[Konstantin Sluchevskij]

Konstantin Slučevskij
(1837 – 1904)

* * *

Ich schaute dereinst mein Begräbnis:
Erhabenes Kerzenlicht brannte,
Ein Priester, verschlafen, schwang Reden
Und heisere Chorsänger sangen.

Ich lag auf dem samtenen Kissen
Im Sarg, als die Gäste schon gingen,
Trostreich sprach Worte der Priester
Zu Verwandten mit traurigen Mienen.

Mein Weib spielte gut die Verzweiflung,
Die faltige Stirn sie mir küsste
Und hinter hübsch flatterndem Fächer
Hat sie zum Cousin was geflüstert.

Die traurigen Brüder und Schwestern
(Wie ist die Natur doch so herbe!)
Wie weinten sie bei der Erkenntnis:
Es blieb nur ein Viertel des Erbes.

Mit nachdenklich zuckenden Brauen
Standen die Gläubiger tückisch.
Es wirkten so dumpf, beinah schrecklich,
Die bösen berechnenden Blicke.

Es beteten fromm die Lakaien
Für ihre verlorenen Stellen.
Der verfressene Koch in der Küche
Bedeckte den Vorteig zum Quellen.

Die Pirogge gelang. Sie begruben
Die Demut der sterblichen Reste.
Es stopften sich voll zum Gedenken
Verwandte, Lakaien und Gäste.

(1859)


* * *

Nacht. 's ist dunkel. Offne Augen
Sehen nichts, doch blicken sanft;
Hör nur, wie die heißen Wangen
Gleiten über feinen Samt.
Weiches Haar, herangeglitten,
Legte sich auf mein Gesicht,
Leicht erregte, nackte Titten
Drücken an mein Brustbein sich.
Unaussprechliches Gerede,
Schulter, die erkaltend klagt,
Hände, die sich nicht mehr regen …
Und der Stunden schwere Schlag.

(1860)


Die Braut

Man hat mich reich geschmückt im Sarge ausgestellt, –
War meine Schönheit denn noch nicht genug erblüht?
Man hat mit vielen Kerzen mich umstellt, –
Als wär ich nicht unendlich hell erglüht!

Mit dunklem Kupfer sind die Augen mir verdeckt, –
Um zu verhindern, dass sie weiter etwas sehn;
Damit mein Herz nicht plötzlich wieder schlägt,
Hat man ihm ein Ikönchen aufgelegt.

Damit ich nicht per Zufall noch was sage,
Lieg ich nur kurze Zeit hier, – nur drei Tage!
Mit vielen Blumen wird mein Grab demnächst bestreut,
Damit der Blütenduft mich tief betäubt …

(1874)


* * *

Jeden Frühling schaut zur selben Zeit der Ball
Der Sonn' in unser Fenster, schaut zum ersten Mal.

Doch es naht die Zeit: erneut lugt sie hervor, –
Sieht uns hier nicht mehr, findet andre vor …

Mit selbiger Geduld wirft sie ihren Schein,
Helfend zu verwelken – und nichts mehr zu sein …

(1875)


* * *

Weil ihr schon seit der Wiege fast immer habt gelogen,
Nie lerntet, wie man ehrlich die Wahrheit sagt und wann;
Weil ihr euch übereiltet, vom Leben was zu holen,
Und weitaus mehr und schneller als Leben geben kann;

Weil schon seit Kindertagen die Sucht nach Idealen
Das Maß nicht halten wollte, kanntet ihr nur reine Gier;
Weil euch kein schweres Leiden je brachte zum Erstrahlen,
Hat euch Bedachtheit niemals auf rechtem Weg geführt.

Ihr habt niemals geweint, und kanntet keine Zweifel.
Weil Heiligkeit des Schaffens und seine volle Kraft
In euch nie wirksam wurde, nichts Neues in euch reifte, –
Hat euch's betrogne Leben kein Fitzelchen gebracht!

(1880)


* * *

Ich hatte so goldene Träume!
Erwachte – und's Leben ich sah …
Die Welt erschien mir so finster,
Als stünd sie im Trauerkleid da.

Ich hatte 'nen Traum, der war hässlich!
Erwachte – und sah auf die Welt:
Nachdenklich in Trauer gekleidet,
Schien dunkler die Welt und entseelt.

