O Käpt'n! mein Käpt'n! vorbei ist die schreckliche Fahrt,
Das Schiff durchstand die Stürme, Gewinn und Preis sind da,
Nah ist der Hafen, die Glocken läuten, es jubeln alle Leute,
Die Augen verfolgen den festen Kiel, das grimmige, kühne Gefährt;
Doch o Herz! Herz! Herz!
O blutende Tropfen so rot,
Wo auf dem Deck mein Käpt'n liegt
Gefallen, kalt und tot.
O Käpt'n! mein Käpt'n! erhebe dich, höre die Glocken;
Erheb dich – für dich schwingt die Fahne – für dich schmettert das Horn,
Für dich Bucketts, umwundene Kränze – die Ufer voller Menschen,
Sie ruft nach dir, die wogende Menge, Gesichter drehn sich und wenden;
Hier Käpt'n! lieber Vater!
Mein Arm stützt deinen Kopf!
Es ist nur Traum, dass auf dem Deck
Du liegst so kalt und tot.
Mein Käpt'n reagiert nicht, die Lippen bleich und stille,
Mein Vater spürt nicht meinen Arm, hat weder Puls noch Willen,
Verankert liegt das Schiff nun fest, die Reise ist vorbei,
Von Schreckensfahrten kehrt es heim, gewann so mancherlei;
O Ufer jubelt, Glocken klingt!
Doch ich, im Trauertrott,
Geh über das Deck, wo mein Käpt'n liegt
Gefallen, kalt und tot.
(4. Mai 1865)
Schweigen solln die Lager heute
Und lasst uns, Soldaten, die kriegsmüden Waffen ablegen,
Dass jeder sich besinne und ruhe, um zu feiern
Den Tod von unserm lieben Kommandanten.
Für ihn ist vorbei des Lebens stürmischer Streit,
Nicht Sieg, nicht Niederlage – kein dunkles Geschehn in der Zeit,
Bedrückend wie unaufhörliche Wolken am Himmel.
Doch singe, Dichter, in unserem Namen,
Sing von der Liebe, die wir für ihn fühlten – weil du es, Bewohner der Lager, wahrhaftig weißt.
Da sie den Sarg dort einwölben,
Singe – da sie die Pforten der Erde über ihm schließen – einen Vers
Für die schweren Herzen der Soldaten.
Dieser Staub war einst der Mann,
Milde, einfach, gerecht und entschlossen, unter dessen sorgsamer Hand
Vor dem gemeinsten Verbrechen, das die Geschichte jeden Landes und Zeitalters kennt,
Die Union dieser Staaten geschützt wurde.
Auf einer flachen Straße läuft der durchtrainierte Läufer,
Er ist hager und sehnig mit kräftigen Beinen,
Er ist dünn bekleidet, beugt sich vorwärts im Laufen
Mit leicht geballten Fäusten und teils erhobenen Armen.
1867
Wenn ich das Buch lese, die hochgelobte Biographie,
Und das ist also (sprach ich) was der Autor ein Menschenleben nennt?
Und so wird jemand, wenn ich tot und gestorben bin, mein Leben beschreiben?
(Als ob irgend jemand etwas von meinem Leben wüsste,
Wo ich doch für mich selbst häufig denke, dass ich wenig bis gar nichts von meinem wahren Leben weiß,
Nur ein paar Hinweise, ein paar undeutliche, schwache Haken und Umleitungen
Möchte ich um Meinetwillen als Spur hier zurücklassen.)
1867
Eine geduldige Spinne lautlos
Bemerkte ich auf kleinem Vorgebirgsplateau, wo es einsam und verlassen war,
Erkannte, wie die Umgebung, die wüste Wildnis, zu erforschen sei,
Denn sie schoss heraus Faden um Faden um Faden,
Spulte die Fäden beständig ab, sie unermüdlich beschleunigend.
Und du O meine Seele an deinem Standort,
Verloren in deiner Umgebung, dem maßlosen Weltmeer des Alls,
Endlos grübelnd, Vorstöße wagend, im Fluge versuchend den Sphären Verbindung zu geben,
Bis die ersehnte Brücke gefunden, bis der haltende Anker fasst,
Bis die geschleuderten Spinnwebfäden irgendwo Halt finden, O meine Seele.
1868
Diese Lieder gesungen die Reise zu preisen durch die Welt, die ich sehe,
Widme ich der Vollständigkeit halber der Unsichtbaren Welt.
1871
Mach's gut, mein Schätzchen!
Leb wohl, alter Kumpel, stets junge Geliebte!
Ich hau jetzt ab, weiß selbst nicht wohin,
Welchem Schicksal entgegen, weiß nicht einmal, ob ich dich wiedersehn werde,
Also Mach's gut, mein Schätzchen.
