[Wladislaw Chodassewitsch 1921]

Vladislav Chodasevič (1886 – 1939)

Musik

Des Nachts hat Sturm gefegt. Der Morgen klart.
Im Körper kriecht die sonntägliche Trägheit,
Die Messe der Verkündungskirche dauert
Weiter an. Ich trete auf den Hof.
Wie klein scheint alles: 's Häuschen und der Rauch,
Der überm Dach sich windet. Silbrig-rosiger
Gefrorener Dampf; von den Häuser steigen
Seine Säulen bis zur Himmelskuppel auf,
Als wären es Flügel gigantischer Engel.
Wie klein erscheint da plötzlich mein beleibter
Nachbar aus dem Haus: Sergej Iwanytsch.
Im Halbpelz und in Stiefeln steht er da.
Ringsum im Schnee verteilt liegt Holz. Er richtet
Sich auf und hebt mit beiden Händen die schwere
Axt hoch über dem Kopf empor – doch:
– tock! tock! tock! – es klingen ziemlich leise
Seine Schläge: der Himmel, der Schnee und die Kälte
Dämpfen den Klang … »Einen schönen Feiertag,
Herr Nachbar!« – »Ach, Guten Tag!« Auch ich
Beginne Holz zu hacken. Er – tock! Ich – tock!
Bald langweilt's mich, ich richte mich auf und sage:
»Momentchen mal. Erklingt da nicht Musik?«
Sergej Iwanytsch unterbricht die Arbeit,
Hebt den Kopf ein bisschen, kann nichts hören,
Doch er lauscht beständig … »Kann es nicht sein,
Sie haben sich getäuscht«, sagt er. – »Ich bitte sie!
Na hören sie doch hin. Ganz klar und deutlich!«
Von neuem lauscht er. »Naja, vielleicht beerdigen
Die dort einen Krieger? Nur, etwas bestimmtes
Kann ich nicht hören«. Doch ich lasse nicht ab:
»Ich bitte sie! Ganz deutlich ist es jetzt.
Es scheint mir, als käme die Musik von oben.
Violoncelli … Harfen, und vielleicht …
Wie schön sie spielen! Lassen die das Hacken.«
Mein armer Sergej Iwanytsch unterbricht
Von neuem seine Arbeit. Er kann nichts hören, doch
Will er mich nicht stören und seinem Missmut
Keinen Ausdruck geben. Es ist vortrefflich:
Da steht er inmitten der Hölzer und fürchtet,
Die stumme Sinfonie zu unterbrechen.
Schließlich fängt er an, mir Leid zu tun.
Und ich erkläre: »Es ist vorbei!« Von neuem
Ergreifen wir die Äxte. Tock! Tock! Tock!..
Und doch ist der Himmel noch immer so hoch
Und dieselben gefiederten Engel leuchten in ihm.

15. Juni 1920


Lady Macbeth

Lange wusch sie sich die Hände,
Rieb die Hände ohne Ende.
Nichts blieb ihr bewusster als
Dieser blutbedeckte Hals.

Lady, Lady! Wie ein Vogel
Schlagen schlaflos sie das Lager.
Ihnen sind dreihundert Jahre,
Mir erst sechs Jahr Schlaf entzogen.

9. Januar 1922


Die Seele

Wie der volle Mond ist meine Seele:
Kalt und klar erstrahlt sie in der Höhe,

Leuchtet für sich selbst im eignen Licht –
Und sie trocknet meine Tränen nicht;

Meine Not wird sie im Schmerz nicht teilen,
Meine Lust wird ihr unhörbar bleiben;

Und was ich auch hab erleiden müssen –
Der Leuchtenden ist es nicht wert zu wissen.

4. Januar 1921


Sturm

Durch die aufgewühlten Wasser
Jagst du, Sturmwind, die Armaden,
Wirbelst Wolken, beugst die Masten,
Hebst zum Himmel Staub in Schwaden.

Zwingst die Ströme, sich zu wenden,
Meereswelln, den Fels zu stürmen,
Reißt der Alten aus den Händen
Ihr verbognes, altes Schirmchen.

Mähst die trauten Haine nieder
Und dein Hagel peitscht die Saat,
Nur dem Weisen schaffst du weder
Freudig, noch betrüblich Rat.

Denn der Weise tritt zum Schauen
An das Fensterkreuz zum Schluss,
Und es schließen sich die Augen
Nach und nach vor Überdruss.

13. Juni 1921


* * *

Ich liebe die Natur, die Menschen,
Doch hasse ich es auszugehn
Und weiß genau, kein schmales Quentchen
Wird das Volk von mir verstehn.

