[Nikolaj Gumiljow (um 1914)]

Nikolaj Gumilëv (1886 – 1921)

Der Kranke

In Fieberträumen quält sie mich allein –
Im Umriss scharfer Linien – die Unendlichkeit,
Und ständig hör ich Glockenklänge schrein,
Wie Stundenschläge riefen Ewigkeit.

Mir scheint, es wird so sein nach meinem Scheiden,
Dass, mit der quälerischen Hoffnung des Erweckens,
Die Augen durch das nahe Finster eilen,
Um einst bekanntes Schauen wieder zu entdecken.

Doch in der Finsternis des ersten Ozeanes
Sind Stimmen nicht, nicht grüner Gräser Strähnen;
Sind Würfel nur und Rhomben, Ecken, Kanten
Und Schreckensklänge, die kein Ende nehmen.

O Träumen, will dir länger nicht mehr wehren!
Will gehen, wie zum Feste des Versöhnens,
Auf gelben Stränden längst ergrauter Meere,
Um große, schwarze Steine abzuzählen.

1915?


Trost

Wer im Grab darf liegen,
Hört nur Zauberklang,
Düfte weißer Lilien
Nehmen in Empfang.

Wer im Grab darf liegen,
Sieht auf ewig Licht,
Serafimenflügel
Schneefall leis verspricht.

Ja, du liegst im Sterben,
Und die Hand wird kalt,
Doch, nicht wie auf Erden,
Kommt ein Frühling bald.

Denn, wenn dich mein Flehen
Zuletzt nach Eden führt,
Wirst du selbst es sehen,
Ganz so, schwör es dir.

1916?


* * *

Blumen leben nicht bei mir,
Ihre Schönheit kann kurz nur betrügen,
Ein, zwei Tage stehn sie – und verblühen,
Blumen leben nicht bei mir.

Auch die Vögel leben nicht hier,
Plustern traurig sich, und spröde,
Und am Morgen: Balg mit Federn …
Auch die Vögel leben nicht hier.

Nur die Bücher stehn, acht Reihn
Schweigsamer, gewichtiger Bände,
Wachen müde vor den Wänden,
Haben die Zähne gefletscht in acht Reihn.

Und der Buchhändler, der sie verkauft,
Weiß noch, war bucklig und ärmlich …
… Beim verfluchten Friedhof erbärmlich
Hat er mir die Bücher verkauft.


Erinnerung

Schlangen nur verschleudern ihre Häute,
Dass die Seele wachsen kann, gedeiht.
Doch wir sind nicht Schlangen ähnlich, leider,
Wir vertauschen Seelen, nicht den Leib.

Erinnerung, du, Hände einer Riesin,
Die das Leben führt, wie Zaum und Pferd.
Mir hast du so oft jene gepriesen,
Die der Körper bis zu mir genährt.

Hässlich war der erste, klein und dünn,
Liebte nur die Finsternis der Haine,
Das abgefallne Blatt, das zauberische Kind
Suchte durch das Wort den Regen anzuhalten.

Nur ein Bäumchen und ein roter Hund,
Waren es, die er sich nahm zu Freunden.
Erinnerung, du findest keinen Grund,
Die Welt, dass ich das war, zu überzeugen.

Jedes Rauschen war wie Leierklang
Dem zweiten, und er liebte Wind von Süden,
Sagte, dass das Leben er zur Freundin nahm,
Ein Teppich sei die Welt zu seinen Füßen.

Er gefällt mir überhaupt nicht, dieser,
Denn er wollte Gott sein, und ein Zar,
Denn er hing das Firmenschild des Dichters
Vor mein Haus, in dem es schweigsam war.

Jener ist mir lieb, der Freiheit wählte,
Meere querte, jedem Kampf gefeit,
Ach, was ihm die Wasser laut erzählten
Und wie ihn die Wolken sahn voll Neid.

Hoch hat er die Zeltbahn aufgespannt,
Mulis trugen ihn den Weg der Steine;
In dem weißen, unbekannten Land
Sog er Frischluft ein, wie süße Weine.

Erinnerung, wirst schwächer mit den Jahren,
War's dieser schon, war es der andre noch,
Der, um keiner Freiheit zu entsagen,
Im lang ersehnten, heilgen Kriege focht?

Kannte Durst und Hunger, jede Sorge,
Erregte Träume, Wege, endlos, weit,
Doch berührte zweimal der heilige Georgij,
Das durch Kugeln nie berührte Kleid.

