[Michail Lermontov als Kind]

Михаил Лермонтов (1814 – 1841)

* * *

Sie singt ein Lied – und Klänge tauen,
Wie auf den Lippen schmilzt ein Kuss,
Sie blickt – es schaut aus ihren Augen
Verspielter Himmel Göttergruß;
Bewunderung folgt ihrer Fährte,
Sie spricht ein Wort, ihr Antlitz scheint
So voll Gefühl, voll Ausdrucksstärke,
Voll zauberischer Einfachheit.

1837


Der Dolch

Ich lieb dich, Dolch aus Damaszenerstahl,
Mein kalter, glänzender Genosse.
Dich schmiedeten Georgier bedacht als Rachestrahl,
Zum Freiheitskampf dich schärfte ein Tscherkesse.

Zum Angedenken trug dich mir heran
Ein Lilienhändchen in der Abschiedsstunde,
Und erstmals über dich kein Blutstrom rann,
Sondern ein Perlentränchen, des Leides klare Kunde.

Und schwarze Augen haben es geweint,
Und sahn mich an, voll von geheimer Trauer,
So wie dein Stahl im Flackerfeuerschein
Mal matt erglüht, mal hell erstrahlend lauert.

Der stummen Liebe Pfand, mein Weggefährte,
Dem Wandrer kannst du gutes Beispiel weisen;
Ja, ich bleib unbeirrbar, werd in der Seele härter,
Wie du, wie du, mein Freund aus Eisen.

1837


Betrachtung

Tieftraurig blicke ich auf uns, ihr Mitgebornen!
Was uns bevorsteht ist tiefdunkel oder leer,
Dabei – unter der Last von Zweifel und Erkenntnis –
        Vergreisen wir als tatenloses Heer.

        So reich sind wir, kaum aus der Wiege krabbelnd,
An Fehlern unser Väter, an ihrem späten Geist,
Uns quält der Lebensweg, der ziellos vorgeebnet,
            So wie ein Fest, das jemand andrer schmeißt.
        Dem Guten, wie dem Bösen gleichgültig hingegeben,
Verwelken kampflos wir auf unserm Arbeitsfeld;
Beim Anschein von Gefahr: kleinmütig ergeben,
Im Angesicht der Macht: sklavisch hingeschnellt.
        Wie eine taube Frucht, die vor der Zeit gereift ist,
Nicht unseren Geschmack, nicht unser Auge reizt,
Steht zwischen andern Blumen ein Unkraut, das verwaist ist,
Die Stunde ihrer Blüte ist seine Tilgungszeit!

Wir dörrten den Verstand mit trocknen Wissenschaften,
Verbargen vor den Nächsten, den Freunden voller Frust
Die Stimme unsrer Sehnsucht, edler Leidenschaften
        Mit lächerlicher, glaubenloser Lust.
Wir nippten kaum am Kelche der Genüsse,
        Bewahrten dennoch nicht der Jugend Kraft,
Aus jeder hohen Freude, befürchtend Überflüsse,
        Verbannten wir auf ewig ihren besten Saft.

Der Dichtung hohe Träume, die Werke schöner Künste
Rührn nicht zu süßem Ausbruch unseren Verstand;
Und wir bewahren gierig die Reste der Gefühle,
Die unser Geist vergrub, ein Schatz, der längst zerrann.
Durch Zufall hassen wir, zufällig fühln wir Liebe,
Doch opfern wir dem Zorn und auch der Liebe nichts,
Es herrscht in unsrer Seele beängstigende Kühle,
        Wenn's Blut vor Hitze zischt.
Es langweiln uns der Ahnen ausgesuchte Freuden,
Ihr Laster wirkt naiv und herzlich gut gemeint;
Wie eilen in die Särge, Glück und Ruhm vermeidend,
        Und schaun zurück mit Spöttelein.

Wir gehn als finstrer Haufen ins eilige Vergessen,
Durch diese Welt geräuschlos, ohne jede Spur,
Wir schenken fernen Zeiten kein fruchttragendes Denken,
        Nicht mal ein Versfragment genialischer Natur.
Und unsern Staub verhöhnt mit richterlicher Strenge
Der Nachfahr bürgerlich mit einem Spottgedicht,
Mit bitterem Gelächter der betrogne Enkel
        Den Stab über bankrotte Ahnen bricht.

1838


Gebet

Wenn's Leben voll Beschwernis ist
Und Gram das Herz bezwingt:
Dann ein Gebet beschwöre ich,
Das wunderbar erklingt.

Voll Kraft und voller Segen ist
Der Worte Harmonie,
Denn Heilig-Unverständliches
Erfüllt mit Leben sie.