Mit wenigem zufrieden seh ich,
Was das Fatum geizig reicht:
Die Ulme, bei der Scheune stehend,
Den Wald, der auf den Hügel steigt.

Ich suche bei den Zeitgenossen
Weder Lob, noch Zankerein,
Doch pflanze ich um die Terrasse
Selber Fliederbüsche ein.

15. – 16. Juni 1921


Giselle

Doch, ja! In unbedachtem Glücke
Brenne leidenschaftlich aus,
Reiß den Brief, dein Herz in Stücke,
Hauch im Wahn die Seele aus.

Was dann? Den Grabstein zu erschüttern
Wird von neuem nötig sein,
Neuverliebtes Beinchenzittern
Mondenblau im Bühnenschein.

1. Mai 1922


* * *

Übersteige, überschreite,
Überflügle, wie ist gleich –
Sei der Stein aus einer Schleuder,
Ein Stern, der in die Nacht entweicht …
Bis du's Verlorne neu erreichst …

Weiß Gott, was du verzweifelt flüsterst,
Wenn du den Zwicker suchst, die Schlüssel.

Frühling 1921,
11. Januar 1922


Dämmerung

Im Schnee, der alles dämpft, im stillen Flockenmeer –
Ein Haus, das sich am Wege öde streckt.
Da geht ein Mensch. Wenn erst das Messer steckt,
Selbst wenn der Zaun ihn stützte, seufzte er nicht mehr,
Er fiele aufs Gesicht, wär tödlich hingestreckt.
Das kristalline Atmen weiß im Wind,
Die abendlichen rauchdurchsetzten Weisen,
Die frühe Boten sanfter Ruhe sind,
Begännen freier über ihm zu kreisen …
Aus Seitenstraßen, Höfen, kämen schwarze Wellen
Von Ameisen, das Volk, sich zwischen uns zu stellen;
Erfragen wollen sie, warum ich ihn erstach,
Und keiner wird verstehen, wie hier Liebe sprach.

5. November 1921


Das Automobil

Wir fiebern in gedrängtem Schweigen,
Die finstre Nacht ist feucht und leer,
Als plötzlich – singendes Geheule –
Ein Auto um die Ecke fährt.

Der schwarze Lack gewaschen funkelt,
Das Glas blitzt an den Kanten auf,
Es streckt ins nächtlich-schwarze Dunkel
Zwei weiße Engelsflügel aus.

Und die Gebäude werden ähnlich
Einem Festsaal angestrahlt,
Und nah bei uns sind die Passanten
Durch dieses Flügelpaar gerannt.

Die regennassen Stäube dienten
Schwankend diesem Licht als Ziel …
Doch höre, mir ist längst erschienen
Ein anderes Automobil …

Es fährt vorbei in Tageshelle,
Es fährt vorbei am hellen Tag
Und hat zwei Flügel, so wie jene,
Doch seine Flügel sind tief schwarz.

Und alles jene, das gelangte
Ins Strahlenbündel seines Lichts,
Unwiederbringlich als Vergangnes
Durchs löchrige Gedächtnis fließt.

Und ich vergesse und verliere
Meine strahlende Psyché,
Die blinden Hände tasten gierig,
Doch ich kann gar nichts mehr verstehn:

Hier stand die Welt, fast ohne Fehler,
Doch seit der Zeit, da dieses fährt,
Sind Löcher in der Welt, der Seele,
Als hätten Säuren sie zerstört.

2. – 5. Dezember 1921


Ballade

Gehockt und verloren im Leuchten,
Im kreisrunden Zimmer, betrübt:
Ich seh Stukkaturen des Himmels,
Die Wendel der Sonne erglühn.

Ringsum trifft desgleichen das Leuchten
Den Tisch, und mein Bett, das Gestühl.
Gehockt, vor Verwirrung der Sinne
Weiß ich meinen Händen kein Ziel.

Gefrorene, schneeweiße Palmen
Auf lautlosen Scheiben erblühn.
Die Uhr muss, metallisch im Ticken,
Das Kreisen der Zeiger erfülln.

Erbärmliche, drückende Enge
Des Lebens: Kein Ausweg verspricht's!
Wem soll ich erzählen, wie bange
Es mir um die Dinge hier ist?

Und langsam beginn ich zu schaukeln,
Und halte die Knie umarmt,
Und plötzlich beginn ich in Versen
Zu sprechen mit mir wie in Trance.