Und dann ich, der aufrecht-finstre Bauherr
Jenes Tempels, der durchs Dunkel scheint.
Ich berufe stolz den Ruhm des Schöpfers:
Wie's im Himmel ist, soll's auch auf Erden sein.

Und das Herz wird hell wie Feuer brennen
Bis zum Tag, wenn heller sie erstehn,
Jerusalems, des neuen, hohe Wände
Meinem Heimatland, wenn andre Banner wehn.

Denn seltsam werden Winde sich erheben
Und schrecklich gießt vom Himmel sich das Licht.
Es erblühen plötzlich Galaxien,
Der Garten der Planeten blendet meine Sicht.

Unbekannt, erscheint mir ein Begleiter,
Ders Gesicht verbirgt: doch ich versteh
Alles, seh den Löwen, in seinen Spuren, heiter,
Und den Adler, kreisend, wie er zu ihm strebt.

Und ich schreie … Doch wer hilft beim Streite, –
Dass die Seele, sterbend, noch verweilt?
Schlangen nur verschleudern ihre Häute,
Wir vertauschen Seelen, nicht den Leib.

1920


Das Wort

Als sich an jenem Tag, als höchste der Gewalten,
Die neue Welt betrachtete der Herr,
War mit dem Wort die Sonne anzuhalten,
Städte wurden durch das Wort zerstört.

Der Adler wagte nicht, die Flügel auszubreiten,
Die Sterne suchten Zuflucht, tief besorgt,
Wenn als Flamme durch die höchsten Weiten
Rosenfarbig flackerte das Wort.

Zahlen galten für die kleinen Leute,
Unterdrückte, nützlich wie das Vieh,
Weil die kleinste Feinheit der Bedeutung
Nur die Zahl, die kluge, wiedergibt.

Der graue Patriarch, der mit den Händen
Das Gute wie das Böse hielt in Bann,
Wagte nicht, sich an den Klang zu wenden,
Und sein Stock schrieb Zahlen in den Sand.

Vergessen ist: Erleuchtung erst entspann sich
Durch das Wort im schweren Erdentrott;
Auch im Evangelium Johannes'
wird gesagt, das Wort war anfangs Gott.

Wir jedoch bestellten es zu dienen
In den Grenzen von Gesetz und Recht;
Wie im leeren Korb die letzten Bienen,
Riechen tote Worte leidlich schlecht.

1920


Meine Leser

Der alte Vagabund aus Addis-Abbeba,
Der so viele Sippen unterwarf,
Schickte mir einen schwarzen Speerträger
Mit einem Gruß, der aus meinen Gedichten bestand.
Ein Leutnant, der ein Kanonenboot führte
Unter das Feuer feindlicher Batterien,
Las die ganze Nacht über dem Südmeer
Mir zum Gedenken meine Gedichte.
Jener, der inmitten des brodelnden Volkes
Den Gesandten des Imperators erschoss,
Kam zu mir, um mir die Hand zu reichen
Und mir zu danken für meine Gedichte.

Viele von ihnen, den Starken, Bösen und Fröhlichen,
Elefantentötern und Menschen,
Die in der Wüste verdursteten,
Die im Ewigen Eise verreckten,
Treu unserm Planeten zugetan,
Stärker, fröhlicher und böser,
Tragen meine Bücher in ihren Satteltaschen,
Lesen sie im Palmenhain,
Vergessen sie auf dem versinkenden Schiff.

Ich beleidige sie nicht neurasthenisch,
Mit heißer Seele erniedrige ich nicht,
Ich langweile nicht mit vieldeutigen Anmerkungen
Über das Beinhaltete gegessener Eier,
Doch wenn das Blei um die Ohren pfeift,
Und Wellen die Bordwand zertrümmern,
Dann lehre ich sie, wie man sich nicht fürchtet,
Und sich nicht zu fürchten,
Das zu beginnen, was notwendig ist.

Und wenn die Frau mit dem schönsten Gesicht,
Die einzige auf der Welt, die ihnen etwas bedeutet,
Sagt: »Ich liebe sie nicht!«,
Dann lehre ich sie, sinnig zu lächeln,
Zu gehen, und nie mehr wiederzukehren.
Und wenn ihre letzte Stunde schlägt,
Und gleichmäßiger, roter Nebel die Blicke verhängt,
Lehre ich sie, sich sofort zu erinnern
Des ganzen, wilden, lebenswerten Lebens
Auf dieser heimischen, seltsamen Erde,
Und, wenn sie vor Gottes Antlitz treten,
Mit einfachen, gesetzten Worten
Seinen Richtspruch ruhig zu erwarten.

