[I. Kramskoj: Nikolaj Nekrasov (1877)]

Nikolaj Nekrasov (1821 – 1877)

* * *

Als ich um sechs zum Heumarkt ging,
Erst gestern, schlug man blutig
Dort eine junge Bäuerin
Zur Strafe mit der Knute.

Aus ihrer Brust kam nicht ein Laut,
Die Peitsche pfiff aufs Beste.
Ich sprach zu meiner Muse: »Schau!
Dort ist deine leibliche Schwester!«

(1848)


* * *

Erspar mir bitte deine Ironie,
Lass sie als überlebt und tot zurück,
Lass uns, die sich so heiß und tief geliebt,
Bewahren einen Überrest von Glück, –
Für Ironie ist es noch viel zu früh!

Solang du noch beharrlich und so zärtlich
Eine Begegnung zu verlängern wünschst,
Solange noch so brodelnd und rebellisch
In mir die Eifersucht mit Träumen ringt –
Die Trennung kommt auch so, hab's nicht so eilig!

Sie ist auch ohnedies schon nah:
Wir brennen heißer, voller letzter Sehnsucht,
Doch wird geheime Kälte offenbar …
So wird im Herbste reißender ein Fluss,
Doch ist der Strom der Wellen kalt und hart …

1850


Nachruf auf Ševčenko

Ihr solltet nicht besonders eifrig klagen:
Der Fall war absehbar, beinah erwünscht.
Auf diese Weise siecht von Gottes Gnaden
In Russland ein besondrer Mensch dahin
Seit langer Zeit: erst eine schwere Jugend,
Voll Hoffnung, Eifer, voller Leidenschaft,
Dann kühne Reden, unbedachtes Toben,
Gefolgt von langen Tagen Kerkerhaft.

Er kannte alles: Knast in Petersburg,
Verhör, Ermittlung, Püffe von Gendarmen;
Dazu – die weite Steppe Orenburgs,
Und ihre Festung … Ungewissheit, Armut;
Dort, wo ihn kränken durfte jeder Krepel,
War unter Söldnerseelen er Soldat,
Wär fast gestorben an so manchem Schlag, –
Mag sein, dass er in dieser Hoffnung lebte.

Doch, nicht gewillt sein Leiden abzukürzen,
Beschützte ihn in Jahren der Verbannung
Des Russenmenschens Vorsicht spielerisch,
Und seine Zeit des Glücks nahte heran, –
Und alles, was er niemals vorher kannte,
Dem Herzen Gutes, lächelte ihm nun,
Als Gott in jäher Eifersucht entbrannte:
          Schlug ihm die Augen zu.

1861


* * *

Jahr um Jahr fühl ich die Kräfte sinken,
's Blut wird kälter, schwächer der Verstand …
Mutter – Heimat! Muss ins Grab verschwinden,
Ohne dass ich dich in Freiheit sah!

Doch ich wollte gern im Sterben wissen,
Dass du auf dem rechten Wege stehst,
Dass dein Pflüger, über Felder blickend,
Einem frohen Tag entgegen geht.

Dass der Wind von altvertrauten Dörfern
Einen Laut nur zum Gehör ihm trug,
In dem's Brodeln nicht mehr wär zu hören
Menschlicher Erniedrigung und Wut.

1861


Bei uns zu Besuch

Durch Stadtstraßen schlendern die hungrigen Wölfe
Und schnappen sich Kinder, Gouvernanten und Damen.
»Das ist nur natürlich«, finden die Leute,
Wärn selber gern solche, sind ihnen nicht Gram.

In Stadthäusern: Wölfe. In Landhäusern: Wölfe.
Sie bringen der Rus' ihre wölfische Nacht!
Ihre Gefräßigkeit alles entvölkert …
Fahrn wir aufs Land? Etwa jetzt? Vielen Dank!

Da kommt ein Baron, ein Preuße, gefahren –
Der Vatermörder hebt ihm das Kinn.
Er fährt allein, sammelt Russland-Erfahrung
Auch noch im letzten, armseligsten Winkel:

»Habt ihr denn Brot?« – »Nicht mal einen Kanten!«
»Wie steht's mit dem Vieh?« – »Hat die Seuche geholt!«
»Schulen und Bücher?« – Huj, wie sie rannten
Und vor dem stotternden Preußen zerstoben.

»Die nutzlosen Bücher, ab zum Gendarmen!
Erst letztes Jahr kamen Leute vorbei,
Wir kauften ein paar, statt die Groschen zu sparen,
Und hatten fürn Tausender dann Schererein!«

Da denkt der Deutsche: »Hab ich 'ne Macke?
Ein Schloss an der Schule aus schwerem Stahl,
Die Kühe verreckten, die Felder vertrocknet.
Es fragt sich, wovon die hier Steuern bezahln?

Was ist zu beachten, ins Büchlein zu schreiben?«
Er spricht mit sich selbst und traurigem Blick …
Gib ihnen 'nen Groschen, um Brot aufzutreiben.
Beachte dann, Deutschling, den Appetit! …

1874


* * *

Bald schon werd ich Fraß für Würmer werden,
Gut ist's zu vergehn, doch schwer zu sterben;
Möchte niemand um Verzeihung bitten,
Schon weil mich kein Mensch bedauern wird.

Nie gewann ich unsre Wohlgebornen
Mit der Leier Spiel und ihrem Glanz;
Bin dem Volk so fremd, wenn ich gestorben,
Wie als ich zu leben angefangen.

Herzliche Verbindung, Freundschaftsbünde –
Alles riss: von Kindesbeinen an
Hatt ich Feinde, die unüberwindlich,
Und die Freunde fielen schnell im Kampf.

