kannst nicht mehr atmen,
Hörst diese tödlichen Drohungen nicht: –
Du hörst nur die Aufschreie ausweglos klagen,
Das Heulen, die Tränen, den seelischen Stich.

Windzüge selbige Aufschreie senden;
Unersättliches Sterben schwärmt längst:
Über den Böschungen kreisen die Sensen,
Über den Böschungen mäht man den Mensch.

Land der Verhängnisse, frostig und eisig,
Das uns ein eisernes Schicksal verhängt –
Mütterchen Russland, o böse Heimat,
Wer verhöhnt dich, wer ist's, der dich kränkt?

1908


Selbsterkenntnis

Ich träumte: das Meer und die Berge …
Ich träumte …

Die Sternbilder,
Chöre im Fernen,
Umkreisten
Das Schwirren der Welt …

Aus der Höhe stürzten
Manches Mal Meteore,
Lautlos
Den purpurnen Schweif über mir ausgebreitet.

Ich erwachte – wie vorher: die Berge,
Und's Meer …

Und lange und längere Blicke
Werf ich umher.

Wie vorher … Ich lausche
Gelangweilt
Dem Weinen abgründiger Weiten:

Der altbekannte azurene Abgrund;
Und – die feurige, sonnige
Scheibe.

Die langen Jahre voll Schmerzen –
Warum nur? …

Durch's Leben, die Welt und die Schöpfung hindurch
Folgt ihr im Lauf meiner Spur?

In überirdisch geschaffenen Werken, –
Im Stürzen –
Fließt Dasein … Doch – o du mein Gott! –

Erkenntnis
Wird stark, wie vorher –

Dieselbe
Erkenntnis des Selbst
Wie zuvor.

Februar 1914
Basel


Ein Stern

Zur Erde fiel der rote Sonnenkreis.
Und über der Erde, als wärs ein Ziel zu glänzen,
Erhob sich golden Spiegelähnlichkeit
Und Aschenhäufchen glühten.
Alles rundum wurde plötzlich: so – nebelschwer,
so – grau …

Türkise glasartig grünen
Und grell erstrahlte die Zähre –
Der diamantene Venusbrilliant steigt hinauf.

Mai 1914
Arlesheim


Inspiration

        In einer Welle
        Goldgelben
        Getreides
Kommt wie früher der Wind gerannt.

        Wie früher
        Ist zärtliche
        Himmlische Weite
Über dem Dämmern traurig entbrannt.

        In das bewegte
        Schwarzblaue
        Wogen
Stürz dich im Flug, meine Liturgie!

        In dieser Erde –
        Dem fallenden
        Brocken –
Mein Prophezeien, o Himmel, dich sieht …

        Mit Diamanten
        Erfülle
        Die Seele,
Hier atmet das uralte Flussbett so traut: –

        Aus Fackeln gebunden,
        Blitzend und
        Funkelnd, –
Lässt die Seele den Tränen den Lauf.

Alles erinnert wird: grüßend wie früher
        Fliegt
        In den unfreien
        Vers, den meinen –

Der Erzengel, tosenden Lichtschein versprühend, –
        Auf sonnigen
        Flügeln,
        Den seinen.

Juni 1914
Arlesheim


Один

          Посвящается
          Сергею Львовичу
          Кобылинскому

Окна запотели.
На дворе луна.
И стоишь без цели
у окна

Ветер. Никнет, споря,
ряд седых берез.
Много было горя…
Много слез…
И встает невольно
скучный ряд годин.
Сердцу больно, больно…
Я один.

Декабрь 1900
Москва


Раздумье

          Посвящается памяти
          Вл. С. Соловьева

Ночь темна. Мы одни.
Холод. Ветер ночной
деревами шумит. Гасит в поле огни.
Слышен зов: «Не смущайтесь… я с вами… за мной!..»

И не знаешь, кто там.
И стоишь, одинок.
И боишься довериться радостным снам.
И с надеждой следишь, как алеет восток.

В поле зов: «Близок день.
В смелых грезах сгори!»
Убегает на запад неверная тень.
И все ближе, все ярче сиянье зари.

Дерева шелестят:
«То не сон, не обман…»
Потухая, вверху робко звезды блестят…
И взывает пророк, проходя сквозь туман.

Февраль 1901


Жертва вечерняя

Стоял я дураком
в венце своем огнистом,
в хитоне золотом,
скрепленном аметистом, –
один, один, как столб,
в пустынях удаленных, –
и ждал народных толп
коленопреклоненных…
Я долго, тщетно ждал,
в мечту свою влюбленный…
На западе сиял,
смарагдом окаймленный,
мне палевый привет
потухшей чайной розы.
На мой зажженный свет
пришли степные козы.
На мой призыв завыл
вдали трусливый шакал…
Я светоч уронил
и горестно заплакал:
«Будь проклят, Вельзевул –
лукавый соблазнитель, –
не ты ли мне шепнул,
что новый я Спаситель?..
О проклят, проклят будь!..
Никто меня не слышит…»
Чахоточная грудь
так судорожно дышит.
На западе горит
смарагд бледно-зеленый…
На мраморе ланит
пунцовые пионы…
Как сорванная цепь
жемчужин, льются слезы…

Помчались, быстро в степь
испуганные козы.

Август 1903
Серебряный Колодезь


Все забыл

          Г. Гюнтеру

Я без слов: я не могу.
Слов не надо мне.

На пустынном берегу
Я почил во сне.

Не словам, – молчанью, брат,
О, внемли, внемли.

Мы – сияющий закат,
Взвеянный с земли.

Легких воздухов крутят
Легкие моря.

