[O. L. Della-Vos-Kardovskaja: Anna Achmatova (1914)]

Анна Ахматова (1889 – 1966)

* * *

Ich weiß, du bist meine Belohnung
Für harter Jahre Schmerz und Fron,
Dafür, dass ich mich irdschen Freuden
Nie habe hingeben gekonnt,
Dafür, dass keinem, der mich liebte,
Ich jemals sagte: »Liebster mein«,
Weil allen alles ich vergeben,
Dafür wirst du mein Engel sein.

28. April 1916
Carskoe Selo


Zum Gedenken an den 19. Juli 1914

Wir alterten ein hundert Jahr und dies
Vollbrachte eine Stunde ganz allein;
Der kurze Winter sich schon längst verlief,
Es rauchten nach der Ernte Feld und Rain.

Der stille Pfad belebte sich ganz plötzlich,
Ein Klagen flog vorbei mit Silberklang.
Mich vor dem ersten Kampf zu töten, fleht' ich,
Die Hände vorm Gesicht dich, Herrgott, an.

Es schwanden, eine Last nicht mehr benötigt,
Die Lieder und die Lüste schattengleich,
Dem Band, jetzt leer, befahl der Allerhöchste
Ein Schreckensbuch zu werden, drohungsreich.

18. Juli 1916
Slepnego


Die Statue von Carskoe Selo

          für N. V. Nedobrovo

Schon flattern die Ahornblätter
Hinaus auf den Schwanenteich,
Und die Büsche Blut bedeckte
Der Esche, die ganz langsam reift.

Und so blendend gut gebaut,
Die frostfesten Beine untergeschlagen,
Sitzt sie auf einem Stein und schaut
Hier im Norden auf Wege und Pfade.

Ich spürte eine Angst verwirrt
Vor diesem Mädchen, oft besungen,
Zart auf ihren Schultern spielt
Später Lichtschein, immer dunkler.

Doch wie könnt ich ihr verzeihn
Dein verliebtes, begeistertes Loben …
Schau, sie kann traurig fröhlich sein,
So gut gekleidet ausgezogen.

Oktober 1916
Sevastopol


* * *

Kein Mensch wird jetzt noch Lieder hören wollen.
Die prophezeiten Tage brachen an.
Die Welt, mein Letztes, hat nichts wundervolles,
Zerreiß mir nicht das Herz mit lautem Klang.

Vor kurzem noch, als eine freie Schwalbe,
Zogst du am Morgen deine Kreise lang,
Bist hungrig nun und gehst am Bettelstabe,
Und klopfst nicht mehr an fremden Pforten an.

Jahresende 1917


* * *

Und wieder blieb ich ganz allein,
Die leeren Tage abzuzählen.
O meine Freunde, frank und frei,
O meine Schwäne!

In Liedern ruf ich euch nicht her,
Mit Tränen nicht zurück,
Doch abends, wenn die Stunde schwer,
Erwähnte euch mein Gebet.

Von einem Pfeil tödlich erjagt,
Der eine von euch fiel,
Ein anderer als schwarzer Rabe,
Seit er mich küsste, fliegt.

So kommt es vor: einmal im Jahr,
Wenn das Eis zerschmilzt,
Steh ich im Katharinengarten,
Wo reines Wasser blitzt

Und hör das Flattern weiter Flügel
Über Wassern, blau und glatt.
Und weiß nicht, wer die Fensterflügel
Im Kerkergrab geöffnet hat.

Jahresende 1917


* * *

Welch Wunder, dass er sich uns offenbart,
Dem Schmähn und Zorn ganz fremd, dem Lob nichts nützte,
Und auch die heiligste der Jungfraun schützte
Ihren Dichter, der so herrlich war.

19. August 1921


* * *

Ein eisernes Geländer,
Als Bett den Fichtenschrein.
Wie süß, dass ich nicht länger
Muss eifersüchtig sein.

Dies Bett wird mir bereitet
Mit Beten und Gewein;
Geh durch die Welt nun weiter,
Gott wird stets mit dir sein.

Dein Ohr wird nicht mehr quälen
Ein Reden voller Zorn,
Niemand dir's Licht hinstellen,
Bis du am Morgen kommst.

Die Ruhe wir erstreiten
Und Tage unbeschwert …
Du weinst – doch ich bin keine
Deiner Tränen wert.

27. August 1921
Carskoe Selo


* * *

Solang ich nicht sterb unter Brücken
Und mich kalter Wind nicht erschlägt,
Wird mich die Hoffnung bedrücken
Als Fluch, dass auch Rettendes wächst.

Aufrecht erwart ich mein Schicksal,
Was mir auch passiert im Gesang, –
Doch klopft an die Tür, selbstisch, sicher,
Der Alltag wie früher, nicht bang;

So tritt er herein und spricht: »Reicht jetzt,
Auch ich hab verziehn, wie du siehst«.
Es wird weder furchtbar, noch schrecklich …
Keine Rose, kein Erzengel spießt.

Besinnungslos, wirr und verblutend
Bewahr ich im Herz jenen Wahn,
Dass den Tod ohne diese Minute
Ich mir nicht vorstellen kann.

30. August 1921
Carkoe Selo


* * *

Du bist verrückt! Soll dir gehorsam sein?
Gehorsam bin ich nur dem Herrn allein.
Ich mag nicht zittern, ängstliche Bedrängnis,
Der Mann ist mir ein Henker und sein Haus Gefängnis.

Sieh es doch ein! Ich kam von ganz allein;
Dezemberwinde heulten, durcheilten Feld und Rain,
Es war so warm und hell in deiner Enge,
Weil man vorm Fenster Finsternis verhängte.