Warum nur, ich daraufhin dachte,
Kann unser Verstand was erschaun:
Die Wahrheit erkennt man nicht träumend,
Ganz anders als Leben ist Traum!


Nach einer Hinrichtung in Genf

Ein schwerer Tag … Du gingst so welk dahin …
Ich sah ein Scharfgericht: das purpurne Schafott,
Das eng das Volk in Massen an sich zog.
Es blinkte hell das Beil. Die Sonne schien.

Dann fiel das Beil. Der Kopf sprang wie ein Ball!
Der Henker wischte. Blut war überall.
Das Blutgerüst ward eilig abgetragen,
Vom Platz, den man schon wässerte, gefahren.

Ein schwerer Tag … Du gingst so welk dahin …
Ich träumte, dass man mich auf's Rad geflochten.
Sie wälzten mich, bis ich in Stücken hing,
Zerhackten meine Muskeln, zerbrachen alle Knochen …

Ich streckte mich in unbekannten Qualen
Und wurde eine Saite, klangerfüllt und lang,
Die eine Ordensschwester, krank und abgemagert,
Auf eine Balalaika, kaum noch lebend, spannte!

Die grause Alte wählte mich zum Spiel
Und schlug mich mit nervösem Finger an.
»Lobsinget unserm Herrn«, sang sie voll Gefühl.
Und ich, bedauernd, stimmte ein – als Klang.

(1881)


* * *

Was, Steine leben nicht? Das kann nicht sein! So schau,
Sie röten sich so freundlich im ersten Morgengrau,
Wie sie die ganze Nacht in zarter Wärme glommen,
Die sie von der Sonne seit morgens aufgenommen!
Wie schrecklich das Gelärm vom Kopfstein wiederhallt!
Und ungeheuer fest ist ihr Zusammenhalt,
Wenn sie einen Fluss die Ufer lang geleiten,
Oder Tote schützen als Grabstein lange Zeiten.
Wie sie Grimassen ziehen noch jahrhundertlang,
Weil eines Schmeichelkünstlers routinierte Hand
Für uns und Ewigkeit – der Schönheit zur Genüge –
Bewahrt der Unterdrücker abgefeimte Züge!

(1883)

* * *

Der Kranke, rechts von mir, hat aufgehört zu stöhnen,
Die Hausfrau, links von mir, hat aufgehört zu streiten,
Im Stockwerk über mir, da schlafen längst die Gören,
Das Leben geht nun still und ruhig weiter.

Die Tageszeitung hab ich aufgeschlagen …
Wie unnütz! Denn ich hab sie schon gelesen:
Ein Ochse ging zur Schlachtbank für ein Flöckchen Hafer,
Am Eingang scharrt mit Hufen schon ein Esel!

Die Unfreiheit laugt mich so schrecklich aus,
Bin so verdummt vom menschlichen Getu',
Dass ich den Schrei der Katze und das Rascheln einer Maus
Verwechsle mit dem Rufen der Natur.

(1883)


* * *

Я видел свое погребенье.
Высокие свечи горели,
Кадил непроспавшийся дьякон,
И хриплые певчие пели.

В гробу на атласной подушке
Лежал я, и гости съезжались,
Отходную кончил священник,
Со мною родные прощались.

Жена в интересном безумье
Мой сморщенный лоб целовала,
И, крепом красиво прикрывшись,
Кузену о чем-то шептала.

Печальные сестры и братья
(Как в нас непонятна природа!)
Рыдали про радостной встрече
С четвертою частью дохода.

В раздумье, насупивши брови,
Стояли мои кредиторы,
И были и мутны и страшны
Их дико блуждавшие взоры.

За дверью молились лакеи,
Прощаясь с потерянным местом,
А в кухне объевшийся повар
Возился с поднявшимся тестом.

Пирог был удачен. Зарывши
Мои безответные кости,
Объелись на сытых поминках
Родные, лакеи и гости.

(1859)


* * *

Ночь. Темно. Глаза открыты
И не видят, но глядят;
Слышу, жаркие ланиты
Тонким бархатом скользят.
Мягкий волос, набегая,
На лице моем лежит,
Грудь, тревожная, нагая,
У груди моей дрожит.
Недошептанные речи,
Замиранье жадных рук,
Холодеющие плечи…
И часов тяжелый стук.

