1
Du hölzernes Mädchen – anstelle des Rückens ein Schiff
Und du hast zwei Brüder – Bruder Brunnen und Bruder Kranich
Das Mädchen mit dem Meeresvogel schickt den Brüdern einen Brief.
Gebt mir, Brüder, einen Namen – zu mir er ganz alleine fliegt.
Und es strömt der glatte Vogel durch den nadeligen Himmel
Und im Kröpfchen quält der Brief, nahe Sonne in den Augen
Doch hatten die Brüder seit langem aus Stein eine andere Schwester genäht,
Legten in ihre Hände einen Vogel – damit sie nie ihn fliegen lässt.
In den Unterwassergarten brachte den Vogel das Mädchen aus Stein,
Daneben flog der Name her – ein feuriger Pfeil.
Das Meer ist solch ein Himmel, nur mit Mond im Maul.
Unterm Wasser her kann ich sehen – über mir strahlst du auf.
2
Der Golem
Wo das Leben von quälender Hoffnung erfüllt ist
Verdickt sind die Blätter von bläulicher Sätte
Bring mich dorthin zurück –
Dort Kuppelkreuz und Wetterfahne
Weiden Scham wo Rauchdunst wabert
Doch hier hin ich krümelnd 'ne Steinausgeburt
Von steinernem Sand zusammengespült
Die aufdringliche Welt sagt ab mir hilft nicht
Doch des Fisches Schlund hält eine Ziffer mit der Klaue
Du
verfütterst als Aussätziger die Himbeere
stelltest die Halbwüste auf eine Rippe
und führtest das ruhige Vieh Fata Morganas zu schauen
Wie ins eigne Löweninnre.
Bring mich zurück!
Ich werde niemals
zuschaun dabei, wie lieblich du singst,
in die heimische Erkältung gekehrt
als hätte sich's Feuer bekleidet mit Regen.
Im Munde den trockenen Tropfen göttlichen Schmeichelns,
ganz sich selbst auf den steinernen Armen:
Das verschlagene Judentum sah mich auf prager Straßen
in höllischen kindlichen Träumen,
wo das Leben von quälender Hoffnung erfüllt ist
die Loipe des Himmels leuchtet vor mir
Bring mich zurück um ergeben und zärtlich das Kind über toter Menge zu halten.
3
Im meinem Garten dem hölzernen Garten
Aus Zuckerziegeln
Warum sangen die Einhörner so
Die knisternden Strahlen zertretend?
(die skandinavischen Götter Ötter gingen rücklings vorbei):
ihre Augen wie Schwärme von Unterwasserfischen. –
bleibe jetzt bei mir:
bleibe jetzt nun niemals
die Träne
rinnt über Sehnen an Gemüsewangen vorbei
schau ihm nicht in die Augen
sie haben solche Augen
wie wir auch
und verlierst vor Angst deine Scham
leise Lieder toter Kinder
hinterlassen keine Spuren
in meinem Garten hölzernen Garten
unvorsichtiger Katzen Eulengemotz
Doch wenn das aufs Taxi flatternde
unzählig trinkende Neon
kommt
Wir sind im Zimmer auf nüchternen Magen
und brennen gestärkte Luft
doch seit morgens schreien
und seit morgens schreien
wir führen ihn einfach in den Garten
und Zucker
verschluckt ihn leicht
wie Wasser und Milch
4
blumen:
sie haben komplizierte handgelenke
doch dies hier? –
ihr ohr und lippe
ist eisig
ein rötlichter trichter
verzeih mir
für ihre fähigkeit schüchtern zu warten
das auge ist
und die finger abkauen
sie leben wegen des rückens
sie haben friedhofsträume
feuchte armselige albträume:
dumpfe nasse schläge über die schamhaft unbekleidete haut
wohnen:
gedrückt an die haut angebrannt
und ich sitze und fetze herab
vom unterarm:
krank und zum lachen
dir ist es schrecklich und angenehm
schau mir an den augen vorbei in die flecken –
so blühe ich. Mir ist alles gleich.
