[Nikolaj Zabolockij]

Nikolaj Zabolockij (1903 – 1958)

Das Glück

Durchschritten sind die Wege von Abschied und Gewitter,
In Fliederblau ertrinken hell des Himmels Höhn,
Der Tag ertrinkt im Strahlen wie das Herz im Glücke …
Ich weiß: ich bin verliebt und froh mit dir zu gehn.

Ja, ich ergebe mich der Macht von deiner Liebe
Und dieser Macht des Blaus, das über mir zu sehn …
Den Blick in Blick gesenkt, kann Lust uns nicht betrügen,
Wir sitzen auf der Bank, wo dicht Akazien stehn.

Ja, lass mich wunderbar in deinen Armen schweigen …
Das hohe Gras, es hüllt dich so völlig ein
Und glänzt von Schmetterlingen, die azuren steigen …

Beinah von Diamanten die Akazie scheint
Und trillert ins Gesicht mit feuchten Blütenzweigen …
Ein langer, tiefer Kuss … Du bist das Glück … bist mein …


Der Hauptstadt

Gelb-violett leuchten Lichterketten …
Pupurner Punkt, der im Fernen verschwimmt …
Stahlblaue Wellen im steinernen Becken.
Flackernde Sterne: Schmerz, der da blinkt.

Irgendwo lachen sie, dort tönt ein Jammern;
Hier in der Öde sind Schatten des Grabs;
Nur wie Verrückte küssen einander
An Steingeländern sich Traumbilder ab.

Nein … es sind Menschen. Näher ich rücke …
In ihrer Lust wird auch Glück mir zuteil …
.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 
Blassrote Lippen und leblose Blicke …
Schmerzlich bedrückend … Still geh ich vorbei …


* * *

Verzeih mir, doch es reicht, musst keine Antwort geben;
Musst nicht mehr zärtlich lügen, wie du es immer tatst;
Doch ewig wird in mir noch die Erinnrung glühen
An alles das, was du im Scherz mir gabst.

Das, was gewesen ist, das Glück der Augenblicke,
Kannst du mir nicht mehr nehmen, denn ich vergesse nichts …
Jetzt, da ich nichts mehr hoffe, kein Leid und kein Entzücken,
Lieb ich nicht mehr dich, nur was vergangen ist …


Bewegung

Der Kutscher sitzt auf hohem Throne
Und seine Rüstung ist wattiert,
Wie auf dem Brett einer Ikone
Liegt sein Bart, der Münzen klirrt.
Das arme Pferd winkt mit den Händen,
Mal zieht sich's hin, wie'n Grottenolm,
Dann sieht man, wie acht Beine glänzend
Im Flockenschein des Bauches tolln.

1927


Der Schneemensch

Es heißt, es lebt im Himalaya,
Viel höher als die Klöster des Gebirgs,
So einer, wie ihn keiner jemals sah,
Ein primitiver Zögling des Getiers.

Mit weißen Zotteln und im Grunde freundlich,
Steigt er manchmal runter von der Höh'
Und er tanzt, als ritten ihn die Teufel,
Spielt vor Tempeltoren mit dem Schnee.

Wenn die Mönche, allesamt Buddhisten,
Ihn durch lautes Hörnertuten necken,
Läuft er ängstlich, wie ein banger Flüchtling,
Zu sich in sein bergiges Versteck.

Ist das Ganze nicht nur Traum gewesen,
Heißt's, in unsrer Zeit, die alles kennt,
Existiert noch so ein letztes Wesen,
Das halb Tier und doch auch halb ein Mensch.

Sein Verstand ist offenbar kein großer
Und sein Wolkenheim nicht elegant,
Keine Schulen, Götzen und Pagoden
Kennt er, der da lebt vom Wildtierfang.

Hoch verborgen in den Katakomben,
Ahnt er nicht einmal, dass unter ihm
Detonieren atomare Bomben,
Treu und brav bei ihren Herrn im Dienst.

Er wird niemals ihr Geheimnis lüften,
Dieser Himalaya-Troglodit,
Selbst wenn er als Flamme von den Klüften
Als Bolide in den Abgrund stürzt.

