[W. Burljuk: Welimir Chlebnikow (1913)]

Velimir Chlebnikov (1885 – 1922)

* * *

Ist Wind ein Gesang
Von wem über was?
Des Schwertes Verlangen,
Wie'n Ball schwirrt, zu rasen.
Die Menschen verhätscheln den Todestag,
Wie eine Lieblingsblume erfreut.
In den riesigen Saiten, erfahrt es,
Spielt der Ostwind heute.
Vielleicht euch mit neuem Stolz beehrt
Der leuchtende Berge Zauberer,
Und ich, vieler Menschen Vermittler und Leiter,
Kleid mich in Verstand, wie ein Gletscher, ein weißer.

1918 – 1919


* * *

Sprichwörter und Zungenbrecher des Frühlings
Durch des Winters Bücher kriechen.
Mit blauen Augen sah der Scharfsichtige
Der verschämten Erde Notizen.

Durch den Flug des Bällchens, so goldig gemustert,
Direkt in das Fangnetz der Pappeln, die ragen,
Kriecht die goldene Mutter-Stiefmutter
Als goldene Schildkröte in diesen Tagen.

Frühling 1919


Das eine Buch

Ich sah, dass die schwarzen Veden,
Der Koran, das Evangelium
Und, gebunden in Seidentafeln,
Die Bücher der Mongolen
Sich selbst aus dem Steppenstaub,
Aus dem Duft getrockneter Mistziegeln,
Wie es die Kalmückinnen gewöhnlich
An jedem Sonnenaufgang tun, –
Ein Lagerfeuer errichteten,
Um sich selbst oben hinaufzulegen.
Weiße Witwen verbargen sich in den Rauchwolken,
Die Ankunft zu beschleunigen
Des einen Buches,
Dessen Seiten weiter sind als das Meer,
Das mit Blaufalterflügeln erzittert,
Und das einen Seidenfaden als Lesezeichen dort besitzt,
Wo der Blick des Lesers verharrt.
Es fließen in bläulichem Strom riesige Flüsse herbei:
– Die Wolga, wo man nachts Sten'ka Razin besingt,
– Der gelbe Nil, wo man die Sonne anbetet,
– Der Jangtsekiang mit seiner zähen Menschenbrühe,
– Auch der Mississippi, wo die Yankees
Den Sternenhimmel als Hose tragen,
Ihre Beine in den Sternenhimmel einwickeln,
– Auch der Ganges, wo dunkle Menschen Bäume des Geistes sind,
– Auch die Donau, wo im Weißen weiße Menschen
In weißen Hemden am Wasser stehn,
– Auch der Sambesi, wo die Menschen schwärzer sind als Stiefel,
– Auch der stürmische Ob, wo man die Götter auspeitscht
Und mit den Augen in eine Ecke stellt,
Wenn man was Fettiges isst,
– Und auch die Themse, wo graue Langeweile herrscht.
Das Menschengeschlecht ist der Leser dieses Buches!
Und auf dem Einband steht sein Schöpfer geschrieben,
Mein Name, in hellblauen Schriftzeichen.
Ja, du liest ohne Sorgfalt,
Mehr Aufmerksamkeit,
Du bist recht zerstreut und schaust wie ein Faulpelz.
Genau wie Lektionen aus Gottes Gesetzbuch
Sind diese Bergketten und weiten Meere!
Dieses eine Buch
Wirst du schneller als schnell ausgelesen haben!
In diesen Seiten springt der Wal,
Und der Adler, um den Rand der Seite biegend,
Setzt sich auf die Meereswellen, die Brüste der Meere,
Um sich auf der Lagerstatt des Seeadlers auszuruhn.

1920


* * *

Söhnlich weht der Nächte Dunkelblau,
Weht in alles, was einem lieb,
Und irgendeiner, der quälerisch rief,
Über den Schmerz der Abende nachdenkend.
Es war, als die goldenen
Drei Sterne an den Booten entbrannten
Und als ein einsamer Lebensbaum
Über dem Grab seine Zweige ausbreitete.
Es war, als die Riesen
Einen purpurnen Turban aufsetzten
Und die Seeländer eine ungesetzliche Pause.
Er war wunderschön, wusste selbst nicht warum.
Es war, als die Fischer
Odysseus Worte anstimmten
Und auf der Meereswoge im Fernen
Den Flügel der Spinnaker hob.

(1920)


Für Alëša Kručënych

Ein Spiel in der Hölle, Geracker im Eden –
Erste Lektionen sind gutes Belehren.
Weißt du noch, als wir beide,
Wie Mäuse, geknabbert
Am Zeitlauf, der blickdicht?
So siegten wir aber!

26. Oktober 1920


* * *

Mädchen, jene, die mit den Stiefeln
Ihrer schwarzen Augen über
Die Farben meines Herzens schlendern.
Mädchen, die ihre Lanzen schleudern
Auf den See ihrer Wimpern hinaus.
Mädchen, die ihre Füße
Im See meiner Worte waschen.