(1860)

Невеста

В пышном гробе меня разукрасили, –
А уж я ли красой не цвела?
Восковыми свечами обставили, –
Я и так бесконечно светла!

Медью темной глаза придавили мне, –
Чтобы глянуть они не могли;
Чтобы сердце во мне не забилося,
Образочком его налегли!

Чтоб случайно чего не сказала я,
Краткий срок положили – три дня!
И цветами могилу засыпали,
И цветы придушили меня…

(1874)


* * *

Каждою весною, в тот же самый час,
Солнце к нам в окошко смотрит в первый раз.

Будет, будет время: солнце вновь придет, –
Нас здесь не увидит, а других найдет…

И с терпеньем ровным будет им светить,
Помогая чахнуть и ничем не быть…

(1875)


* * *

За что, что вы всегда от колыбели лгали,
А может быть, и не могли не лгать;
За что, что, торопясь, от бедной жизни брали
Скорей и более, чем жизнь могла вам дать;

За то, что с детских лет в вас жажда идеала
Не в меру чувственной и грубою была,
За то, что вас печаль порой не освежала,
Путем раздумия и часу не вела;

Что вы не плакали, что вы не сомневались,
Что святостью труда и бодростью его
На новые труды идти не подвизались, –
Обманутая жизнь не даст вам ничего!

(1880)


* * *

Мне грезились сны золотые!
Проснулся – и жизнь увидал…
И мрачным мне мир показался,
Как будто он траурным стал.

Мне виделся сон нехороший!
Проснулся… на мир поглядел:
Задумчив и в траур окутан,
Мир больше, чем прежде, темнел.

И думалось мне: отчего бы –
В нас, в людях, рассудок силен –
На сны не взглянуть, как на правду,
На жизнь не взглянуть, как на сон!


После казни в Женеве

Тяжелый день… Ты уходил так вяло…
Я видел казнь: багровый эшафот
Давил как будто бы сбежавшийся народ,
И солнце ярко на топор сияло.

Казнили. Голова отпрянула, как мяч!
Стер полотенцем кровь с обеих рук палач,
А красный эшафот поспешно разобрали,
И увезли, и площадь поливали.

Тяжелый день… Ты уходил так вяло…
Мне снилось: я лежал на страшном колесе,
Меня коробило, меня на части рвало,
И мыщцы лопались, ломались кости все…

И я вытягивался в пытке небывалой
И, став звенящею, чувствительной струной, –
К какой-то схимнице, больной и исхудалой,
На балалайку вдруг попал едва живой!

Старуха страшная меня облюбовала
И нервным пальцем дергала меня,
«Коль славен наш господь», тоскливо напевала,
И я вторил ей, жалобно звеня!…

(1881)


* * *

Что, камни не живут? Не может быть! Смотри,
Как дружно все они краснеют в час зари,
Как сохраняют в ночь то мягкое тепло,
Которое с утра от солнца в них сошло!
Какой ужасный гул идет от мостовых!
Как крепки камни все в призваниях своих, –
Когда они реку вдоль берега ведут,
Когда покойников, накрывши, стерегут,
И как гримасничают долгие века,
Когда ваятеля искусная рука
Увековечит нам под лоском красоты
Чьи-либо гнусные, проклятые черты!

(1883)


* * *

Не стонет справа от меня больной,
Хозяйка слева спорить перестала,
И дети улеглись в квартире надо мной,
И вот вокруг меня так тихо, тихо стало!

Газета дня передо мной раскрыта…
Она мне не нужна, я всю ее прочел:
По-прежнему в ходу ослинные копыта,
И за клочок сенца идет на пытку вол!

И так я утомлен отсуствием свободы,
Так отупел от доблестей людей,
Что крики кошек и возню мышей
Готов приветствовать, как голоса природы.

(1883)


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Ich schaute dereinst mein Begräbnis
Я видел свое погребенье
 
Nacht. 's ist dunkel. Offne Augen
Ночь. Темно. Глаза открыты
 
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Невеста
 
Jeden Frühling schaut zur selben Zeit …
Каждою весною, в тот же …
 
Weil ihr schon seit der Wiege …
За что, что вы всегда …
 
Ich hatte so goldene Träume
Мне грезились сны золотые
 
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Что, камни не живут?
 
Der Kranke, rechts von mir, …
Не стонет справа от меня больной

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