Von meiner Seele fällt die Last,
Der Zweifel? Er ist weit –
Ein Glauben, Weinen mich erfasst,
Und alles wird so leicht …

1839


Gelangweilt und traurig

Gelangweilt und traurig! – kein Einziger steht mehr bereit,
        Die helfende Hand dir zu reichen …
Noch Wünsche? … die fruchtlosen Hoffnungen keimen stets neu,
        Während die Jahre, die besten, verstreichen.

Und Liebe! – zu wem denn? – die flüchtige hat keinen Wert,
        Die ewigen Lieben vergehen …
Du schaust in dich selbst? – Vergangenes bleibt dir verwehrt,
        Die leidigen, freudigen Spuren verwehen.

Begehren! – doch muss diesen süßen Betrug mit der Zeit
        Der klare Verstand nicht verwerfen? …
Vom Leben bleibt, wenn du es kälter betrachtend umkreist, –
        Nur eine Ansammlung dämlicher Scherze!

1840


Wiegenlied der Kosaken

Schlaf, mein Kindchen, du mein kleines,
        Schlafe ruhig ein.
Still, im Lichte seines Scheines
        Schaut der Mond herein.
Ich erzähle dir ein bisschen,
        Sing ein Liedchen fein.
Du, träum süß, die Äuglein schließe,
        Schlafe ruhig ein.

Über Steine gießt der Terek
        Plätschernd trübe Wogen;
Der Tschtschene hat versteckt
        Seinen Dolch gezogen;
Doch dein Vater, stark und mutig,
        Wird stets Sieger sein.
Schlaf, mein Kindchen, sei beruhigt,
        Schlafe ruhig ein.

Du wirst wissen, wann es Zeit ist,
        Wann dein Kampf beginnt,
Mutig blickend auf dem Pferd sitzt,
        Das Gewehr dir nimmst.
Schmücken werden deinen Sattel meine
        Seidenstickerein.
Schlaf, mein Kindchen, du mein eigen,
        Schlafe ruhig ein.

Bist vom Kopf bis zu den Zehen
        Dann Kosak, ein Mann.
Blickbegleitend werd ich stehen –
        Abschied winkt die Hand …
Wieviel bittre Tränen heimlich
        Jene Nacht ich wein! …
Schlaf, mein Engel, süß und friedlich,
        Schlafe ruhig ein.

Eine Sehnsucht wird mich quälen,
        Wartend unbedacht,
Alle Tage werd ich beten,
        Karten legen in der Nacht;
Werde wissen, wie es quält dich
        Heimatfern zu sein.
Schlaf, noch kennst du Sorgen nicht,
        Schlafe ruhig ein.

Auf den Weg werd ich dir geben
        Der Ikone Bild,
Das bei allen Nachtgebeten
        Deine Sehnsucht stillt.
Denke vor des Kampfes Schrecken
        An die Mutter dein!
Schlaf, ich werd dich morgen wecken,
        Schlafe ruhig ein.

1840


* * *

Der Sinn mancher Reden
Scheint dunkel und töricht! –
Doch ohne Erregung
Zu lauschen – unmöglich.

Erfüllt sind die Klänge
Mit Wahnsinn und Sehnen!
Voll Abschied und Bängnis,
Voll Wiedersehnstränen.

Nicht Antwort empfangen
An irdischen Orten,
Aus Licht und aus Flammen
Geborene Worte;

Im Tempel, beim Kampfe,
Im düsteren Zimmer,
An ihrem Klange
Erkenn ich sie immer.

Mein Beten verkürzend,
Muss ich gleich entgegnen,
Noch aus der Schlacht stürz ich
Mich ihnen entgegen.

1840


Der gefangene Ritter

Schweigend im finsteren Kerkerloch sitzend,
Seh ich durch's Guckloch die himmlische Bläue:
Schwermütig kann ich die Vöglein erblicken,
Die ihrer völligen Freiheit sich freuen.

Keine Gebete auf sündigen Lippen,
Keine Gesänge, die Liebste zu preisen;
Denk nur noch, wie ich in Kämpfen gelitten,
Ans Schwert, das schwere, den Panzer aus Eisen.

Ein steinerner Helm hält den Kopf mir vermauert,
In steinerner Panzerung sitz ich verriegelt,
Mein Schild ist von Schwertern und Pfeilen entzaubert,
Mein Pferd jagt dahin, von keinem gezügelt.

Die Zeit – ich spür sie dem Pferde gleich rennen,
Des Helmes Visier sind die Schießschartengitter,
Als Panzerung dienen die steinernen Wände,
Geschmiedete Türen sind's Schild ihres Ritters.