1921


* * *

Leute! Lasst uns die Feindschaft im Sonnenlicht ertränken!
Im Mantel der Scheinsterne wandeln sie – ich erwarte –
Der mutigen Vorhaben Kinder,
Des mutigen Geistes Sohn.

1921


Ich und Russland

Russland hat tausend Tausenden die Freiheit geschenkt.
Nette Sache! Daran wird man lange noch denken.
Doch ich zog's Hemd aus,
Und jeder spiegelnde Wolkenkratzer meines Haars,
Jede Falte
Der Körperstadt
Hängte Teppiche und rote Kattunfahnen hinaus.
Bürgerinnen und Bürger,
Mich – den Staat
Bevölkerten tausendfenstrige Locken an den Fenstern.
Olgas und Igors
Erfreuten sich ohne Anordnung
An der Sonne, schauten durch die Haut.
Es fiel das Hemd des Kerkers!
Doch ich zog einfach nur das Hemd aus –
Gab der Sonne des Volkes Mich!
Nackt stand ich am Meer.
So schenkte ich den Völkern die Freiheit,
Den Massen der Sonnenbräune.

1921


* * *

Kinderschönn!
Wenn die Äuglein zu müde werden, groß und weit zu scheinen,
Wenn einverstanden mit dem Namen »Brüderlein«,
Gelobe ich, mit blauen Augen,
Eures Lebens Blümchen hoch zu halten.
Ich bin nämlich auch so, fiel aus den Wolken,
Viel Leid wurde mir zugefügt
Dafür, dass ich nicht solcher,
Immer unbemenscht,
Immer ungeliebt.
Wenn du willst, werden wir Bruder und Schwester sein,
Denn wir sind freie Menschen auf freiem Boden,
Schaffen selber Gesetze, brauchen keine Gesetze zu fürchten
Und formen den Lehm der Fortschritte.
Ich weiß, dass ihr wunderschön seid, das Blümchen des Blauen,
Und mir geht's gut und plötzlich,
Wenn ihr von Soči sprecht
Und sich die zarten öffnen, die Augen.
Ich, der lange an Vielem gezweifelt hat,
Verstand plötzlich für immer:
Was dort vorskizziert ist,
Muss der Holzfäller sorgfältig hacken! …
Vielen unnützen Worten weichen wir aus,
Ich werde einfach eure Messe abhalten
Wie ein bärtiger Geistlicher mit langer Mähne,
Die blauen Bäche der Reinheit trinken,
Und wir werden die schrecklichen Namen nicht fürchten.

13. September 1921


Trompetet, schreit, tragt her!

Ihr, die ihr eure Bäuche auf ein Paar dicker Stämme stelltet,
Ihr, die ihr schwankend aus sowjetischen Fresssälen tretet,
Wisst ihr denn nicht, dass ein ganzes riesiges Gebiet
Vielleicht zum Leichnam werden wird?
Ich weiß, dass eure Trommelfelle so taub sind, wie das Fell mächtiger Wildochsen,
Und dass man sie nur mit dem Schlegel rühren kann.
Doch könnt ihr wirklich vor der »Hungerwoche« auf hohem Ross davongaloppieren,
Wenn über einem ganzen Land
Die Klaue des Todes hängt?
Es werden Leichen, Leichen und Leichmassen
In den Sternenhimmel blicken,
Doch ihr geht und kauft
Einen Bissen Weißbrot für den Abend.
Ihr glaubt, dass der Hunger eine lästige Fliege sei
Und dass man ihn leicht verscheuchen kann,
Doch wisset – an der Wolga herrscht eine Dürre:
Der einzige Anlass, um nicht nur zu nehmen, sondern zu geben!
Schleppt große Rundbrote heran
Zu den Sammelstätten der »Hungerwoche«,
Schneidet eine Scheibe Essen ab,
Rettet jene, die ergraut sind!
Die Wolga war immer eure Ernährerin,
Jetzt ist sie ein offener Sarg.
Dass Hungersnot droht und sich noch verschlimmert –
Schreit und schreit, das Sprachrohr am Mund!

1921


* * *

Ветер – пение
Кого и о чем?
Нетерпение
Меча быть мячом.
Люди лелеют день смерти,
Точно любимый цветок.
В струны великих, поверьте,
Ныне играет Восток.
Быть может, нам новую гордость
Волшебник сияющих гор даст,
И, многих людей проводник,
Я разум одену, как белый ледник.

1918 – 1919


* * *

Весны пословицы и скороговорки
По книгам знмним проползли.
Глазами синими увидел зоркий
Записки стыдесной земли.

Сквозь полет золотистого мячика
Прямо в сеть тополевых тенет
В эти дни золотая мать-мячеха
Золотой черепашкой ползет.

