[Svetlana Bunina]

Светлана Бунина (* 1974)

* * *

Es goss so unablässig erinnernd
            an Wellenschlag und Winters Stimme
und der Wintergarten zerfließt
            in Regengüssen auf gut Glück
doch eröffnend sein Innres
            entströmte die Gnade der Stimmen
die sehnsuchtvoll fragen nach Leiden
            und ein vergoldeter Luftzug schien heiter
neuen Sommer zu bringen.

Wir traten in jeden Eingang doch dort
            in Marmorhöhen Schande erklommen
stand wie zuvor der Atlant
            seitlich nach unten den Durchblick gewandt
in seinen Leisten schwieg's Laub
            Gott flog vorbei als Vogel so grau
und machte dann wieder einen auf
            Hund.

Du sagtest
            ich selbst müsste oft und ich kann
mit Grauaugen Regenbögen sehn an
            enface bis profilig die Stimme verstimmt
so sprach
           ich kann nichts von dir von allein
der wahre Gedanke im Fließen ist eisig
            hilf mir nur einmal

und der Regen entflammte wie Reisig.


* * *

Wenn du einmal
(weniger kannst du jetzt nicht sagen)
mich hören wirst wie niemals zuvor,
dann schenke ich dir
eine senffarbene Feder
vom linken Flügel, dem linken –
denn mit dem rechten
habe ich lange dem Meer hinterhergewunken,
das verebbte,
deinen geröteten Pupillen nach
hinter denen Pärn erkennbar wird
(die Fichten und die Zeit
behaupten von Minute zu Minute
ihre vogelgleiche Treue im Kehlkopf)


* * *

Von Liebe, Liebe – brauch ich so viel,
ich Spielzeug, warm umschlossen von Haut,
dass nicht mein Messer auf mich zielt,
doch spitz ein Lämpchen, die harte Faust.
Von Liebe, Liebe – ich bekam
so viel: ein Licht im Dunkeln scheint
Von Liebe, die ich spät erlangt …


* * *

Morgens
da schwimmt die Forelle ans Ufer.
»Wie ähneln sie doch der Lorelei«,
sagt mir eine alte Frau.
Natürlich kann das eine Deutsche gut erkennen –
wenn sie so alt ist …
Wie viele Gesetzmäßigkeiten
ich daraus ableiten könnte,
wie viele Loreleis sie wohl schon
verwechselt hat – das ängstigt mich.
Was wird mir drohn, wenn ich neunzig bin?
Im Grunde
ist alles ganz gleich – solange in dieser Alpenstadt
eine goldene Forelle herumplätschert
und alten Frauen
die Lorelei erscheint.


* * *

Vereint sein – mit dir. Die Schuld nicht zu kennen.
Nicht – selbstvergessen wie Vincent – entlaufen
Dem langsamen Strömen aus dem Trecento,
In andere Wässer den Mund nicht zu tauchen.

Die Sintflut, sie kommt, – da ist nichts zu retten;
Erschreckend, wie'n Dom
                                in dem Fresken beweisen
Den einzigen Gott; wo alle Gesichter
Seine Dreifaltigkeit loben und preisen.

Möge doch Giottos gelbliches Zweifeln
Sich als zu bleich für die Bläue erweisen.
Möge der Lehm, der vergöttlichte, glänzen,

Der, nichts wiederholend, dich nur enthält.
Soll sich aus Liebe doch ändern die Welt,
Solang, sich betrachtend, die Herzen nicht ändern.


* * *

Versuch in der Tasche die Hand zu verstecken –
dort wartet die andere Hand,
die Notbremse zogst du, dein Fehlen zu decken,
doch hat der Stier sich längst abgewandt.
Stech deine Augen aus, werde zu nichts,
die Ohren mit Henna verschmier.
Du hast, dich selbst täuschend, dein Leben verspielt,
das sich verdunkelt vor dir.


September im Tiergarten

Noch läuft der Handel überall –
und das Leben aller Menschen
gewaltig in sich selbst sich ballt,
erzittert in den eignen Wänden.
An Haltestellen, wo ganz offen
der Blumen Spiegelbild sich malt,
schaut sich Magritte als Schatten schofel
gesattelt Fahrradfahrer an.
Du trittst heran an die Bepflanzung,
ein Eichhörnchen wie'n Aufziehtier
sich durch das Rosengärtchen hangelt,
Wo man der Reihe nach verschandelt
durch Frühling Lenz, den Reim versiert.
Des Purpurs Zelluloid zertretend,
glänzen Reifen, rennt der Sinn,
der, sich selbst nicht mehr verstehend,
beschwerter plappert vor sich hin.
Unter Stämmen eng sich drängt jetzt
der Kreis des Bösen sommrig, nass;
ein Himmelschor liest schwindend ängstlich
in Sünderseelen dies und das.


