[Nikolaj Jazykovj, 1829]

Nikolaj Jazykov (1803 – 1846)

* * *

Was sind wir, Gott? Ins Himmelshaus,
Wo dein Sohn harrt der irdschen Gäste,
Führt nur ein schmaler Pfad hinauf,
Den du mit Qual und Pein gemästet
Durch's Feuer irrealer Wünsche!
Dass du uns prüfst, sehn wir verkündet
Im Leiden, das uns widerfährt;
Doch warum legst du, der unendlich,
Gedanken ewiglicher Trennung
Ins Sein, das eine Nacht nur währt?

(1826)


* * *

Der heilgen Saiten Feuerklänge
Haben unser Ohr erreicht.
Das Schwert ergriffen unsre Hände,
Doch schlug man sie in Ketten gleich.

Sei ruhig, Barde, denn wir hadern
Mit dem Schicksal nicht. Es lacht
Eingezwängt in Kerkerhaft
Unser Geist laut über Zaren.

Unser schweres Werk – es bleibt;
Aus dem Funken schlägt die Flamme –
Unser Volk wird mit der Zeit
Sich ums heilge Banner sammeln.

Ketten schmieden wir zum Schwert,
Durchs Feuer, das die Freiheit zündet,
Wird die Zarenmacht zerstört.
Freude dann die Völker bindet.

(1828 – 1829?)

__________
Das Gedicht ist die Antwort der Dekabristen auf Puschkins Sendschreiben,
in dem er ihnen seine Anteilnahme an ihrem schweren Schicksal mitteilte.
Die Zeile »Aus dem Funken schlägt die Flamme« wurde später zum
Motto von Lenins Zeitschrift »Iskra« (Der Funke).
(E. B.)

Elegie

Begeisterung für stolze Freiheit!
Das tumbe Volk mag sie nicht hörn:
Es will der Rache heilges Beil
Des Zaren Ruhe hier nicht störn.

Die Höllenmacht der Selbstherrschaft!
Ergeben diesem ewgen Joch,
Glaubt kein Verstand an Geisteskraft,
Das Herz spürt's Unglück kaum mehr noch.

Ich sah dies Russland voller Sklaven:
Vorm heiligen Altare stehnd,
Den Hals gebeugt, mit Ketten rasselnd,
Sprach es dem Zaren ein Gebet.

1824


Das Porträt

Wenn gut gebaut mit hellen Augen
Diese Schöne vor mir steht,
Denk ich: 'ne Huri des Propheten
Kam vom Himmel hergeweht!
Dunkelrot sind Haar und Locken,
Nachlässig und schlicht das Kleid
Und auf der Brust glitzert verlockend
Talmischmuck von Zeit zu Zeit.
Zweisam glühen Lenz und Sommer
In dem Blick voll Lebenslust
Und's leise Singen ihrer Worte
Weckt belebend Lust und Wonne
Hier in meiner dumpfen Brust.

1828


Vergangne Tage

Wo ich auch bin – mir folgen wie Visionen
            Die vergangnen Tage,
Mit Ruhe und Vergessen sie nicht schonen
            Meiner Seele Klage!

Beständig zischt mit schlangengleicher Zunge
            Ihr lautes Heer,
Und jeder Klang ist mir ins Herz gedrungen,
            Das tränenschwer!

Ich kann beim Fest mit Trunk und lauten Liedern
            Kurz den Schmerz betäuben,
Doch ganz erfüllt vom heilgen Seelenfrieden –
            Kann ich nicht sein!

(1837)


* * *

Ich schau mir die Natur, die Menschen
        Jetzt mit stummer Gleichmut an,
Mein Herz verhärtet sich allmählich,
        In allem seh ich Kinderwahn;

Bin nur noch Last für mich und andre,
        Weiß nicht mehr, wie mich noch zerstreun,
Durch Menschenmengen, Wüsten wandernd,
        Kann mich kein Treffen mehr erfreun.

Was soll's? Ans Leben nicht gebunden,
        Bin ich zu sterben nicht gesinnt,
Als wäre mir in Zukunftsstunden
        Noch ein bessres Los bestimmt.

Konnt Unlust auch mein Herz bezwingen,
        Verging im Kampf die Hoffnung nicht,
Und, könnte ich das Glück erringen,
        So wollte ich es nie für mich!

(1845)


Roggen, du, rausche nicht

Roggen, du, rausche nicht
Mit reifer Ähre!
Singe nicht, Schnitter,
Durch's weite Feld!

Warum denn sollte ich
Gut mir erwerben,
Warum denn sollte ich
Reich jetzt noch werden!

Es dachte der Kerl sich
Gut zu erwerben,
Nicht für sich selbst –
Für die Seelengefährtin.

Es tat mir so gut
Ins Aug ihr zu schauen,
Ins Aug, das so voller
Lieber Gedanken!

Doch diese klaren
Augen, sie brachen,
Den Todesschlaf schläft
Das Mädchen, so schön!

Schwerer als Berge,
Mitternachtsfinstrer
Drückt jetzt das Herz
Der schwarze Gedanke.