1920


Fragmente 1920 – 1921

1
Ich denke oft an mein Alter,
An Weisheit und Ruhe.

2
Ich stehe schon im Garten einer andren Erde,
Zwischen blutenden Rosen und feuchtnassen Lilien,
Und es berichtet in Hexametern Vergil, wie
Die höchsten Freuden sind auf Erden.

3
Glockenklänge,
Ahornhänge,
Fledermaus und Stör.
Shakespeare und Ovid
Für den, der sie hört,
Für den, der sie sieht, –
Am Ende der Geschichte
Trauert alles um den Dichter.


* * *

Ich habe mich selber belächelt,
Verübte an mir Selbstbetrug,
Als ich mir vorstellen konnte,
Es gäb etwas andres, als dich.

Du, Weiße, in Kleidern, weiß-leuchtend,
Wie Göttinnen, strahlend, antik,
Hältst du die kristallene Sphäre
In Händen, die durchsichtig, fein.

Und alle die Meere, die Berge,
Die Erzengel, Blumen, der Mensch –
Sie spiegeln kristallen sich wieder
In Jungfrauenaugen, so klar.

Wie seltsam, zu denken, es gäbe
Hier noch etwas andres, als dich
Und dass auch ich selber nicht nächtlich
Ein Lied traumlos wär, über dich.

Über den Schultern ein Leuchten,
Hinter dir blendendes Licht,
Denn Feuersäulen schweben,
Die golden, ein Flügelpaar, sind.

August 1921


Больной

В моем бреду одна меня томит
Каких-то острых линий бесконечность,
И непрерывно колокол звонит,
Как бой часов отзванивал бы вечность.

Мне кажется, что после смерти так
С мучительной надеждой воскресенья
Глаза вперяются в окрестный мрак,
Ища давно знакомые виденья.

Но в океане первозданной мглы
Нет голосов, и нет травы зеленой,
А только кубы, ромбы, да углы,
Да злые, нескончаемые звоны.

О, хоть бы сон настиг меня скорей!
Уйти бы, как на праздник примиренья,
На желтые пески седых морей,
Считать большие, бурные каменья.

1915?


Утешение

Кто лежит в могиле,
Слышит дивный звон,
Самых белых лилий
Чует запах он.

Кто лежит в могиле,
Видит вечный свет,
Серафимских крылий
Переливный снег.

Да, ты умираешь,
Руки холодны,
И сама не знаешь
Неземной весны.

Но идешь ты к раю
По моей мольбе,
Это так, я знаю
Я клянусь тебе.

1916?


* * *

У меня не живут цветы,
Красотой их на миг я обманут,
Постоят день, другой, и завянут,
У меня не живут цветы.

Да и птицы здесь не живут,
Только хохлятся скорбно и глухо,
А на утро – комочек из пуха…
Даже птицы здесь не живут.

Только книги в восемь рядов,
Молчаливые, грузные томы,
Сторожат вековые истомы,
Словно зубы в восемь рядов.

Мне продавший их букинист,
Помню, был и горбатым, и нищим…
…Торговал за проклятым кладбищем
Мне продавший их букинист.


Память

Только змеи сбрасывают кожи,
Чтоб душа старела и росла.
Мы, увы, со змеями не схожи,
Мы меняем души, не тела.

Память, ты рукою великанши
Жизнь ведешь, как под уздцы коня,
Ты расскажешь мне о тех, что раньше
В этом теле жили до меня.

Самый первый: некрасив и тонок,
Полюбивший только сумрак рощ,
Лист опавщий, колдовской ребенок,
Словом останавливавший дождь.

Дерево да рыжая собака,
Вот кого он взял себе в друзья,
Память, Память, ты не сыщешь знака,
Не уверишь мир, что то был я.

И второй… Любил он ветер с юга,
В каждом шуме слышал звоны лир,
Говорил, что жизнь – его подруга,
Коврик под его ногами – мир.

Он совсем не нравится мне, это
Он хотел стать богом и царем,
Он повесил вывеску поэта
Над дверьми в мой молчаливый дом.

Я люблю избранника свободы,
Мореплавателя и стрелка,
Ах, ему так звонко пели воды
И завидовали облака.

Высока была его палатка,
Мулы были резвы и сильны,
Как вино, впивал он воздух сладкий
Белому неведомой страны.

Память, ты слабее год от году,
Тот ли это, или кто другой
Променял веселую свободу
На священный долгожданный бой.

Знал он муки голода и жажды,
Сон тревожный, бесконечный путь,
Но святой Георгий тронул дважды
Пулею нетронутую грудь.