* * *

Herz rechts – Herz links,
zwo drei vier fünf,
ihm zu entkommen – nie gelingt's.
Gibt's denn ein Herz noch nach dem Zorn?
Ich lief auf Bergeshöhn davon,
wo der Wind mir stand viel näher
als der Nächste … Auszuspähen
spielerisch die Niederung.
Der Denunziant die Zunge spitzt,
die Diebe scheuen Arbeitsfleiß,
unklar protestiert gewitzt
meist das Volk, wie Stein so weiß.
Und dazu – wart ab die Zeit –
Herz von hinten, immer weiter –
bietet Luft der Äther heute?
Zwei, dann vier, die Zahlen meutern,
drei, dann vier, zur Höll' damit …


* * *

In deinem Antlitz les ich Gott –
                                und du in meinem –
lass uns auf dunkle Wasser steigen,
wo Lilien sind, Kometen hell und weiß.
Zuerst ist's kalt, dann die Erscheinung
des Steins über der Brücke, sein Verneigen,
und unsre Existenz wird grell und heiß.


* * *

du musst allein sein, voll und ganz allein,
die trockne schnur bei der geburt durchteil'n, –
und laut und schrill in der verzweiflung schrein,
und weitermachen, wenn du nicht mehr kannst:
im keller wasser, haar im licht; erst dann –
erscheint des innren lebens schöner schein.


* * *

Grad steht das Lebende im Saft so voller Freude,
schon wird das Herz umhüllt von Angst und Schreck …
So menschenleer zieht sich der Weltlauf heute,
das, was erstrahlt, wird schließlich Staub und Dreck.
Nicht einem reicht er's Brett sich aufzustützen –
nur Stroh des Himmels, feuchte Pferdedecken –
vor Gott kann niemand fliehend sich verstecken,
in ihren Stall der Tage Schäfchen flitzen.

2013


Liebe

Der New Yorker Keller im Neonlicht
dachte wieder mal
traurig an dich.
Es sprachen von dir vorm Fenster der Busch,
im einsamen Haus die Kresse verhuscht;
dies schrieben mir Drossel und Walnussstrauch,
das Goldne von Sternen, das Gras schrieb's mir auch;
auch's Laubblatt, das späte,
vom Himbeergrund;
zwischen Schneefall und Schlaf der rosige Trunk:
Du findest niemals deinen Tod.
Und ich trat zum Rauchen vors Fenster hinaus,
befragte die Kresse im einsamen Haus,
lauscht' schutzigen Worten
von lästigem Tropf –
und fegte die Blätter vom Weg in den Hof:
Als täte mir Höheres Not.
Bevor ich erfahren
wie des Gartens Gestein,
die Sterne am Himmel, des Teichs Spiegelein
ihr Lügen bedauerlich wahren …

2013


* * *

Полило такой непрерывной
            кающейся волной и зимний
голос и зимний сад
            были накрыты ливнями наугад
а внутри раскрыты
            и полилось ответное
благодать голоса желающие страдать
            и золоченый воздух восстал казалось
новое лето.

Мы заходили в каждый подъезд а там
            мраморной высотой поднимался срам
прежний атлант стоял
            обращенный снизу вбок
и немели листья в его паху
            Бог проходил как водится наверху
притворясь то собакой то птицей
            серой.

Ты сказал
            могла бы сама и должна не раз
в серых глазах по радуге взять анфас
            получился бы профиль так изменился голос
так сказал
            могу ничего о твое одна
истинно мысль текущая холодна
            помоги же хоть раз

и дождь запылал как хворост.


* * *

Если когда-нибудь
(меньшего теперь не скажешь)
ты услышишь меня, как никогда не слышал,
я подарю тебе
перо горчичного цвета
из левого крыла, левого –
правым
я так долго махала
вслед уходящему морю,
вслед твоим рыжим
зрачкам, за которыми Пярну
(сосны и время
от минуты к минуте
птичью верность настаивают в гортани).


* * *

Любви, любви – мне столько нужно,
игрушке в кожице живой,
чтобы воткнуть в себя не нож, но
кулак, фонарик угловой.
Любви, любви – мне столько тоже
досталось: света в темноте,
любви, пришедшей много позже…


* * *

По утрам
форель подплывает к берегу.
Вы похожи на Лорелею, –
говорит мне старая женщина.
Немке, конечно, виднее –
за столько лет…
Если уж мне удалось
придумать закономерность,
сколько она Лорелей
разменяла – подумать страшно.
Что угрожает моим девяноста?
В сущности,
все ничего – пока под альпийским городом,
плещется золотая форель
и старухам показывается
Лорелея.