1834


Die Lerche

Zwischen Himmel und Erde
Ertönet ein Lied,
Als Strom unaufhörlich
Es lauter stets zieht.

Man sieht nicht den Sänger,
Der laut im Feld singt,
Die Freundin zu locken
Als Lerche er klingt.

Der Wind trägt das Liedchen
Und weiß nicht zu wem.
Die, für die's bestimmt ist,
Wird es schon verstehn.

Voll süßester Hoffnung,
Mein Liedelchen, fließ …
Sie wird sich erinnern
Und seufzt heimlich süß.

1840


* * *

Что мы, о боже? В дом небесный,
Где сын твой ждет земных гостей,
Ты нас ведешь дорогой тесной,
Путем томительных скорбей,
Сквозь огнь несбыточных желаний!
Мы все приемлем час страданий
Как испытание твое;
Но для чего, о бесконечный!
Вложил ты мысль разлуки вечной
В одпоночпое бытие?

(1826)


* * *

Струн вещих пламенные звуки
До слуха нашего дошли,
К мечам рванулись наши руки,
И – лишь оковы обрели.

Но будь покоен, бард! – цепями,
Своей судьбой гордимся мы,
И за затворами тюрьмы
В душе смеемся над царями.

Наш скорбный труд не пропадет,
Из искры возгорится пламя,
И просвещенный наш народ
Сберется под святое знамя.

Мечи скуем мы из цепей
И пламя вновь зажжем свободы!
Она нагрянет на царей,
И радостно вздохнут народы!

(1828 – 1829?)


Элегия

Свободы гордой вдохновенье!
Тебя не слушает народ:
Оно молчит, святое мщенье,
И на царя не восстает.

Пред адской силой самовластья,
Покорны вечному ярму,
Сердца не чувствуют несчастья
И ум не верует уму.

Я видел рабскую Россию:
Перед святыней алтаря,
Гремя цепьми, склонивши выю,
Она молилась за царя.

1824


Портрет

Когда, стройна и светлоока.
Передо мной стоит она,
Я мыслю: гурия пророка
С небес на землю сведена!
Коса и кудри темно-русы,
Наряд небрежный и простой,
И на груди роскошной бусы
Роскошно зыблются порой.
Весны и лета сочетанье
В живом огне ее очей,
И тихий звук ее речей
Рождает негу и желанье
В груди тоскующей моей.

1828


Былые дни

Где б ни был я – со мною, как виденья,
            Былые дни,
И не дают покоя и забвенья
            Душе они!

Без умолку змеиным, звонким жалом
            Шипит их рой,
И каждый звук скользит мне в грудь кинжалом
            Или слезой!

Могу на миг разгульным, шумным пиром
            Их заглушить,
Но уж душа полна священным миром –
            Не может быть!

(1837)


* * *

И на людей и на природу
        Гляжу в бесчувствии немом,
Черствея сердцем год от году,
        Смеюсь ребячеству во всем,

Себе, другим я в тягость ныне,
        Не знаю, чем себя развлечь,
Средь многолюдства, как в пустыне,
        Не жду ни с кем желанных встреч.

И что же? К жизни не привязан,
        Я сбросить жизнь бы не хотел,
Как будто в будущем указан
        Какой-то лучший мне удел.

Но сердца тяжкое бесстрастье
        С надеждой самою в борьбе,
И, если б мог создать я счастье,
        Его не создал бы себе!

(1845)


Не шуми ты, рожь

Не шуми ты, рожь,
Спелым колосом!
Ты не пой, косарь,
Про широку степь!

Мне не для чего
Собирать добро,
Мне не для чего
Богатеть теперь!

Прочил молодец,
Прочил доброе,
Не своей душе –
Душе-девице.

Сладко было мне
Глядеть в очи ей,
В очи, полные
Полюбовных дум!

И те ясные
Очи стухнули,
Спит могильным сном
Красна девица!

Тяжелей горы,
Темней полночи
Легла на сердце
Дума черная!

1834


Жаворонок

Между небом и землей
Песня раздается,
Неисходною струей
Громче, громче льется.

Не видать певца полей,
Где поет так громко
Над подружкою своей
Жаворонок звонкой?

Ветер песенку несет,
А кому – не знает.
Та, к кому она, поймет,
От кого – узнает.

Лейся ж, песенка моя,
Песнь надежды сладкой…
Кто-то вспомнит про меня
И вздохнет украдкой.

1840


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Aleksandr Odoevskij

Was sind wir, Gott? Ins Himmelshaus
Что мы, о боже? В дом небесный
Der heilgen Saiten Feuerklänge
Струн вещих пламенные звуки

Nikolaj Jazykov

Elegie
Элегия

Andrej Podolinskij

Das Porträt
Портрет
Vergangne Tage
Былые дни
Ich schau mir die Natur, die Menschen
И на людей и на природу

Aleksej Kol'cov

Roggen, du, rausche nicht
Не шуми ты, рожь

Nestor Kukol'nik

Die Lerche
Жаворонок

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