Verworrenes lustvolles Reden,
Du trägst den Zusammenhang fort!
Die Klänge bewahren Bedeutung,
Doch stärker bleibt immer das Wort.

Und Musik, und Musik, und Musik
Verflechtet sich in den Gesang,
Mich durchsticht, und durchsticht, und durchsticht
Die Klinge in göttlicher Hand.

Weit über mich selbst kann ich wachsen,
Dem Toten kann ich mich entziehn:
Den Versfuß in höllischen Flammen,
In fließenden Sternen die Stirn.

Ich sehe mit riesigen Augen –
Den Augen der Schlange vielleicht –
Wie's Ungestüm meiner Gesänge
Das Leiden der Dinge erreicht.

In kreisenden, fließenden Tänzen
Das Zimmer ein Gleichmaß bewegt,
Bis jemand die wuchtige Leier
Im Wind in die Hände mir legt.

Und kein stukkaturener Himmel,
Kein Wendel der Sonne erglüht:
Auf schwarze, geebnete Felsen
Hält Versfüße Orpheus gestützt.

9. – 22. Dezember 1921


Музыка

Всю ночь мела метель, но утро ясно.
Еще воскресная по телу бродит лень,
У Благовещенья на Бережках обедня
Еще не отошла. Я выхожу во двор.
Как мало всё: и домик, и дымок,
Завившийся над крышей! Сребро-розов
Морозный пар. Столпы его восходят
Из-за домов под самый купол неба,
Как будто крылья ангелов гигантских.
И маленьким таким вдруг оказался
Дородный мой сосед, Сергей Иваныч.
Он в полушубке, в валенках. Дрова
Вокруг него раскиданы по снегу.
Обеими руками, напрягаясь,
Тяжелый свой колун над головою
Заносит он, но – тук! тук! тук! – не громко
Звучат удары: небо, снег и холод
Звук поглощают… «С праздником, сосед». –
«А, здравствуйте!» Я тоже расставляю
Свои дрова. Он – тук! Я – тук! Но вскоре
Надоедает мне колоть, я выпрямляюсь
И говорю: «Постойте-ка минутку,
Как будто музыка?» Сергей Иваныч
Перестает работать, голову слегка
Приподымает, ничего не слышит,
Но слушает старательно… «Должно быть,
Вам показалось», – говорит он. «Что вы,
Да вы прислушайтесь. Так ясно слышно!»
Он слушает опять: «Ну, может быть –
Военного хоронят? Только что-то
Мне не слыхать». Но я не унимаюсь:
«Помилуйте, теперь совсем уж ясно.
И музыка идет как будто сверху.
Виолончель… и арфы, может быть...
Вот хорошо играют! Не стучите».
И бедный мой Сергей Иваныч снова
Перестает колоть. Он ничего не слышит,
Но мне мешать не хочет и досады
Старается не выказать. Забавно:
Стоит он посреди двора, боясь нарушить
Неслышную симфонию. И жалко
Мне наконец становится его.
Я объявляю: «Кончилось». Мы снова
За топоры беремся. Тук! Тук! Тук… А небо
Такое же высокое, и так же
В нем ангелы пернатые сияют.

15 июня 1920


* * *

Лэди долго руки мыла,
Лэди крепко руки терла.
Эта лэди не забыла
Окровавленного горла.

Лэди, лэди! Вы как птица
Бьетесь на бессонном ложе.
Триста лет уж вам не спится –
Мне лет шесть не спится тоже.

9 января 1922


Душа

Душа моя – как полная луна:
Холодная и ясная она.

На высоте горит себе, горит –
И слез моих она не осушит;

И от беды моей не больно ей,
И ей невнятен стон моих страстей;

А сколько здесь мне довелось страдать
Душе сияющей не стоит знать.

4 января 1921


Буря

Буря! Ты армады гонишь
По разгневанным водам,
Тучи вьешь и мачты клонишь,
Прах подъемлешь к небесам.

Реки вспять ты обращаешь,
На скалы бросаешь понт,
У старушки вырываешь
Ветхий, вывернутый зонт.

Вековые рощи косишь,
Градом бьешь посев полей, –
Только мудрым не приносишь
Ни веселий, ни скорбей.

Мудрый подойдет к окошку,
Поглядит, как бьет гроза, –
И смыкает понемножку
Пресыщенные глаза.

13 июня 1921


* * *

Люблю людей, люблю природу,
Но не люблю ходить гулять,
И твердо знаю, что народу
Моих творений не понять.