* * *

Соединиться. Быть с тобой. Не знать
Вина. В самозабвение Винсента
Не отступать из плавного треченто
В другие воды губ не окунать.

Придет потоп – и тут превозмогать.
Как храм, пугать,
                                где в каждой фреске длится
Единый бог. Где составляют лица
Его всеименную благодать.
 
Пусть джоттовских сомнений желтизна
Для синевы окажется бледна.
Пусть глина обожженная мерцает,

Не вызываясь повторить тебя.
Пусть целый свет меняется, любя,
А сердце, не меняясь, созерцает.



* * *

Пробуешь руку убрать в карман –
там другая рука,
ты, облажавшись, сорвал стоп-кран,
бок сошел за быка.
Выколи глаз и на нет сойди,
уши хной заложи.
Ты, обознавшись, сыграл на жизнь,
тьмущую впереди.

Сентябрь в Тиргартене

Еще вовсю идет торговля –
и человеческая жизнь
еще сама себе огромна,
еще сама в себе дрожит.
На остановках, где открыта
двойная живопись цветов,
разглядывает тень Магритта
велосипедных седоков.
Вот ты заходишь на посадку,
вот тельце белкой заводной
летит на розовую грядку,
где разбивают по порядку
строку строкой, весну весной.
Раздавлен алый целлулоид,
колеса блещут, мысль шустрит,
сама себя не удостоит,
все тяжелее говорит.
Стволами сжат замысловатый
круг лета, сырости и зла.
И хор небесный – мал мала –
читает в душах виноватых.

* * *

Сердце справа – сердце слева,
раз два три четыре пять,
от него не убежать.
Есть ли сердце после гнева?
Забираясь на-гора,
принимая ветер ближе
близкого… Тогда как ниже
есть забавная игра.
Точит жалобу сексот,
вор работой не рискует
и неявно протестует
белокаменный народ.
И еще – повремени –
сердце сзади, сердце шире –
сколько воздуху в эфире?
Сбрось со счету – два-четыре –
три-четыре, черт возьми…

* * *

Бог в облике твоём –
                                а ты в моём –
идем дышать на тёмный водоем,
там лилии, как белые кометы.
И холодно вначале, но потом
звезда запотевает под мостом
и мы существованием согреты.

* * *

ты должен быть один, ты должен быть,
в рожденье обрезать сухую нить –
отчаиваться громогласно,
перемогать, когда невмоготу:
вода в подвале, волос на свету и –
внутренняя жизнь прекрасна.

2013


* * *

Вот в радости стоит еще живое,
а вот подернуто сердечным страхом…
Растянуто безлюдье мировое,
сперва проймет, а после станет прахом.
Ни одному не даст облокотиться –
солома неба, прелые попоны –
у Бога никуда не закатиться.
Овечки дней трусят в свои загоны.

2013


Любовь

Холодного света
нью-йоркский подвал
опять о тебе горевал.
Мне это сказали кусты под окном,
настурции в доме одном.
Мне это писали орешник и дрозд,
трава, золотая от звезд,
и поздние листья
с малиновым дном,
и розовый чай между снегом и сном:
ведь ты никогда не умрешь.
И я выходила курить под окном,
к настурциям в доме одном.
С лихим человеком
в дурной разговор –
и листья с дороги сметала во двор:
как будто бы большего ждешь.
Пока не узнала,
как камни в саду
и звезды на небе, и ставни в пруду
блюдут свою жалкую ложь.

2013


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Es goss so unablässig erinnernd
Полило такой непрерывной
 
Wenn du einmal
Если когда-нибудь
 
Von Liebe, Liebe – brauch ich so viel
Любви, любви – мне столько …
 
Morgens
По утрам
 
Vereint sein – mit dir. Die Schuld nicht zu …
Соединиться. Быть с тобой …
 
Versuch in der Tasche die Hand zu –
Пробуешь руку убрать в карман
 
September im Tiergarten
Сентябрь в Тиргартене
 
In deinem Antlitz les ich Gott
Бог в облике твоём
 
du musst allein sein, voll und ganz allein
ты должен быть один, ты должен …
 
Grad steht das Lebende im Saft so voller …
Вот в радости стоит еще живое
 
Liebe
Любовь

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