So schlägt ans Fensterglas der Vogel immer wieder
Mit ganzem Körper, weil der Winter kalt und feucht,
Und Blut befleckt sein weißliches Gefieder.

Doch jetzt ist mir so ruhig und so leicht.
Leb wohl, mein stiller Freund, bin dir auf ewig gut
Für die Erlaubnis, dass die Fremde in deinem Haus geruht.

August 1921
Carkoe Selo


* * *

Я знаю, ты моя награда
За годы боли и труда,
За то, что я земным отрадам
Не предавалась никогда,
За то, что я не говорила
Возлюбленному: «Ты любим»,
За то, что всем я все простила.
Ты будешь Ангелом моим.

28 апреля 1916
Царске Село


Памяти 19 июля 1914

Мы на сто лет состарились, и это
Тогда случилось в час один:
Короткое уже кончалось лето,
Дымилось тело вспаханных равнин.

Вдруг запестрела тихая дорога,
Плач полетел, серебряно звеня…
Закрыв лицо, я умоляла Бога
До первой битвы умертвить меня.

Из памяти, как груз отныне лишний,
Исчезли тени песен и страстей.
Ей – опустевшей – приказал Всевышний
Стать страшной книгой грозовых вестей.

18 июля 1916
Слепнего


Царскосельская статуя

          Н. В. Н(едоброво)

Уже кленовые листы
На пруд слетают лебединый,
И окровавлены кусты
Неспешно зреющей рябины,

И ослепительно стройна,
Поджав незябнувшие ноги,
На камне северном она
Сидит и смотрит на дороги.

Я чувствовала смутный страх
Пред этой девушкой воспетой.
Играли на ее плечах
Лучи скудеющего света.

И как могла я ей простить
Восторг твоей хвалы влюбленной…
Смотри, ей весело грустить,
Такой нарядно обнаженной.

Октябрь 1916
Севастополь


* * *

Теперь никто не станет слушать песен.
Предсказанные наступили дни.
Моя последняя, мир больше не чудесен,
Не разрывай мне сердца, не звени.

Еще недавно ласточкой свободной
Свершала ты свой утренний полет,
А ныне станешь нищенкой голодной,
Не достучишься у чужих ворот.

1917. Конец года


* * *

И вот одна осталась я
Считать пустые дни.
О вольные мои друзья,
О лебеди мои!

И песней я не скличу вас,
Слезами не верну,
Но вечером в печальный час
В молитве помяну.

Настигнут смертною стрелой,
Один из вас упал,
И черным вороном другой,
Меня целуя, стал.

Но так бывает: раз в году,
Когда растает лед,
В Екатеринином саду
Стою у чистых вод

И слышу плеск широких крыл
Над гладью голубой.
Не знаю, кто окно раскрыл
В тмнице гробовой.

1917. Конец года


* * *

Не чудо ли, что знали мы его,
Был скуп на похвалы, но чужд хулы и гнева,
И Пресвятая охраняла Дева
Прекрасного Поэта своего.

16 августа 1921
Петербург


* * *

Чугунная ограда,
Сосновая кровать.
Как сладко, что не надо
Мне больше ревновать.

Постель мне стелют эту
С рыданьем и мольбой;
Теперь гуляй по свету
Где хочешь, Бог с тобой!

Теперь твой слух не ранит
Неистовая речь,
Теперь никто не станет
Свечу до утра жечь.

Добились мы покою
И непорочных дней…
Ты плачешь – я не стою
Одной слезы твоей.

27 августа 1921
Царске Село


* * *

Пока не свалюсь под забором
И ветер меня не добьет,
Мечта о спасении скором
Меня, как проклятие, жжет.

Упрямая, жду, что случится,
Как в песне случится со мной, –
Уверенно в дверь постучится
И, прежний, веселый, дневной,

Войдет он и скажет: «Довольно,
Ты видишь, я тоже простил».
Не будет ни страшно, ни больно.
Ни роз, ни архангельских сил.

Затем и в беспамятстве смуты
Я сердце мое берегу,
Что смерти без этой минуты
Представить себе не могу.

30 августа 1921
Царское Село


* * *

Тебе покорной? Ты сошел с ума!
Покорна я одной Господней воле.
Я не хочу ни трепета, ни боли,
Мне муж – палач, а дом его – тюрьма.

Но видишь ли! Ведь я пришла сама …
Декабрь рождался, ветры выли в поле,
И было так светло в твоей неволе,
А за окошком сторожила тьма.

Так птица о прозрачное стекло
Всем телом бьется в зимнее ненастье,
И кровь пятнает белое крыло.

Теперь во мне спокойствие и счастье.
Прощай, мой тихий, ты мне вечно мил
За то, что в дом свой странницу пустил.

Август 1921
Царское Село


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Ich weiß, du bist meine Belohnung
Я знаю, ты моя награда
 
Zum Gedenken an den 19. Juli 1914
Памяти 19 июля 1914
 
Die Statue von Carkoe Selo
Царскосельская статуя
 
Kein Mensch wird jetzt noch Lieder …
Теперь никто не станет …
 
Und wieder blieb ich ganz allein
И вот одна осталась я
 
Welch Wunder, dass er sich uns offenbart
Не чудо ли, что знали мы его
 
Ein eisernes Geländer
Чугунная ограда,
 
Solang ich nicht sterb unter Brücken
Пока не свалюсь под забором
 
Du bist verrückt! Soll dir gehorsam sein?
Тебе покорной? Ты сошел с ума!

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