Doch wenn über frischen Fußabdrücken
Lhamas singend ihre Mühlen drehn,
Wenn sie beten mit gebeugten Rücken
Und durch Täler Trommelschlagen dröhnt,

Und wenn ein jahrtausendalter Buddha
Fröhlich seine Nabelschau betreibt,
Steht er gar nicht mal so schlecht im Futter:
Er, der gerne im Verborgnen bleibt.

Bei der Quelle in den Gletscherzonen
Er ein frisches Mufflon saubermacht.
Und er plappert nur Präpositionen,
Während er ganz heimlich lauthals lacht.

1957


Bei Dantes Grabmahl

Wie eine Stiefmutter war mir Florenz,
Drum wollt ich in Ravenna ruhn,
Nicht als Verrat, Passant, benenn's,
Da selbst der Tod beklagt ihr Tun.

Über meiner Gruft, der weißen,
Gurrt süß ein Taubenvöglein scheu;
Bis heute träumt mir meine Heimat,
Bis heute bin ich ihr nur treu.

Die Laute bleibt, wenn sie zerschlagen,
Im Lager liegen, todeswund.
Warum küsst du, mein Leid, Toskana,
Noch immer den verwaisten Mund?

Doch's Täubchen löst vom Dach sich, fliehend,
Als hätte jemand es erschreckt,
Der böse Schatten eines Fliegers
Über der Stadt sich kreisend regt.

Schlag, Glöckner, deine Glocken nun!
Denk dran, die Welt kennt blutge Gischt!
Ich wollte in Ravenna ruhn,
Doch auch Ravenna half mir nicht.

1958


Amnestie

Noch ist der Mensch am Leben,
Der meinen Vater im Sommer Achtunddreißig
In Kiew erschossen hat.

Er ging wahrscheinlich in Rente,
Lebt in Ruhe und Frieden
Und gab seine gewohnten Tätigkeiten auf.

Na, und wenn er gestorben sein sollte –
Dann lebt wahrscheinlich noch der Mensch,
Der unmittelbar vor der Erschießung
Mit einem dicken
Draht
Die Hände
Meines Vaters
Im Rücken
Fesselte.

Auch er ging wahrscheinlich in Rente.

Doch wenn er gestorben sein sollte,
Dann lebt wahrscheinlich noch der Mensch,
Der bei Verhören meinen Vater folterte.

Dieser bekommt ganz sicher eine sehr gute Rente.

Vielleicht lebt auch noch der Begleitsoldat,
Der meinen Vater zur Erschießung führte.

Wenn ich wollte,
Könnte ich in meine Heimat zurückkehren.

Ich hörte,
Dass alle diese Menschen
Mir verzeihen konnten.


* * *

Vorbei schleicht's Leben auf gewohnten Pfaden,
Und mit den Jahren ändere ich mich,
Was einstmals tragisch schien und blitzgeladen,
Scheint mir jetzt nichtig oder lächerlich.

Ein Vöglein fliegt, erschreckt mit Flügeln schlagend,
Ein Donnerschlag die Ruh in Stücke haut,
Und ich kann jetzt vor Schönheit nicht mehr schlafen,
Wo einst die Schwermut mir den Schlaf geraubt.


* * *

Über uns stand Gott bei unserm Schreiten,
Wir hatten Gott direkt an unsrer Seite …

Wenn er auf jenem Mausoleum stand,
Weit mächtiger und böser
Und weiser als der Andre,
Der Jehova häufig wird genannt,
Den er zu Kohlen presste,
Zertrampelte, verbrannte,
Dann aus dem Abgrund riss
Und in ein Eck verbannte.

Über uns stand Gott bei unserm Schreiten,
Wir hatten Gott direkt an unsrer Seite …

Einmal ging ich über den Arbat,
Gott fuhr vorbei in fünf Personenwagen.
Vor Schrecken bucklig fast
Stand seine Wachmannschaft
Im Mäusepelz, den schlotternd sie getragen.
Es war früh oder spät.
Es war Morgen. Es graute.
Gott blickte weise und grausam,
Weil er alles versteht,
Weil er alles erschaute …

Über uns stand Gott bei unserm Schreiten,
Wir standen sogar oft an seiner Seite.