Я – угрюмый и упрямый зодчий
Храма, восстающего во мгле,
Я возревновал о славе Отчей,
Как на небесах, и на земле.

Сердце будет пламенем палимо
Вплоть до дня, когда взойдут, ясны,
Стены нового Иерусалима
На полях моей родной страны.

И тогда повеет ветер странный –
И прольется с неба страшный свет,
Это Млечный Путь расцвел нежданно
Садом ослепительных планет.

Предо мной предстанет, мне неведом,
Путник, скрыв лицо: но всё пойму,
Видя льва, стремлящегося следом,
И орла, летящего к нему.

Крикну я… Но разве кто поможет, –
Чтоб моя душа не умерла?
Только змеи сбрасывают кожи,
Мы меняем души, не тела.

1920


Слово

В оный день, когда над миром новым
Бог склонял лицо Свое, тогда
Солнце останавливали словом,
Словом разрушали города.

И орел не взмахивал крылами,
Звезды жались в ужасе к луне,
Если, точно розовое пламя,
Слово проплывало в вышине.

А для низкой жизни были числа,
Как домашний, подъяремный скот,
Потому, что все оттенки смысла
Умное число передает.

Патриарх седой, себе под руку
Покоривший и добро и зло,
Не решаясь обратиться к звуку,
Тростью на песке чертил число.

Но забыли мы, что осиянно
Только слово средь земных тревог,
И в Евангельи от Иоанна
Сказано, что слово это Бог.

Мы ему поставили пределом
Скудные пределы естества,
И, как пчелы в улье опустелом,
Дурно пахнут мертвые слова.

1920


Мои читатели

Старый бродяга в Аддис-Абебе,
Покоривший многие племена,
Прислал ко мне черного копьеносца
С приветом, составленным из моих стихов.
Лейтенант, водивший канонерки
Под огнем неприятельских батарей,
Целую ночь над южным морем
Читал мне на память мои стихи.
Человек, среди толпы народа
Застреливший императоркого посла,
Подошел пожать мне руку,
Поблагодарить за мои стихи.

Много их, сильных, злых и веселых,
Убивавших слонов и людей,
Умиравших на кромке вечного льда,
Верных нашей планете,
Сильной, веселой и злой,
Возят мои книги в седельной сумке,
Читают их в пальмовой роще,
Забывают на тонущем корабле.

Я не оскорбляю их неврастенией,
Не унижаю душевной теплотой,
Не надоедаю многозначительными намеками
На содержимое выеденного яйца,
Но когда вокруг свищут пули
Когда волны ломают борта,
Я учу их, как не бояться,
Не бояться и делать что надо.

И когда женщина с прекрасным лицом,
Единственно дорогим во вселенной,
Скажет: я не люблю вас,
Я учу их, как улыбнуться,
И уйти и не возвращаться больше.
А когда придет их последний час,
Ровный, красный туман застелит взоры,
Всю жестокую, милую жизнь,
Всю родную, странную землю,
И, представ перед ликом Бога
С простыми и мудрыми словами,
Ждать спокойно Его суда.

1920


Отрывки 1920 – 1921 г.

1
Я часто думаю о старости своей,
О мудрости и о покое.

2
А я уже в саду иной земли,
Среди кровавых роз и влажных лилий,
И повествует мне гекзаметром Виргилий
О высшей радости земли.

3
Колокольные звоны
И зеленые клены,
И летучие мыши.
И Шекспир и Овидий
Для того, кто их слышит,
Для того, кто их видит, –
Оттого всё на свете
И грустит о поэте.


* * *

Я сам над собой насмеялся
И сам я себе обманул,
Когда мог подумать, что в мире
Есть что-нибудь кроме тебя.

Лишь белая в белой одежде,
Как в пеплуме древних богинь,
Ты держишь хрустальную сферу
В прозрачных и тонких перстах.

А все океаны, все горы,
Архангелы, люди, цветы –
Они в хрустале отразились
Прозрачных девических глаз.

Как странно подумать, что в мире
Есть что-нибудь кроме тебя,
Что сам я не только ночная
Бессонная песнь о тебе.

Но свет у тебя за плечами,
Такой ослепительный свет,
Там длинные пламени реют,
Как два золотые крыла.

Август 1921


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Der Kranke
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Trost
Утешение
 
Blumen leben nicht bei mir
У меня не живут цветы
 
Erinnerung
Память
 
Das Wort
Слово
 
Meine Leser
Мои читатели
 
Fragmente 1920 – 1921
Отрывки 1920 – 1921 г.
 
Ich habe mich selber belächelt
Я сам над собой насмеялся

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Nikolaj Gumilëv (1)