Wollt ihr schauen, was der Mai
an Wundern hat beschert?
Seht an Pfaffen, seht an Laien
wie überall es gärt.
Groß ist seine Macht.
Ich weiß nicht, ob er zaubern kann:
wenn er in seiner Wonne prangt,
dann ist keiner alt und schwach.
Wohl dir, Mai, wie du bescheidest
ohne Hass den Streit!
Wie du Wald und Au bekleidest;
und noch mehr die Heide
voller Farben steht.
Du bist kürzer, ich bin länger
streiten auf den Wiesen, Hängen
Blumen mit dem Klee.
Alles soll uns gut gelingen,
seien wir bereit.
Lasst uns tanzen, lachen, springen
ohne Bauerntölpelei.
Wer sich da nicht freut!
Wenn die Vöglein allzu schöne
singen ihre besten Töne,
tun wir's ihnen gleich!
Roter Mund, bringst dich in Schande,
lass dein Lachen sein.
Schäm dich, wie du mich behandelst,
Schaden muss mich reun.
Ist das wohl getan?
Weh um die verlorne Stunde,
wenn von solch lieblichem Munde
lieblos wird die Zeit vertan!
Was mich, Frau, zur Lust verführte,
das ist euer Leib.
Er ist es, der mich verwirrte,
da ihr nicht gnädig seid.
Was raubt ihr mir den Mut?
Habt Mitleid mit mir Armen,
wollt ihr euch nicht erbarmen,
dann seid ihr gar nicht gut.
Frau, befreit mich von den Sorgen,
nutzt die liebe Zeit:
ich müsst sonst die Freuden borgen,
damit ihr selig seid!
Macht die Augen auf zu sehn!
Es erfreun sich Große, Kleine,
könnte mir von euch nicht eine
kleine Freude leicht geschehn?
Ihr sollt sprechen: Sei willkommen!
der euch Nachricht bringt, bin ich.
Alles das, was ihr vernommen,
war ein Windhauch: nun fragt mich.
Doch ihr müsst mir zahlen Miete:
wenn mir der Lohn gereicht,
werd ich vielleicht umschmeicheln euch.
Seht, welch Ehren man mir bietet!
Deutschen Frauen will ich sagen
solche Sachen: dass sie fast
aller Welt sind ein Behagen.
Auch ohne große Miete tu ich das.
Was wünsche ich, das ihr mir löhnt?
Sie sind so hehr:
so bin ich fügsam und ich bitte um nichts mehr,
als dass sie mich nur grüßen schön.
Länder hab ich viel gesehen
und nahm die besten gerne wahr:
Schlimmes müsste mir geschehen,
könnt ich mein Herz so drehen gar,
dass ihm gut gefallen
würden fremde Sitten;
nun, was hülfe's mir, wenn ich zu unrecht stritte?
Deutsches Wesen steht doch über allem.
Von der Elbe an den Rhein
und zurück gen Ungarland,
da mögen wohl die Besten sein,
die in der Welt ich hab gekannt.
Kann ich richtig schauen
auf's Benehmen, auf den Leib,
so hilf mir Gott! so schwört ich wohl, dass hier die Weib'
besser sind als andre Frauen.
Der deutsche Mann ist gut gebaut,
Gleich Engeln sind die Frauen schön.
Wer sie beschimpft, der Lüge traut:
ich könnt ihn anders nicht verstehn.
Tugend und die reine Minne,
wer die finden will,
der komme nur in unser Land, dort sind Freuden viel:
Mög ich nur leben lang darinnen!
Man sagte mir vom Tegernsee,
dass gastlich dort ein Kloster steht:
so wich ich mehr als eine Meile von der Straße.
Ich bin ein wunderlicher Mann:
mich selbst ich nicht begreifen kann,
warum ich mich so oft auf fremde Leut verlasse.
Ich meckre nicht, Gott gnädig sei uns beiden!