Довольный малым, созерцаю
То, что дает нещедрый рок:
Вяз, прислонившийся к сараю,
Покрытый лесом бугорок…

Ни грубой славы, ни гонений
От современников не жду,
Но сам стригу кусты сирени
Вокруг террасы и в саду.

15 – 16 июня 1921


Жизель

Да, да! В слепой и нежной страсти
Переболей, перегори,
Рви сердце, как письмо, на части,
Сойди с ума, потом умри.

И что ж? Могильный камень двигать
Опять придется над собой,
Опять любить и ножкой дрыгать
На сцене лунно-голубой.

1 мая 1922


* * *

Перешагни, перескочи,
Перелети, пере- что хочешь –
Но вырвись: камнем из пращи,
Звездой, сорвавшейся в ночи…
Сам затерял – теперь ищи…

Бог знает, что себе бормочешь,
Ища пенснэ или ключи.

Весна 1921,
11 января 1922


Сумерки

Снег навалил. Всё затихает, глохнет.
Пустынный тянется вдоль переулка дом.
Вот человек идет. Пырнуть его ножом –
К забору прислонится и не охнет.
Потом опустится и ляжет вниз лицом.
И ветерка дыханье снеговое,
И вечера чуть уловимый дым –
Предвестники прекрасного покоя –
Свободно так закружатся над ним.
А люди черными сбегутся муравьями
Из улиц, со дворов, и станут между нами.
И будут спрашивать, за что и как убил, –
И не поймет никто, как я его любил.

5 ноября 1921


Автомобиль

Бредем в молчании суровом.
Сырая ночь, пустая мгла.
И вдруг – с каким певучим зовом
Автомобиль из-за угла.

Он черным лаком отливает,
Сияя гранями стекла,
Он в сумрак ночи простирает
Два белых ангельских крыла.

И стали здания похожи
На праздничные стены зал,
И близко возле нас прохожий
Сквозь эти крылья пробежал.

А свет мелькнул и замаячил,
Колебля дождевую пыль…
Но слушай: мне являться начал
Другой, другой автомобиль…

Он пробегает в ясном свете,
Он пробегает белым днем,
И два крыла на нем, как эти,
Но крылья черные на нем.

И всё, что только попадает
Под черный сноп его лучей,
Невозвратимо исчезает
Из утлой памяти моей.

Я забываю, я теряю
Психею светлую мою,
Слепые руки простираю
И ничего не узнаю:

Здесь мир стоял, простой и целый,
Но с той поры, как ездит тот,
В душе и в мире есть пробелы,
Как бы от пролитых кислот.

2 – 5 декабря 1921


Баллада

Сижу, освещаемый сверху,
Я в комнате круглой моей.
Смотрю в штукатурное небо
На солнце в шестнадцать свечей.

Кругом – освещенные тоже,
И стулья, и стол, и кровать.
Сижу – ив смущеньи не знаю,
Куда бы мне руки девать.

Морозные белые пальмы
На стеклах беззвучно цветут.
Часы с металлическим шумом
В жилетном кармане идут.

О, косная, нищая скудость
Безвыходной жизни моей!
Кому мне поведать, как жалко
Себя и всех этих вещей?

И я начинаю качаться,
Колени обнявши свои,
И вдруг начинаю стихами
С собой говорить в забытьи.

Бессвязные, страстные речи!
Нельзя в них понять ничего,
Но звуки правдивее смысла,
И слово сильнее всего.

И музыка, музыка, музыка
Вплетается в пенье мое,
И узкое, узкое, узкое
Пронзает меня лезвие.

Я сам над собой вырастаю,
Над мертвым встаю бытием,
Стопами в подземное пламя,
В текучие звезды челом.

И вижу большими глазами –
Глазами, быть может, змеи, –
Как пению дикому внемлют
Несчастные вещи мои.

И в плавный, вращательный танец
Вся комната мерно идет,
И кто-то тяжелую лиру
Мне в руки сквозь ветер дает.

И нет штукатурного неба
И солнца в шестнадцать свечей:
На гладкие черные скалы
Стопы опирает – Орфей.

9 – 22 декабря 1921


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Aus: Die schwere Leier

Musik
Музыка
 
Lady Macbeth
Лэди долго руки мыла
 
Die Seele
Душа
 
Sturm
Буря
 
Ich liebe die Natur, die Menschen
Люблю людей, люблю природу
 
Giselle
Жизель
 
Übersteige, überschreite
Перешагни, перескочи
 
Dämmerung
Сумерки
 
Das Automobil
Автомобиль
 
Ballade
Баллада

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