wach auf in der nacht sind die dichter allesamt verblichen
im krankenhauskeller belegen sie drei große schrankwände
die einen fürchterlich aufgedunsen
die anderen vertrocknet
doch der eine stinkt dermaßen dass die sanitäter und jene
sich gegenseitig damit aufziehen
zieh dich an wir schauen uns
nur die sechzehn prigovs an
die ajgis sind noch nicht gezählt
ihre dritten zähne werden an blinde kinder verteilt
für den jüdischen karneval
oder, weißt du, bleiben wir doch besser zuhause
es heißt, die feuerwehr und die miliz wären dort
ich fürchte die milizionäre
du fürchtest die feuerwehrleute
Natalja fürchtet die wölfe
lass uns hier limonade trinken
während wir uns erinnern
wie die dichter paradierten – trum-pum-pum!! tüt!
ein schwedisches dänisches boot durch die finsternis rannte
ein schwarzer schmetterling neben mir an der wand
ich fürchte die eiligen boote und feuersbrunst
rechts und links schmetterlinge und um mich herum
das leben nahm eine wendung wie'n mythos der schwach und kaputt
die schwarzen schmetterlinge setzen aufs riff ihre brust
und wie zu bernstein unausweichlich zu korallen sich wandelt
dass du mich nicht retten kannst sagtest du von anfang an
du trittst auf die straße das eilende boot lachen muss
durch ruder auf handflächen einzeln der singende schmutz
zuhaus ist's ganz finster oder gäste mit eisen in händen
es kämpfen dämonen in grünen verpesteten gräben
Dein weichlicher mund suchte nach schuldigen, fand
Ein haar in der leiste oder den vogelgesang
Blieb stecken im halse, oder er schlug immerdar
Gegen die stimmbänder fremd von oben herab
Hast oft dich erhängt: im schlaf im gewendeten brot
(Der blick, die betrugstannennadel, die herbstlich bedroht)
Du wurdest mein wort (wir wolln uns dem stöhnen ergeben)
Du leidest nicht länger. Das war dein trickreiches streben.
o hiroschima o nizza o botschaft so roh!
die ganze apokalypse träumt Dir fast froh:
Pfähle dachsparren blut – blut diabas und asphalt
– Eiche lindenbast walnuss – gib, Jesus, mir halt
beider Sonniges mondlicht
ist dicht doch mir scheint's dunkelheit
der vorhang und das parkett heben sich
tritt Dies auseinander: auftritt wir zwei
Sind sie schon nächstes jahrhundert? Solln sie nur schaun!
Den tod hier erkenn.
Wir befehln unsern traum
genau anzusehn
(und zärtlich zu bleiben)
Ein Körper folgte mir ein Körper
Der Mohnhonig aß
Doch jetzt reicht's mir, mir ist öde
Bei anderer Sorge steh ich in der Macht
Ich press mit den Zähnen den purpurnen Faden
An dem der hohe Himmel hängt
Ich möchte höher durch Schwimmen mich tragen
Ich will allein bleiben in mich versenkt
Über dem Kopf die Lichtguillotine
Kann ich keine Handlung für uns beide finden
Sei's auch ihr Abschied, ihr ewiges Unglück
Ich bin heute selber Flusslauf und Brücke
Ich bin Feuer und Rohre, Wasser und Seife
Ich bin was du willst, nur dass es dir schmeichelt
Ich bin Ariadne als Fels bei der Grotte
Den Faden beißend, im Mund eine Münze
Ich bin Ariadne, Theseus und Lot
Ich bin ein Täubchen, ein Kindchen
Eine Spur der Rasur ungefährlich
Auf dem Unterarm bei mir
Duft des Blechs das grausam-zärtlich
Von der Bettwäsche erspürt
Über meinem Bett die Wände
Von der Spucke ganz zersetzt
Heu das hin und her sich wendet
Unverwandten Russensprechs
Zu mir trägt die Friedenstaube
Wasser nur im Ärmelchen
Reich mir Käsestückchen traulich
Auf den Inseln zu bestehn …
Siehst du den Purpurfingernagel
Der Sonne dort am Himmel gestern?
Reich ihm ein Gesicht zum Tasten
Durch die offnen Augenfenster.
Die Rosine grausam-zärtlich
Gern den Zungenschlag verwöhnt.