Bekam nur Wasser,
also nasser
musst ich vom Tisch des Mönches scheiden.
Gelb, rot und blau die Welt einst war,
im Wald bot sie sich grüner dar,
die kleinen Vöglein sangen da.
Nun schreit der Nebelkrähen Schar.
Trägt sie jetzt andre Farben? Ja:
sie wurde bleich und gräulich gar,
manch einer rümpft die Stirn sogar.
Ich saß auf grüner Wiese eh,
da wuchsen Blumen und der Klee
zwischen mir und einem See;
die Augenweide gibt's nicht mehr.
Wo ich die Blumen brach, o weh,
da liegt nun Reif und auch der Schnee,
das tut den Vöglein ach so weh.
Die Toren sprechen: »'s schneit, es schneit!«,
die armen Leut: »O weh, o wei!«,
und ich bin schwermütig wie Blei,
denn Wintersorgen hab ich drei:
wie diese, jener, es gedeiht;
von solchen Sorgen wär ich frei,
wär nur der Sommer näher bei.
Müsst ich noch länger leben so,
wollt' ich die Krebse essen roh:
Sommer, mach uns alle froh.
Du schmückst den Anger und den Hof,
mit Blumen spielt' ich noch und noch,
mein Herz, es schwebte sonnenhoch,
drum jag den Winter doch hinfort.
Ich bin verlegen immerzu:
mein dünnes Haar fiel aus im Nu.
Ach, lieber Sommer, wo bist du?
Gern säh ich Feldarbeiten zu,
müsst ich noch lang durch solches durch,
schnürt ich beklommen meine Schuh
und ging als Mönch nach Toberlu.
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Toberlu: Heute Doberlug-Kirchhain, eine Stadt
in der Niederlausitz, die im Mittelalter
für ihr Zisterzienserkloster bekannt war.
Der Name ist ein verballhorntes sorbisches
»dobry lug«, was eine gute Wiese bezeichnet.
(E. B.)
Gelobt sei die Stunde, als ich die erkannte,
die mir den Leib und den Geist hat bezwungen,
seit ich die Sinne so ganz auf sie wandte,
hat sie mich mit ihrer Güte durchdrungen.
Dass ich von ihr mich nicht scheiden kann,
das hat ihre Schönheit und Güte gemacht,
und ihr roter Mund, der so lieblich lacht.
Ich hab jetzt den Geist und die Sinne gewendet
auf alle Reinen, die Guten und Lieben.
Es wird wohl uns beide zum Besten vollenden,
was ich getan, ihrer Huld zu genügen.
Was ich an Freuden der Welt abgewann,
das hat ihre Schönheit und Güte gemacht,
und ihr roter Mund, der so lieblich lacht.
Dürft ich noch erleben, dass ich Rosen
mit dem liebsten Wesen dürfte schneiden,
so wollte ich sie so dabei liebkosen,
dass wir immer Freunde müssten bleiben.
Bekäm ich einen Kuss zu solcher Stunde
von ihrem roten Mund:
es würd mein Schmerz schon durch die Freude heilen.
Was sollen liebe Worte? Was soll singen?
Was des Weibes Schönheit? Was das Gut?
Seit man niemand sieht nach Freuden ringen,
seit man Böses völlig furchtlos tut,
seit man Treue, Milde, Zucht und Ehre
nicht mehr schätzt so sehr,
fehlt zur Freude manchem jetzt der Mut.
O weh! wohin verschwanden |
alle meine Jahre? |
O weh! wie jämmerlich |
die jungen Leute sind, |
O weh! man wird für süße |
Dinge jetzt geziehen! |
Der Meister unsres Sangs ging auf die Fahrt,
den man den von der Vogelweide nannte,
die auch uns allen wohl bleibt nicht erspart.
Was soll nun, was er einst der Welt bekannte?
Sein hoher Sinn war ganz am Schluss erkrankt.