Fliehende Zeit, musst schneller noch rennen!
Steinerner Panzer, du nimmst mir den Atem!
Ich wisch vom Gesicht das Visier meiner Tränen;
Der nahende Tod wird den Steigbügel halten.

1840


Warum

Ich bin so schrecklich traurig, weil ich dich so liebe,
Und weiß: nicht einmal deiner Jugend erste Blüte
Werden die Lästernden mit Hohn und Spott verschonen.
Für jeden hellen Tag, und alle süßen Wonnen
Hat dir das Schicksal Tränen, Schwermut zugedacht:
Darum macht mich so traurig, was dich fröhlich macht.

1840


Dankbarkeit

Für alles, alles schulde ich dir Dank:
Für die geheime Qual der Leidenschaften,
Für heiße Tränen, für den giftgen Trank
Der Küsse und für das, was Freunde schwatzen;
Für Feindes Rache, für die Seelenglut
Verprasst in dieser Wüste, für den ganzen Lug und Trug,
Den mir bisher das Leben aufgebürdet – – –
Nur eines bitt ich, wenn ich bitten dürfte:
Richt es so ein, dass ich von heute an
Dir nicht mehr schulde so viel Dank!

1840


* * *

Она поет – и звуки тают
Как поцелуи на устах,
Глядит – и небеса играют
В ее божественных глазах;
Идет ли – все ее движенья,
Иль молвит слово – все черты
Так полны чувства, выраженья,
Так полны дивной простоты.

1837


Кинжал

Люблю тебя, булатный мой кинжал,
Товарищ светлый и холодный.
Задумчивый грузин на месть тебя ковал,
На грозный бой точил черкес свободный.

Лилейная рука тебя мне поднесла
В знак памяти, в минуту расставанья,
И в первый раз не кровь вдоль по тебе текла,
Но светлая слеза – жемчужина страданья.

И черные глаза, остановясь на мне,
Исполненны таинственной печали,
Как сталь твоя при трепетном огне,
То вдруг тускнели, то сверкали.

Ты дан мне в спутники, любви залог немой,
И страннику в тебе пример не бесполезный;
Да, я не изменюсь и буду тверд душой,
Как ты, как ты, мой друг железный.

1837


Дума

Печально я гляжу на наше поколенье!
Его грядущее – иль пусто, иль темно,
Меж тем, под бременем познанья и сомненья,
        В бездействии состарится оно.

        Богаты мы, едва из колыбели,
Ошибками отцов и поздним их умом,
И жизнь уж нас томит, как ровный путь без цели,
                Как пир на празднике чужом.
        К добру и злу постыдно равнодушны,
В начале поприща мы вянем без борьбы;
Перед опасностью позорно-малодушны,
И перед властию – презренные рабы.
        Так тощий плод, до времени созрелый,
Ни вкуса нашего не радуя, ни глаз,
Висит между цветов, пришлец осиротелый,
И час их красоты – его паденья час!

Мы иссушили ум наукою бесплодной,
Тая завистливо от ближних и друзей
Надежды лучшие и голос благородный
        Неверием осмеянных страстей.
Едва касались мы до чаши наслажденья,
        Но юных сил мы тем не сберегли,
Из каждой радости, бояся пресыщенья,
        Мы лучший сок навеки извлекли.

Мечты поэзии, создания искусства
Восторгом сладостным наш ум не шевелят;
Мы жадно бережем в груди остаток чувства –
Зарытый скупостью и бесполезный клад.
И ненавидим мы, и любим мы случайно,
Ничем не жертвуя ни злобе, ни любви,
И царствует в душе какой-то холод тайный,
        Когда огонь кипит в крови.
И предков скучны нам роскошные забавы,
Их добросовестный, ребяческий разврат;
И к гробу мы спешим без счастья и без славы,
        Глядя насмешливо назад.

Толпой угрюмою и скоро позабытой,
Над миром мы пройдем без шума и следа,
Не бросавши векам ни мысли плодовитой,
        Ни гением начатого труда.
И прах наш, с строгостью судьи и гражданина,
Потомок оскорбит презрительным стихом,
Насмешкой горькою обманутого сына
        Над промотавшимся отцом.

1838


Молитва

В минуту жизни трудную
Теснится ль в сердце грусть:
Одну молитву чудную
Твержу я наизусть.

Есть сила благодатная
В созвучье слов живых,
И дышит непонятная,
Сватая прелесть в них.