1955


Physiker und Lyriker

Die Physiker werden geschätzt,
Die Lyriker werden geächtet.
Dies ist ein Weltgesetz
Und wurde nicht nüchtern berechnet.

Wir haben wohl nicht gefunden,
Das,
         was wir suchen müssten!
Mit schwachen Flügeln erkunden
Unsere Jamben, die süßen;
Ein Pferd, das den Boden verlässt,
Kein Pegasusflug je erbrächte …
Weshalb man die Physiker schätzt
Und deshalb die Lyriker ächtet.

An Streit ist nicht zu denken,
Denn allseits ist's bekannt.
Es ist so gar nicht kränkend,
Weit eher interessant
Zu sehn, wie's Reimen schmählich
Wie Schaum zugrunde geht,
Das Große dagegen
                                 allmählich
In Logarithmen entschwebt.

1959


Счастье

Я знаю: пройден путь разлуки и ненастья,
И тонут небеса в сирени голубой,
И тонет день в лучах, и тонет сердце в счастье…
Я знаю, я влюблен и рад бродить с тобой.

Да, я отдам себя твоей влюбленной власти
И власти синевы, простертой надо мной…
Сомкнув со взором взор и глядя в очи страсти,
Мы сядем на скамью в акации густой.

Да, обними меня чудесными руками…
Высокая трава везде вокруг тебя
Блестит лазурными живыми мотылками…

Акация чуть-чуть, алмазами бестя,
Щекочет мне лицо сырыми лепестками…
Глубокий поцелуй… Ты – счастье… Ты – моя…


Столице

Цепи огней желтовато-лиловых…
Алая точка, скользящая вдаль…
Волны стальные в гранитных оковах…
Звезды колеблют все ту же печаль.

Где-то смеются и где-то тоскуют;
Здесь же пустыня и тени могил;
Только безумно друг друга целуют
Облики снов у гранитных перил.

Нет… это люди. Увидеть их надо
Ближе… В их страсти я счастье найду…
.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 
Бледные губы и тусклые взгляды…
Жутко и больно… Я тихо пройду…


* * *

Довольно и прости; ответа мне не надо;
Ты будешь нежно лгать, как ты всегда лгала;
Но вечно будет тлеть разбитая лампада
Всего, что ты шутя мне некогда дала.

Минувшее мое, счастливые мгновенья
Не в силах ты отнять, не в силах я забыть…
Теперь, когда не жду ни слез, ни наслажденья,
Могу взамен тебя былое полюбить…


Движение

Сидит извозчик, как на троне,
Из ваты сделана броня,
И борода, как на иконе,
Лежит, монетами звеня.
А бедный конь руками машет,
То вытянется, как налим,
То снова восемь ног сверкают
В его блестящем животе.

1927


Снежный человек

Говорят, что в Гималаях где-то,
Выше храмов и монастырей,
Он живет, неведомый для света,
Первобытный выкормыш зверей.

Безмятежный, белый и косматый,
Он порой спускается с высот,
И танцует, словно бесноватый,
И в снежки играет у ворот.

Но когда буддийские монахи
Со стены завоют на трубе,
Он бежит в смятении и страхе
В горное убежище к себе.

Если эти россказни – не бредни,
Значит, в наш всеведающий век
Существует все-таки последний
Полузверь и получеловек.

Ум его, как видно, не обширен,
И приют заоблачный суров,
И ни школ, ни пагод, ни кумирен
Не имеет этот зверолов.

В горные упрятан катакомбы,
Он и знать не знает, что под ним
Громоздятся атомные бомбы,
Верные хозяевам своим.

Никогда их тайны не откроет
Гумалайский этот троглодит,
Даже если, словно астероид,
Весь пылая, в бездну полетит.

Но пока над свежими следами
Ламы причитают и поют,
И пока, расставленные в храме,
Барабаны бешеные бьют,

И пока тысячелетной Будда
Ворожит над собственным пупом,
Он себя сравнительно не худо
Чувствует в убежище своем.