Nun hoffen wir, für seinen höflichen Gesang,
der seine Freude war auf seinem Wege,
dass ihn der liebe Vater voller Gnade pflege.
(Truchsess von St. Gallen?)
Vom Herrn Walther von der Vogelweide steht als seine Grabinschrift
im Kreuzgang des Neumünsterstifts zu Würzburg gemeisselt:
Walther, der du die Weide der Vögel im Leben gewesen,
Du Blume der Redekunst, Mund der Pallas, musst hier verwesen;
Damit deine Redlichkeit findet den himmlischen Segen,
Soll sprechen, wer dies liest: »Gott sei seiner Seele gnädig!«
Muget ir schouwen waz dem meien
wunders ist beschert?
seht an pfaffen, seht an leien
wie daz allez vert,
grôz ist sîn gewalt:
ine weiz obe er zouber künne:
swar er vert in sîner wünne,
dan ist niemen alt.
Wol dir, meie, wie dû scheidest
allez âne haz!
wie dû walt und ouwe kleidest,
und die heide baz!
diu hât varwe me.
du bist kurzer, ich bin langer',
alsô strîtents ûf dem anger,
bluomen unde klê.
Uns wil schiere wol gelingen.
wir suln sîn gemeit,
tanzen lachen unde singen,
âne dôrperheit.
wê wer wære unfrô?
sît die vogele alsô schône
singent in ir besten dône,
tuon wir ouch alsô!
Roter munt, wie dû dich swachest!
lâ dîn lachen sîn.
scham dich daz dû mich an lachest
nâch dem schaden mîn.
ist daz wol getân?
owê sô verlorner stunde,
sol von minneclîchem munde
solch unminne ergân!
Daz mich, frowe, an fröiden irret,
daz ist iuwer lîp.
an iu einer ez mir wirret,
ungenædic wîp.
wâ nemt ir den muot?
ir sît doch genâden rîche:
tuot ir mir ungnædeclîche,
sô sît ir niht guot.
Scheidet, frowe, mich von sorgen,
liebet mir die zît:
oder ich muoz an fröiden borgen.
daz ir sælic sît!
muget ir umbe sehen?
sich fröit al diu welt gemeine:
möhte mir von iu ein kleine
fröidelîn geschehen!
Ir sult sprechen willekomen:
der iu maere bringet, daz bin ich.
allez daz ir habt vernomen,
daz ist gar ein wint: nu frâget mich.
ich wil aber miete:
wirt mîn Iôn iht guot,
ich gesage iu lîhte daz iu sanfte tuot.
seht waz man mir êren biete.
Ich wil tiuschen frowen sagen
solhiu msere daz si deste baz
al der werlte suln behagen:
âne grôze miete tuon ich daz.
waz wold ich ze lône?
si sint mir ze hêr:
sô bin ich gefûege, und bite si nihtes mêr
wan daz si mich grüezen schône.
Ich hân lande vil gesehen
unde nam der besten gerne war:
übel müeze mir geschehen,
kunde ich ie mîn herze bringen dar
daz im wol gevallen
wolde fremeder site.
nû waz hulfe mich, ob ich unrehte strite?
tiuschiu zuht gât vor in allen.
Von der Elbe unz an den Rîn
und her vider unz an Ungerlant
mugen wol die besten sîn,
die ich in der werlte hân erkant.
kan ich rehte schouwen
guot gelâz unt lîp.
sem mir got, sô swiïere ich wol daz hie diu wîp
bezzer sint danne ander frouwen.
Tïusche man sint wol gezogen,
rehte als engel sint diu wîp getân.
swer si schildet, derst betrogen:
ich enkan sîn anders niht verstân.
tugent und reine minne,
swer die suochen wil,
der sol komen in unser lant: da ist wünne vil:
lange müeze ich lebe dar inne!