Весна 1919


Единая книга

Я видел, что черные Веды
Коран и Евангелие
И в шелковых досках
Книги монголов,
Сами из праха степей,
Из кизяка благовонного,
Как это делают
Калмычки каждой зарей, –
Сложили костер
И сами легли на него.
Белые вдовы в облаке дыма скрывались,
Чтобы ускорить приход
Книги единой,
Чьи страницы больше моря,
Что трепещут крылами бабочки синей,
А шелковинка – закладка,
Где остановился взором читатель.
Реки великие синим потоком:
– Волга, где Разину ночью поют,
– Желтый Нил, где молятся солнцу,
– Янцзекиянг, где жижа густая людей,
– И ты, Миссисипи, где янки
Носят штанами звездное небо,
В звездное небо окутали ноги,
– И Ганг, где темные люди – деревья ума,
– И Дунай, где в белом белые люди
В белых рубахах стоят над водой,
– И Замбези, где люди черней сапога,
– И бурная Обь, где бога секут
И ставят в угол глазами
Во время еды чего-нибудь жирного,
– И Темза, где серая скука.
Род человечества – книги читатель!
И на обложке – надпись творца,
Имя мое, письмена голубые.
Да, ты небрежно читаешь,
Больше внимания,
Слишком рассеян и смотришь лентяем.
Точно уроки закона божия.
Эти черные цепи и большие моря!
Эту единую книгу
Скоро ты, скоро прочтешь!
В этих страницах прыгает кит
И орел, огибая страницу угла,
Садится на волны морские, груди морей,
Чтоб отдохнуть на постели орлана.

1920


* * *

Сыновеет ночей синева,
Веет во всё любимое,
И кто-то томительно звал,
Про горести вечера думая.
Это было, когда золотые
Три звезды зажигались на лодках
И когда одинокая туя
Над могилой раскинула ветку.
Это было, когда великаны
Одевалися алой чалмой
И моряны порыв беззаконный,
Он прекрасен, не знал почему.
Это было, когда рыбаки
Запевали слова Одиссея
И на вале морском вдалеке
Крыло подымалось косое.

(1920)


Алеше Крученых

Игра в аду и труд в раю –
Хорошеуки первые уроки.
Помнишь, мы вместе
Грызли, как мыши,
Непрозрачное время?
Сим победиши!

26 октября 1920


* * *

Девушки, те, что шагают
Сапогами черных глаз
По цветам моего сердца.
Девушки, опустившие копья
На озера своих ресниц.
Девушки, моющие ноги
В озере моих слов.

1921


* * *

Люди! Утопим вражду в солнечном свете!
В плаще мнимых звезд ходят – я жду –
Смелых замыслов дети,
Смелых разумов сын.

1921


Я и Россия

Россия тысячам тысяч свободу дала.
Милое дело! Долго будут помнить про это.
А я снял рубаху,
И каждый зеркальный небоскреб моего волоса,
Каждая скважина
Города тела
Вывесила ковры и кумачовые ткани.
Гражданки и граждане
Меня – государства
Тысячеоконных кудрей толпились у окон.
Ольги и Игори,
Не по заказу
Радуясь солнцу, смотрели сквозь кожу.
Пала темница рубашки!
А я просто снял рубашку –
Дал солнце народа Меня!
Голый стоял около моря.
Так я дарил народам свободу,
Толпам загара.

1921


* * *

Детуся!
Если устали глаза быть широкими,
Если согласны на имя «браток»,
Я, синеокий, клянуся
Высоко держать вашей жизни цветок.
Я ведь такой же, сорвался я с облака,
Много мне зла причиняли
За то, что не этот,
Всегда нелюдим,
Везде нелюбим.
Хочешь, мы будем – брат и сестра,
Мы ведь в свободной земле свободные люди,
Сами законы творим, законов бояться не надо,
И лепим глину поступков.
Знаю, прекрасны вы, цветок голубого,
И мне хорошо и внезапно,
Когда говорите про Сочи
И нежные ширятся очи.
Я, сомневавшийся долго во многом,
Вдруг я поверил навеки:
Что предначертано там,
Тщетно рубить дровосеку!…
Много мы лишних слов избежим,
Просто я буду служить вам обедню,
Как волосатый священник с длинною гривой,
Пить голубые ручьи чистоты,
И страшных имен мы не будем бояться.

13 сентября 1921


Трубите, кричите, несите!

Вы, поставившие ваше брюхо на пару толстых свай,
Вышедшие, шатаясь, из столовой советской,
Знаете ли, что целый великий край,
Может быть, станет мертвецкой?
Я знаю, кожа ушей ваших, точно у буйволов мощных, туга,
И ее можно лишь палкой растрогать.
Но неужели от «Голодной недели» вы ударитесь рысаками в бега,
Когда над целой страной
Повис смерти коготь?
Это будут трупы, трупы и трупики
Смотреть на звездное небо,
А вы пойдете и купите
На вечер – кусище белого хлеба.
Вы думаете, что голод – докучливая муха
И ее можно легко отогнать.
Но знайте – на Волге засуха:
Единственный повод, чтобы не взять, а – дать.
Несите большие караваи
На сборы «Голодной недели».
Ломоть еды отдавая,
Спасайте тех, кто поседели!
Волга всегда была вашей кормилицей,
Теперь она в полугробу.
Что бедствие грозно и может усилиться –
Кричите, кричите, к устам взяв трубу!

Октябрь 1921


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