Там, наверно, горного оленя
Он свежует около ключа
И из слов одни местоименья
Произносит, громко хохоча.

1957


У гробницы Данте

Мне мачехой Флоренция была,
Я пожелал покоиться в Равенне,
Не говори, прохожий, о измене,
Пусть даже смерть клеймит ее дела.

Над белой усыпальницей моей
Воркует голубь, сладостная птица,
Но родина и до сих пор мне снится,
И до сих пор я верен только ей.

Разбитой лютни не берут в поход,
Она мертва среди родного стана.
Зачем же ты, печаль моя, Тоскана,
Целуешь мой осиротевший рот?

А голубь рвется с крыши и летит,
Как будто опасается кого-то,
И злая тень чужого самолета
Свои круги над городом чертит.

Так бей, звонарь, в свои колокола!
Не забывай, что мир в кровавой пене!
Я пожелал покоиться в Равенне,
Но и Равенна мне не помогла.

1958


Амнистия

Еще жив человек,
Расстрелявший отца моего
Летом в Киеве, в тридцать восьмом.

Вероятно, на пенсию вышел.
Живет на покое
И дело привычное бросил.

Ну, а если он умер –
Наверное, жив человек,
Что пред самым расстрелом
Толстой
Проволокою
Закручивал
Руки
Отцу моему
За спиной.

Верно, тоже на пенсию вышел.

А если он умер,
То, наверное, жив человек,
Что пытал на допросах отца.

Этот, верно, на очень хорошую пенсию вышел.

Может быть, конвоир еще жив,
Что отца выводил на расстрел.

Если б я захотел,
Я на родину мог бы вернуться.

Я слышал,
Что все эти люди
Простили меня.

* * *

Проходит жизнь своим путем обычным,
И я с годами делаюсь иным,
И что казалось грозным и трагичным,
Мне кажется ничтожным и смешным.

Испуганная пролетает птица.
Гром тишину ломает на куски.
И мне теперь от красоты не спится,
Как не спалось когда-то от тоски.


* * *

Мы все ходили под богом,
У бога под самым боком…

Стоя на мавзолее,
Был он силнее и злее,
Мудрее того, другого,
По имени Иегова,
Которого он нузвергнул,
Извел, пережег на уголь,
А после из бездны вынул
И дал ему стол и угол.

Мы все ходили под богом,
У бога под самым боком…

Однажды я шел Арбатом.
Бог ехал в пяти машинах.
От страха почти горбата,
В своих пальтишках мышиных,
С ним рядом дрожала охрана.
Было поздно и рано.
Серело. Вставало утро.
Бог глянул жестоко и мудро
Всепонимающим взглядом,
Всепроникающим оком…

Все мы ходили под богом,
И даже стояли с ним рядом.

1955


Физики и лирики

Что-то физики в почете.
Что-то лирики в загоне.
Дело не в сухом расчете,
Дело в мировом законе.

Значит, что-то не раскрыли
Мы,
         что следовало нам бы!
Значит, слабенькие крылья –
Наши сладенькие ямбы,
И в пегасовом полете
Не взлетают наши кони…
То-то физики в почете,
То-то лирики в загоне.

Это самоочевидно.
Спорить просто бесполезно.
Так что даже не обидно,
А скорее интересно
Наблюдать, как, словно пена,
Опадают наши рифмы
И величие
                     степенно
Отступает в логарифмы.

1959


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Vladimir Nabokov

Das Glück
Счастье
Der Hauptstadt
Столице
Verzeih mir, doch es reicht, …
Довольно и прости …

Nikolaj Zabolockij

Bewegung
Движение
Der Schneemensch
Снежный человек
Bei Dantes Grabmahl
У гробницы Данте

Ivan Elagin

Amnestie
Амнистия
Vorbei schleicht's Leben auf …
Проходит жизнь своим путем …

Boris Sluckij

Über uns stand Gott …
Мы все ходили под богом
Physiker und Lyriker
Физики и лирики

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