[Anna Achmatova, 20-er Jahre]

Анна Ахматова (1889 – 1966)

* * *

Der eine geht den graden Weg,
Im Kreise geht ein andrer
Und will ins Elternhaus zurück,
Zur Freundin, die er kannte.
Doch ich, ich geh – nach mir die Not,
Nicht grade, nicht im Kreise,
Ins Nirgendwann, ins Nirgendwo,
Wie'n Schnellzug von der Weiche.

1940


* * *

Das Banner unsres Feindes
Steigt auf wie schwarzer Rauch;
Steht das Recht auf unsrer Seite,
Dann siegen wir auch.

(19.) Juli 1941


* * *

Grabe, Spaten, grabe,
Klirre, Hacke, spitz.
Auf Felder still und friedlich
Lassen wir den Gegner nicht.

Juli – August 1941


Das erste Ferngeschoss in Leningrad

Und im bunten Treiben der Menschen
War alles verändert sofort,
Denn dieser Klang war nicht mehr städtisch,
Noch weniger einer vom Dorf.
Dem fernen Gewittergrollen
Schien er ähnlich, wie'n Bruder vielleicht,
Doch Frische liegt in hohen Wolken,
Gewittrige Feuchtigkeit, –
Der Wiesen Begehrlichkeit
Nach fröhlichen Tropfen, die tollen.
Doch dieser kam trocken uns vor
Wie Höllenglut, und unser Ohr
War erst nicht zu glauben gestimmt,
Als dieser Ton wuchs und sich weitet,
Dass gleichgültig schnell er bereitet
Den Untergang meinem Kind.

Nach dem 4. September 1941, Leningrad
Januar 1941, Taschkent


Der Mut

Wir wissen, was heut in der Waagschale liegt
Und sehn das Geschehne gelassen,
Die Stunde des Muts in den Uhrwerken tickt,
Uns wird unser Mut nicht verlassen.
Uns schreckt nicht das Sterben im Kugelhagel,
Es schreckt uns nicht, jagt man uns fort,
Denn wir bewahren dich, russische Sprache,
Das große, das russische Wort.
Wir sprechen dich aus, unabhängig und rein,
Den Enkeln als Erbe, in Freiheit zu sein
Auf ewig!

23. Februar 1942
Taschkent


Puschkin

Wer kennt den Ruhm und könnte sagen,
Mit welchem Recht er ihn getragen,
Wie er die Gnade schwer erlangt,
In allem weise und verschlagen
Zu scherzen; wie's ihm heimlich kam,
Dass er den Fuß Füßchen genannt!

7. März 1943
Taschkent


* * *

Vergessen wir das Brüllen der Kamele,
Und's weiße Haus in der Žukovskijstraße.
Auf, auf, zu Birken und nach Pilzen gehen,
Zum Herbst, der Moskau weit und breit erfasste!
Dort leuchtet alles jetzt, steht frisch im Tau,
Der Himmel steigt unglaublich weit nach oben;
Die Rogačëv-Chaussee kennt noch genau
Den Pfiff des jungen Blok, sein freches Toben …

1944 – 1950

________________
Rogačëv-Chaussee: Anspielung an Bloks
Gedicht Herbstliche Freiheit (Ich trete auf den
Weg, den Blicken offen) von 1905, das dort
geschrieben wurde.
(E. B.)



* * *

Wie am Rand einer Wolke weiß ich
Noch immer, wie du sprichst,

Auch dir sind von meinen Worten
Die Nächte heller als Tage geworden.

Wir sind, als vom Erdkreis verbannte,
Wie Sterne im All aufgegangen.

Keine Verzweiflung und keine Scham,
Nicht heute, nicht künftig, nicht dann.

Doch lebend hörst du im Realen,
Wie ich dich rief unter Qualen.

Und die Türe, die du aufgemacht,
Sie zuzuschlagen, es fehlt mir die Kraft.

26. November 1945


Zum Gedenken an Aleksandr Blok

Er hatte recht: Laterne, Apotheke,
Von Neuem das Schweigen, die Newa, Granit …
Als Denkmal des Jahrhundertbeginns
Ist dieser Mensch dort zu sehen –
Wie er dem Puschkin-Haus am Kai
Zum Abschied mit der Hand noch winkte
Und dann in der tödlichsten Mattigkeit
Die Ruhe nicht fand, die er verdiente.

7. Juni 1946

* * *

Один идет прямым путем,
Другой идет по кругу
И ждет возврата в отчий дом,
Ждет прежнюю подругу.
А я иду – за мной беда,
Не прямо и не косо,
А в никуда и в никогда,
Как поезда с откоса.

1940


* * *

Вражье знамя
Растает, как дым,
Правда за нами,
И мы победим.

(19) июля 1941

* * *

Копай, моя лопата,
Звени, кирка моя.
Не пустим супостата
На мирные поля.

Июль – август 1941


Первый дальнобойный в Ленинграде

И в пестрой суете людской
Все изменилось вдруг.
Но это был не городской,
Да и не сельский звук.
На грома дальнего раскат
Он, правда, был похож, как брат,
Но в громе влажность есть
Высоких свежих облаков
И вожделение лугов –
Веселых ливней весть.
А этот был, как пекло, сух,
И не хотел смятенный слух
Поверить – по тому,
Как расширялся он и рос,
Как равнодушно гибель нес
Ребенку моему.

После 4 сентября 1941, Ленинград
Январь 1942, Ташкент


Мужество

Мы знаем, что ныне лежит на весах
И что совершается ныне.
Час мужества пробил на наших часах.
И мужество нас не покинет.
Не страшно под пулями мертвыми лечь,
Не горько остаться без крова, –
И мы сохраним тебя, русская речь,
Великое русское слово.
Свободным и чистым тебя пронесем,
И внукам дадим, и от плена спасем
Навеки!

23 февраля 1942
Ташкент


Пушкин

Кто знает, что такое слава!
Какой ценой купил он право,
Возможность или благодать
Над всем так мудро и лукаво
Шутить, таинственно молчать
И ногу ножкой называть?

7 марта 1943
Ташкент


* * *

Пора забыть верблюжий этот гам
И белый дом на улице Жуковской.
Пора, пора к березам и грибам,
К широкой осени московской.
Там все теперь сияет, все в росе,
И небо забирается высоко,
И помнит Рогачевское шоссе
Разбойный посвист молодого Блока…

1944 – 1950

* * *

Как у облака на краю,
Вспоминаю я речь твою,

А тебе от речи моей
Стали ночи светлее дней.

Так, отторгнутые от земли,
Высоко мы, как звезды, шли.

Ни отчаяния, ни стыда
Ни теперь, ни потом, ни тогда.

Но живого и наяву,
Слышишь ты, как тебя зову.

И ту дверь, что ты приоткрыл,
Мне захлопнуть не хватит сил.

26 ноября 1945


Памяти Александра Блока

Он прав – опять фонарь, аптека,
Нева, безмолвие, гранит …
Как памятник началу века,
Там этот человек стоит –
Когда он Пушкинскому Дому,
Прощаясь, помахал рукой
И принял смертную истому
Как незаслуженной покой.

7 июня 1946


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Пушкин
 
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Пора забыть верблюжий этот гам
 
Wie am Rand einer Wolke weiß ich
Как у облака на краю
 
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