С души как бремя скатится,
Сомненье далеко –
И верится, и плачется,
И так легко, легко…

1839


И скучно, и грустно

И скучно и грустно! – и некому руку подать
        В минуту душевной невзгоды…
Желанья… что пользы напрасно и вечно желать?
        А годы проходят – все лучшие годы!

Любить – но кого же? – на время не стоит труда,
        А вечно любить невозможно…
В себя ли заглянешь? – там прошлого нет и следа.
        И радость, и муки, и всё там ничтожно.

Что страсти? – ведь рано иль поздно их сладкий недуг
        Исчезнет при слове рассудка,
И жизнь, как посмотришь с холодным вниманьем вокруг, –
        Такая пустая и глупая шутка!

1840


Казачья колыбельная песня

Спи, младенец мой прекрасный,
        Баюшки баю.
Тихо смотрит месяц ясный
        В колыбель твою.
Стану сказывать я сказки,
        Песенку спою;
Ты ж дремли, закрывши глазки,
        Баюшки баю.

По камням струится Терек,
        Плещет мутный вал;
Злой чечен ползет на берег,
        Точит свой кинжал;
Но отец твой старый воин,
        Закален в бою:
Спи, малютка, будь спокоен,
        Баюшки-баю.

Сам узнаешь, будет время,
        Бранное житье;
Смело вденешь ногу в стремя
        И возьмешь ружье.
Я седельце боевое
        Шолком разошью…
Спи, дитя мое родное,
        Баюшки-баю.

Богатырь ты будешь с виду
        И казак душой.
Провожать тебя я выйду –
        Ты махнешь рукой…
Сколько горьких слез украдкой
        Я в ту ночь пролью!…
Спи, мой ангел, тихо, сладко,
        Баюшки-баю.

Стану я тоской томится,
        Безутешно ждать;
Стану целый день молиться,
        По ночам гадать;
Стану думать, что скучаешь
        Ты в чужом краю…
Спи ж, пока забот не знаешь,
        Баюшки-баю.

Дам тебе я на дорогу
        Образок святой:
Ты его, моляся богу,
        Ставь перед собой;
Да готовясь в бой опасный,
        Помни мать свою…
Спи, младенец мой прекрасный,
        Баюшки-баю.

1840


* * *

Есть речи – значенье
Темно иль ничтожно! –
Но им без волненья
Внимать невозможно.

Как полны их звуки
Безумством желанья!
В них слезы разлуки,
В них трепет свиданья.

Не встретит ответа
Средь шума мирского
Из пламя и света
Рожденное слово;

Но в храме, средь боя
И где я ни буду,
Услышав, его я
Узнаю повсюду.

Не кончив молитвы,
На звук тот отвечу,
И брошусь из битвы
Ему я навстречу.

1840


Пленный рыцарь

Молча сижу под окошком темницы;
Синее небо отсюда мне видно:
В небе играют всё вольные птицы;
Глядя на них, мне и больно и стыдно.

Нет на устах моих грешной молитвы,
Нету ни песни во славу любезной:
Помню я только старинные битвы,
Меч мой тяжелый да панцырь железный.

В каменный панцырь я ныне закован,
Каменный шлем мою голову давит,
Щит мой от стрел и меча заколдован,
Конь мой бежит, и никто им не правит.

Быстрое время – мой конь неизменный,
Шлема забрало – решетка бойницы,
Каменный панцырь – высокие стены,
Щит мой – чугунные двери темницы.

Мчись же быстрее, летучее время!
Душно под новой бронею мне стало!
Смерть, как приедем, подержит мне стремя;
Слезу и сдерну с лица я забрало.

1840


Отчего

Мне грустно, потому что я тебя люблю,
И знаю: молодость цветущую твою
Не пощадит молвы коварное гоненье.
За каждый светлый день иль сладкое мгновенье
Слезами и тоской заплатишь ты судьбе.
Мне грустно… потому что весело тебе.

1840


Благодарность

За всё, за всё благодарю я:
За тайные мучения страстей,
За горечь слез, отраву поцелуя,
За месть врагов и клевету друзей,
За жар души, растраченный в пустыне,
За всё, чем я обманут жизни был – – –
Устрой лишь так, чтобы тебя отныне
Недолго я еще благодарил.

1840


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Sie singt ein Lied – und Klänge tauen
Она поет – и звуки тают
 
Der Dolch
Кинжал
 
Betrachtung
Дума
 
Gebet
Молитва
 
Gelangweilt und traurig
И скучно, и грустно
 
Wiegenlied der Kosaken
Казачья колыбельная песня
 
Der Sinn mancher Reden
Есть речи – значенье
 
Der gefangene Ritter
Пленный рыцарь
 
Warum
Отчего
 
Dankbarkeit
Благодарность

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