Vor meinem letzten Schnaufer – lass mich noch kurz zurückblicken;
Langsamer, leiser tickt diese Uhr jetzt in mir,
Abgang, Vorhang der Nacht, und bald setzt das Herzklopfen aus.
Wir haben lange zusammen gelebt, einander erfreut und liebkost;
Wunderbar! – jetzt folgt die Trennung – Mach's gut, mein Schätzchen.
Lass mich noch nicht übereilen,
Tatsächlich haben wir lange gelebt, geruht, sind durch Filter zusammengeflossen;
Und wenn wir sterben, dann sterben wir gemeinsam (ja, wir bleiben eins,)
Dann werden wir zusammen dorthin gehen, wo wir dem Schicksal begegnen,
Vielleicht sind wir dann besser dran und heiterer, und lernen noch was,
Vielleicht bist es du selbst jetzt, die mich zu den wahren Liedern begleitet, (wer weiß?)
Vielleicht löst du ja selbst den tödlichen Knopf, drückst wirklich die letzte Klinke – und deshalb nun endlich,
Mach's gut – und grüß dich! mein Schätzchen.
1891
O Captain! my Captain! our fearful trip is done,
The ship has weather'd every rack, the prize we sought is won,
The port is near, the bells I hear, the people all exulting,
While follow eyes the steady keel, the vessel grim and daring;
But O heart! heart! heart!
O the bleeding drops of red,
Where on the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.
O Captain! my Captain! rise up and hear the bells;
Rise up – for you the flag is flung – for you the bugle trills,
For you bouquets and ribbon'd wreaths – for you the shores a-crowding,
For you they call, the swaying mass, their eager faces turning;
Here Captain! dear father!
This arm beneath your head!
It is some dream that on the deck,
You've fallen cold and dead.
My Captain does not answer, his lips are pale and still,
My father does not feel my arm, he has no pulse nor will,
The ship is anchor'd safe and sound, its voyage closed and done,
From fearful trip the victor ship comes in with object won:
Exult O shores, and ring O bells!
But I with mournful tread,
Walk the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.
(May 4, 1865)
Hush'd be the camps to-day,
And soldiers let us drape our war-worn weapons,
And each with musing soul retire to celebrate,
Our dear commander's death.
No more for him life's stormy conflicts,
Nor victory, nor defeat – no more time's dark events,
Charging like ceaseless clouds across the sky.
But sing poet in our name,
Sing of the love we bore him – because you, – dweller in camps, know it truly.
As they invault the coffin there,
Sing – as they close the doors of earth upon him – one verse,
For the heavy hearts of soldiers.
This dust was once the man,
Gentle, plain, just and resolute, under whose cautious hand,
Against the foulest crime in history known in any land or age,
Was saved the Union of these States.
On a flat road runs the well-train'd runner,
He is lean and sinewy with muscular legs,
He is thinly clothed, he leans forward as he runs,
With lightly closed fists and arms partially rais'd.
1867
When I read the book, the biography famous,
And is this then (said I) what the author calls a man's life?
And so will some one when I am dead and gone write my life?
(As if any man really knew aught of my life,
Why even I myself I often think know little or nothing of my real life,
Only a few hints, a few diffused faint clews and indirections I seek for my own use to trace out here.)
1867
A noiseless patient spider,
I mark'd where on a little promontory it stood isolated,
Mark'd how to explore the vacant vast surrounding,
It launch'd forth filament, filament, filament, out of itself,
Ever unreeling them, ever tirelessly speeding them.
And you O my soul where you stand,
Surrounded, detached, in measureless oceans of space,
Ceaselessly musing, venturing, throwing, seeking the spheres to connect them,
Till the bridge you will need be form'd, till the ductile anchor hold,
Till the gossamer thread you fling catch somewhere, O my soul.
1868
These carols sung to cheer my passage through the world I see,
For completion I dedicate to the Invisible World.
1871
Good-bye my Fancy!
Farewell dear mate, dear love!
I'm going away, I know not where,
Or to what fortune, or whether I may ever see you again,
So Good-bye my Fancy.
Now for my last – let me look back a moment;
The slower fainter ticking of the clock is in me,
Exit, nightfall, and soon the heart-thud stopping.
Long have we lived, joy'd, caress'd together;
Delightful! – now separation – Good-bye my Fancy.
Yet let me not be too hasty,
Long indeed have we lived, slept, filter'd, become really blended into one;
Then if we die we die together, (yes, we'll remain one,)
If we go anywhere we'll go together to meet what happens,
May-be we'll be better off and blither, and learn something,
May-be it is yourself now really ushering me to the true songs, (who knows?)
May-be it is you the mortal knob really undoing, turning – so now finally,
Good-bye – and hail! my Fancy.
1891