Hab mich bei dir ans ewge Leben,
An die Unsterblichkeit gewöhnt.
A. G.
Wie ein England oder Frankreich
Unser Land im Sonnenaufgang
Die Vögel erblinden, die Blumen und Bäume ertauben
Der Herrgott selbst sprach zu mir heute
etwas Ungehöriges
Bin ich eine Heilige
Oder gleicht jetzt
Unser Herrgott mehr einem Taxenkutscher
Er flüstert solche Worte jedem Mädchen zu
das sonntagsmorgens vor die Tür tritt
die Spatzen und Ameisen und die humpelnde Katze aus einer bunten Schüssel zu füttern
Und in der guten alten Zeit war Gott unser Heerführer
Der einem ganzen Platz voller Beamter, Ulanen und Barmixer
in einer himmlischen herrlichen Fremdsprache
solche Worte eintrichterte dass ihnen die Ohren schlackerten
Schenke mir, Herrgott, wenn nicht für immer so doch von heute an
ein weiches Kleid, das sommers in Warschau bestellt ist,
es gibt so kleine Leckerein, abgesehen von Reimen
Rosinen beispielsweise aus der Tasche und andere Krümel.
Theresienstadt, April 1943
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Das Gedicht stammt von 1999 und wurde einige Wochen vor dem Tod
A. Gorenkos verfasst. Nach Angaben des Dichters A. Tarasov,
einem Freund der Lyrikerin, starb im Konzentrationlager Theresienstadt
eine ihrer Verwandten, vermutlich die Schwester der Großmutter.
1
Ты деревянная дева – вместо спины корабль
И у тебя два брата – брат колодец и брат журавль
Дева с птицей морскою послала братьям письмо.
Братья, дайте мне имя – оно долетит само.
Струилась гладкая птица в игольчатых небесах
В горле письмом томилась, близким солнцем в глазах
А братья давно из камня другую сшили сестру,
Дали ей птицу в руки – не выпускай из рук.
Птица деву из камня в сад подводный влекла,
Рядом летело имя – огненная стрела.
Море – такое небо, только во рту с луной.
Из-под воды я вижу – ты горишь надо мной.
2
Голем
Где жизнь исполнена томительной надежды
Листва сгущенной синевой сыта
Верни меня туда –
Там купол крест и флюгер
Пасутся дымкой плавкого стыда
А здесь я крохкий каменный зародыш
Замытый каменным песком
Мне мир назойливый откажет не поможет
А в рыбьем горле цифра с коготком
Ты
прокаженным скармливал малину
полупустыню ставил на ребро
смотреться в миражи вел тихую скотину
как в собственное львиное нутро.
Верни меня!
Я никогда не буду
подглядывать, как сладко ты поешь,
обернутый в домашнюю простуду
как бы огонь одетый в дождь.
Во рту сухая капля божьей лести,
сама с собой на каменных руках:
На пражских улицах лукавое еврейство
Меня видало в адских детских снах,
где жизнь исполнена томительной надежды
лыжня небес блестит передо мной
Верни меня и преданно и нежно держать дитя над мертвою толпой.
3
В моем саду деревянном саду
Из сахарных кирпичей
Зачем так пели единороги
Сминая шелест лучей?
(скандинавские боги Оги прошли спиной):
их глаза как стаи подводных рыб. –
оставайся теперь со мной:
оставайся теперь сейчас никогда
слеза
стекает по сухожилию минуя зеленьланит
не смотри им в глаза
у них такие глаза
как у нас
и от страха теряешь стыд.
Тихо песни мертвых детей
не оставят следов
в моем саду деревянном саду
неосторожные кошки намеки сов
А если летающий на такси
без счета пьющий неон
придет
мы в комнате натощак
накрахмаленный воздух жжем
а с утра кричат
и с утра кричат
мы просто выведем его в сад
и сахар
поглотит его легко
как воду и молоко
4
цветы:
у них
запястья непросты
а это? –
ухо или
губ
их ледяной
рдяной раструб
прости меня
за их способность кротко ждать
глаз есть
и пальцы
отъедать
они живут из-за
спины
у них кладбищенские сны
сырые нищие кошмары:
тупые влажные удары по стыдной неодетой коже
жилье:
прилипло к коже пригорело
и я сижу и отдираю
с предплечий:
больно и смешно
тебе же страшно и приятно
смотри же мимо глаз мне в пятна –
я так цвету. Мне – всё равно.