Sangen nie zu Ende ihre Lieder,
Opfer von Betrug und Bosheit warn
Sie in ihrer Blüte; ihre Bilder
Schaun mich vorwurfsvoll von Wänden an.

1876


* * *

Schwarzer Tag! wie'n Bettler um ein Brot
Bitte ich den Himmel um den Tod,
Ich erflehe ihn bei den Doktoren,
Bei den Freunden, Feinden, den Zensoren,
Laut ruf ich das Volk der Russen an:
Hol so viel raus, wie du kannst!
Tauche mich in frische Wasser ein,
Musst den Tod mir rechtmäßig verleihn!

1877


* * *

Вчерашний день, часу в шестом,
Зашел я на Сенную,
Там били женщину кнутом,
Крестьянку молодую.

Ни звука из ее груди,
Лишь бич свистал, играя…
И Музе я сказал: «Глаяди!
Сестра твоя родная!»

(1848)


* * *

Я не люблю иронии твоей.
Оставь ее отжившим и не жившим,
А нам с тобой, так горячо любившим,
Еще остаток чувства сохранившим, –
Нам рано предаваться ей!

Пока еще застенчиво и нежно
Свидание продлить желаешь ты,
Пока еще кипят во мне мятежно
Ревнивые тревоги и мечты –
Не торопи развязки неизбежной!

И без того она не далека:
Кипим сильней, последней жаждой полны,
Но в сердце тайный холод и тоска…
Так осенью бурливее река,
Но холодней бушующие волны

1850


На смерть Шевченко

Не преддавайтесь особой унылости:
Случай предвиденный, чуть не желательный.
Так погибает по божией милости
Русской земли человек замечательный
С давнего времени: молодость трудная,
Полная страсти, надежд, увлечения,
Смелые речи, борьба бесрассудная,
Вслед за тем долгие дни заточения.

Все он изведал: тюрьму петербургскую,
Справки, допросы, жандармов любезности.
Все – и раздольную степь Оренбургскую,
И ее крепость… В нужде, в неизвестности
Там, оскорбляемый каждым невеждою,
Жил он солдатом с солдатами жалкими,
Мог умереть он, конечно, под палками, –
Может, и жил-то он этой надеждою.

Но, сократить не желая страдания,
Поберегло его в годы изгнания
Русских людей провиденье игривое.
Кончилось время его несчастливое, –
Все, чего с юности ранней не видывал,
Милое сердцу, ему улыбалося.
Тут ему бог позавидовал:
               Жизнь оборвалася.

1861


* * *

Что ни год – уменьшаются силы,
Ум ленивее, кровь холодней…
Мать-отчизна! дойду до могилы,
Не дождавшись свободы твоей!

Но желал бы я знать, умирая,
Что стоишь ты тга верном пути,
Что твой пахарь, поля засевая,
Видит ведренный день впереди:

Чтобы ветер родного селенья
Звук единый до слуха донес,
Под которым не слышно кипенья
Человеческой крови и слез.

1861


Путешественник

В городе волки по улицам бродят,
Ловят детей, гувернанток и дам,
Люди естественным это находят,
Сами они подражают волкам.

В городе волки, и волки на даче,
А уж какая их тьма по Руси!
Скоро уж там не останется клячи…
Ехать в деревню? Теперь-то? Merci!

Прусский барон, опоясавши выю
Белым жабо в три вершка ширины,
Ездит один, изучая Россию,
По захолустьям несчастной страны:

– Как у вас хлебушко? – «Нет ни ковриги!»
– Где у вас скот? – «От заразы подох!»
А заикнулся про школу, про книги –
Прочь побежали. «Помилуй нас бог!

Книг нам не надо – неси их к жандару!
В прошлом году у прохожих людей
Мы их купили по гривне за пару,
А натерпелись на тыщу рублей!»

Думает немец: «уж я не оглох ли?
К школе привешен тяжелый замок,
Нивы посохли, коровы подохли,
Как эти люди заплатит оброк?»

«Что наблюдать? что записывать в книжку?» –
В грусти барон сам с собой говорит…
Дай ты им гривну да хлеба коврижку
И наблюдай, немчура, аппетит…

1874


* * *

Скоро стану добычею тленья.
Тяжело умирать, хорошо умереть;
Ничьего не прошу сожаленья,
Да и некому будет жалеть.

Я дворянскому нашему роду
Блеска лирой моей не стяжал;
Я настолько же чуждым народу
Умираю, как жить начинал.

Узы дружбы, союзов сердечных –
Всё порвалось: мне с детства судьба
Посылала врагов долговечных,
А друзей уносила борьба.

Песни вещие их недопеты,
Пали жертвою злобы, измен
В цвете лет; на меня их портреты
Укоризненно смотрят со стен.

1876


* * *

Черный день! как нищий просит хлеба,
Смерти, смерти я прошу у неба,
Я прошу ее у докторов,
У друзей, врагов и цензоров,
Я взываю к русскому народу:
Коли можешь, выручай!
Окуни меня в живую воду
Или мертвой в меру дай.

1877


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Als ich um sechs zum Heumarkt ging
Вчерашний день, часу в шестом
 
Erspar mir bitte deine Ironie
Я не люблю иронии твоей
 
Nachruf auf Ševčenko
На смерть Шевченко
 
Jahr um Jahr fühl ich die Kräfte sinken
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Скоро стану добычею тленья
 
Schwarzer Tag! wie'n Bettler um ein Brot
Черный день! как нищий …

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Nikolaj Nekrasov