Днем и сумраком объят, –
Я, как ты, – заря.

Это я плесну волной
Ветра в голубом.

Говорю тебе одно,
Но смеюсь – в другом.

Пью закатную печаль –
Красное вино.

Знал: забыл – забыть не жаль –
Все забыл давно.

Март 1906
Москва


Друзьям

               Н. И. Петровской

Золотому блеску верил,
А умер от солнечных стрел.
Думой века измерил,
А жизнь прожить не сумел.

Не смейтесь над мертвым поэтом:
Снесите ему цветок.
На кресте и зимой и летом
Мой фарфоровый бьется венок.

Цветы на нем побиты.
Образок полинял.
Тяжелые плиты.
Жду, чтоб их кто-нибудь снял.

Любил только звон колокольный
И закат.
Отчего мне так больно, больно!
Я не виноват.

Пожалейте, придите;
Навстречу венком метнусь.
О, любите меня, полюбите –
Я, быть может, не умер, быть может, проснусь –
Вернусь!

Январь 1907
Париж


Мой друг

Уж с год таскается за мной
Повсюду марбургский философ.
Мой ум он топит в мгле ночной
Метафизических вопросов.

Когда над восковым челом
Волос каштановая грива
Волнуется под ветерком,
Взьерошивши ее, игриво

На робкий роковой вопрос
Ответствует философ этот,
Почесывая бледный нос,
Что истина, что правда… – метод.

Средь молодых, весенних чащ,
Омытый предвечерним светом,
Он, кутаясь в свой черный плащ,
Шагает темным силуэтом;

Тряхнет плащом, как нетопырь,
Взмахнувший черными крылами…
Новодевичий монастырь
Блистает ясными крестами:

Здесь мы встречаемся… Сидим
На лавочке, вперивши взоры
В полей зазеленевший дым,
Глядим на Воробьевы горы.

«Жизнь, – шепчет он, остановясь
Средь зеленеющих могилок, –
Метафизическая связь
Трансцендентальных предпосылок.

Рассеется она, как дым:
Она не жизнь, а тень суждений…»
И клонится лицом своим
В лиловые кусты сирени.

Пред взором неживым меня
Охватывает трепет жуткий, –
И бьются на венках, звеня,
Фарфоровые незабудки.

Как будто из зеленых трав
Покойники, восстав крестами,
Кресты, как руки, ввысь подъяв,
Моргают желтыми очами.

1908


Родина

          В. П. Свентицкому

Те же росы, откосы, туманы,
Над бурьянами рдяный восход,
Холодеющий шелест поляны,
Голодающий, бедный народ;

И в раздолье, на воле – неволя;
И суровый свинцовый наш край
Нам бросает с холодного поля –
Посылает нам крик: «Умирай –

Как и все умирают…» Не дышишь,
Смертоносных не слышишь угроз: –
Безысходные возгласы слышишь
И рыданий, и жалоб, и слез.

Те же возгласы ветер доносит;
Те же стаи несытых смертей
Над откосами косами косят,
Над откосами косят людей.

Роковая страна, ледяная,
Проклятая железной судьбой –
Мать Россия, о родина злая,
Кто же так подшутил над тобой?

1908


Самосознание

Мне снились: и море, и горы…
Мне снились…

Далекие хоры
Созвездий
Кружились
В волне мировой…

Порой метеоры
Из высей катились,
Беззвучно
Развеявши пурпурный хвост надо мной.

Проснулся – и те же: и горы,
И море…

И долгие, долгие взоры
Бросаю вокруг.

Все то же… Докучно
Внимаю,
Как плачется бездна:

Старинная бездна лазури;
И – огненный, солнечный
Круг.

Мои многолетние боли –
Доколе?..

Чрез жизни, миры, мирозданья
За мной пробегаете вы?

В надмирных твореньях, –
В паденьях –
Течет бытие… Но – о боже! –

Сознанье
Все строже, все то же –

Все то же
Сознанье
Мое.

февраль 1914
Базель


Звезда

Упал на землю солнца красный круг.
И над землей, стремительно блистая,
Приподнялась зеркальность золотая
И в пятнах пепла тлела.
Все вокруг вдруг стало: и – туманисто
и – серо…

Стеклянно зеленеет бирюза
И яркая заяснилась слеза –
Алмазная, алмазная Венера.

Май 1914
Арлесгейм


Инспирация

        В волне
        Золотистого
        Хлеба
По-прежнему ветер бежит.

        По-прежнему
        Нежное
        Небо
Над зорями грустно горит.

        В безмирные
        Синие
        Зыби
Лети, литургия моя!

        В земле –
        Упадающей
        Глыбе –
О небо, провижу тебя…

        Алмазами
        Душу
        Наполни,
Родной стариною дыша: –

        Из светочей,
        Блесков,
        И молний, –
Сотканная, – плачет душа.

Все – вспомнилось: прежним приветом
        Слетает
        В невольный
        Мой стих –

Архангел, клокочущий светом, –
        На солнечных
        Крыльях
        Своих.

Июнь 1914
Арлесгейм


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Allein
Один
 
Versenkung
Раздумье
 
Abendliches Opfer
Жертва вечерняя
 
Alles vergessen
Все забыл
 
Den Freunden
Друзьям
 
Mein Freund
Мой друг
 
Heimat
Родина
 
Selbsterkenntnis
Самосознание
 
Ein Stern
Звезда
 
Inspiration
Инспирация

>>Symbolismus
>>Konstantin Slučevskij
>>Fëdor Sologub
>>Konstantin Bal'mont
>>Aleksandr Blok
 

Andrej Belyj