Man seit mir ie von Tegersê,
wie wol daz hûs mit êren stê:
dar kêrte ich mêr dan eine mîle von der strâze.
ich bin ein wunderlîcher man,
daz ich mich selben niht enkan
verstân und mich sô vil an frömde liute lâze.
ich schiltes niht, wan got genâde uns beiden.
ich nam dâ wazzer:
alsô nazzer
muost ich von des münches tische scheiden.
Diu welt was gelf, rôt unde blâ,
grüen in dem walde und anderswâ:
kleine vogele sungen dâ.
nû schrîet aber diu nebelkrâ.
pfligt si iht ander varwe? jâ:
sist worden bleich und iibergrâ.
des rimpfet sich vil manic brâ.
Ich saz ûf eime grüenen lê:
da ensprungen bluomen unde klê
zwischen mir und eime sê.
der ougenweide ist dâ niht mê.
dâ wir schapel brâchen ê.
dâ lît nu rîfe und ouch der snê.
daz tuot den vogellînen wê.
Die tôren sprechent snîâ snî,
die armen liute owê owî.
ich bin swaere alsam ein blî.
der wintersorge hân ich drî:
swaz der unt der andern sî,
der wurde ich alse schiere frî,
wær uns der sumer nâhe bî.
E danne ich lange lebt alsô,
den krebz wolt ich ê ezzen rô.
sumer, mache uns aber frô:
dû zierest anger unde lô.
mit den bluomen spilt ich dô,
mîn herze swebt in sunnen hô:
daz jaget der winter in ein strô.
Ich bin verlegen als ein sû:
min sleht hâr ist mir worden rû.
süezer sumer, wâ bist dû?
jâ sæhe ich gerner veltgebû.
ê deich lange in selher drû.
beklemmet wære als ich bin nû,
ich wurde ê münch ze Toberlû.
Wol mich der stunde, daz ich sie erkande,
diu mir den lîp und den muot hât betwungen,
sît deich die sinne sô gar an sie wande,
der si mich hât mit ir güete verdrungen.
daz ich gescheiden von ir niht enkan,
daz hât ir schœne und ir güete gemachet,
und ir roter munt, der sô lieplîchen lachet.
Ich hân den muot und die sinne gewendet
an die reinen, die lieben, die guoten.
daz müez uns beiden wol werden volendet,
swes ich getar an ir hulde gemuoten.
swaz ich noch fröiden zer werlde ie gewan,
daz hât ir schœne und ir güete gemachet,
und ir roter munt, der sô lieplîchen lachet.
Müeste ich noch geleben daz ich die rôsen
mit der minneclîchen solde lesen,
sô wold ich mich sô mit ir erkôsen,
daz wir iemer friunde müesten wesen.
wurde mir ein kus noch zeiner stunde
von ir rôten munde,
sô wær ich an fröiden wol genesen.
Waz sol lieblich sprechen? waz sol singen?
waz sol wîbes schœne? waz sol guot?
sît man nieman siht nâch fröiden ringen,
sît man übel âne vorhte tuot,
sît man triuwe milte zuht und êre
wil verpflegen sô sêre,
sô verzagt an fröiden maneges muot.
Owê war sint verswunden |
alliu mîniu jâr! |
Owê wie jæmerlîche |
junge liute tuont, |
Owê wie uns mit süezen |
dingen ist vergeben! |
Uns ist unsers sanges meister an die vart,
den man ê von der Vogelweide nande,
diu uns allen nâch im ist vil unverspart.
waz frumt nû swaz er ê der welte verkande?
sîn hôher sin ist worden kranc.
nû wünschen ime dur sînen werden höveschen sanc,
sît dem sîn fröide sî ze wege,
daz sîn der süeze vater nâch genâden pflege.
De milite Walthero dicto von der Vogelweide, sepulto in ambitu
novi monasterii Herbip.; in suo epitaphio sculptum erat:
Pascua qui volucrum vivus Walthere fuisti,
Qui flos eloquii, qui Pallas os obliisti,
Ergo quod aureolam probitas tua possit habere,
Qui legit, hic dicat: Deus istius miserere!