просыпайся умерли ночью поэты все-все
в подвале больницы они занимают
три полки большие
одни опухли ужасно,
усохли другие
а один так воняет санитары и те
намекают друг другу на это
одевайся посмотрим
только приговых тех шестнадцать
айги ещё не считали
их вставные зубы раздают слепым детишкам
для еврейского карнавала
или, знаешь, пожалуй, останемся дома
говорят, там пожарники и милиция
я боюсь милиции
ты боишься пожарников
Наталья боится волков
останемся пить лимонад
вспоминая
как ходили поэты на парад – трум-пум-пум!!пиу!
шведская датская лодка гуляет во тьме
черная бабочка рядом со мной на стене
знай я носящихся лодок боюсь и огня
бабочек справа и слева и возле меня
жизнь обернулась как слабый исколотый миф
черные бабочки грудью садятся на риф
и как в янтарь неизбежно врастают в коралл
ты не спасешь меня ты это сразу сказал
выйдешь на улицу лодка несется смеясь
веслами врозь на ладонях поющая грязь
дома вся тьма или гости с железом в руках
демоны воют в зеленых зачумленных рвах
Твой мяконький рот искал виноватых, а находил
Волос в паху или пение птиц ловил
И застревало в горле, и навсегда
Билось о связки чужое верхнее да
Ты часто давился: сном ли, хлебом изнанки
(Лик, осененный хвоей елки-обманки)
Ты стал моим словом (пускай отдающим в стон)
Ты более не страдаешь уже. Прием.
о хиросима ницца благая лесть!
Тебе понемногу снится апокалипсис весь:
Сваи стропила кровь – кровь асфальт диабаз
– Дуб мочало орех Иисус хранивший нас
обоих Солнечный лунный свет
Плотен – не отличу от тьмы
Поднимается занавес и паркет
расступается Это выходим мы
Им двадцать первый век? Пусть не отводят глаз!
Это смерть.
Мы приказываем смотреть
наши сны
(Не прерывая ласк)
Тело за мною ходило тело
Ело маковый мед
А теперь довольно, мне надоело
Я во власти других забот
Я в зубах сжимаю алую нить
К ней привязаны небеса
Я всё выше, выше желаю плыть
Я хочу оставаться сам
Гильотина света над головою
И мне дела нету до нас с тобою
Пусть они в разлуке, в беде навеки
Я сегодня сам и мосты и реки
Я огонь и трубы, вода и мыло
Я что хочешь, лишь бы тебе польстило
Я Ариадна скалою у грота
В зубах нитка, во рту монетка
Я себе Ариадна, Тесей и Лота
Я голубка, детка
След от бритвы безопасной
На предплечье у меня
Запах жести безобразный
От постельного белья –
Над моей кроватью стены
Все изъедены слюной
Шевелящееся сено
Русской речи неродной
Мне приносит голубь мира
Только воду в рукавах
Дайте же кусочек сыра
Выживать на островах…
Видишь солнца алчный ноготь
На вчерашних небесах?
Дай ему лицо потрогать
Сквозь отверстие в глазах.
Нежный и бесчеловечный
Вкус изюма на язык.
Я с тобою к жизни вечной
И к бессмертию привык.
А. Г.
Словно Англия Франция какая
Наша страна в час рассвета
Птицы слепнут, цветы и деревья глохнут
А мне сам Господь сегодня сказал
непристойность
Или я святая
или, скорее
Господь наш подобен таксисту
Он шепчет такое слово каждой девице
что выйдет воскресным утром
кормить воробья муравья и хромую кошку из пёстрой миски
А в хорошие дни Господь у нас полководец
И целой площади клерков, уланов, барменов
На языке иностранном, небесном, прекрасном
произносит такое слово, что у тех слипаются уши
Господи, дай мне не навсегда но отныне
мягкий костюм, заказанный летом в Варшаве,
есть небольшие сласти, минуя рифмы
изюм, например, из карманов, и другие крошки.
Терезиенштадт, апрель 1943